Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hufeland, Otto: Vorlesungen über physicalische Geographie von A. v. Humboldt. [G]eschrieben im Sommer 1829 durch Otto Hufeland. [Berlin], [ca. 1829]. [= Abschrift einer Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

eine geistreiche Beschreibung ebenso der Sitten verschiedener Völker, als
des physiognomischen Anblicks verschiedener Pflanzen, und ihm gebührt das
Verdienst, alle diese Beobachtungen philosophisch zusammengefaßt, und in ein
Naturbild zusammengestellt zu haben.

Was die Landreisen betrifft, so sind dieselben in den neusten Zeiten
nicht so ausgedehnt gewesen, als im Mittelalter. Damals gehörte es
nicht zu den Seltenheiten, wenn ein Europäer die äusserste Grenze
von China erreichte und von dort über Timbucta nach Cordova ge-
langte, allein der Nutzen der neuern eingeschränkteren Reisen
ist ungleich bedeutender, schon in Rücksicht auf die zur Beobachtung
geschärften Organe. - Für Asien will ich nur insbesondere nennen
Gmelin, Niebuhr und Pallas; für Europa Saussure, für das Cap
der guten Hoffnung Barrow und Lichtenstein, indem durch die neu-
ern Expeditionen in das Innere von Afrika von Hornemann,
Burkhard, Denham und Clapperton mehr geographische, als eigent-
lich physicalische Zwecke erreicht wurden.

Die Gründung der Geognosie als Wissenschaft ist einzig das Er-
gebniß von Forschungen der neuesten Zeit. Durch die Verbin-
dung der Zoologie und vergleichenden Anatomie mit der Geogno-
sie, durch die Entdeckung der geognostischen Reisen, der rela-
tiven Folge der Erdschichten, ist man dahin gekommen, die Gebirgs-
formationen mit Sicherheit zu bestimmen.

Den raumdurchdringenden Instrumenten von Herschel und
Frauenhofer danken wir die Erweiterung unserer Ideen
vom Weltbau, der täglich durch neue Entdeckungen in unserer
Kenntniß an räumlicher Ausdehnung gewinnt.

eine geistreiche Beschreibung ebenso der Sitten verschiedener Völker, als
des physiognomischen Anblicks verschiedener Pflanzen, und ihm gebührt das
Verdienst, alle diese Beobachtungen philosophisch zusam̃engefaßt, und in ein
Naturbild zusam̃engestellt zu haben.

Was die Landreisen betrifft, so sind dieselben in den neusten Zeiten
nicht so ausgedehnt gewesen, als im Mittelalter. Damals gehörte es
nicht zu den Seltenheiten, weñ ein Europäer die äusserste Grenze
von China erreichte und von dort über Timbucta nach Cordova ge-
langte, allein der Nutzen der neuern eingeschränkteren Reisen
ist ungleich bedeutender, schon in Rücksicht auf die zur Beobachtung
geschärften Organe. – Für Asien will ich nur insbesondere neñen
Gmelin, Niebuhr und Pallas; für Europa Saussure, für das Cap
der guten Hoffnung Barrow und Lichtenstein, indem durch die neu-
ern Expeditionen in das Iñere von Afrika von Hornemann,
Burkhard, Denham und Clapperton mehr geographische, als eigent-
lich physicalische Zwecke erreicht wurden.

Die Gründung der Geognosie als Wissenschaft ist einzig das Er-
gebniß von Forschungen der neuesten Zeit. Durch die Verbin-
dung der Zoologie und vergleichenden Anatomie mit der Geogno-
sie, durch die Entdeckung der geognostischen Reisen, der rela-
tiven Folge der Erdschichten, ist man dahin gekom̃en, die Gebirgs-
formationen mit Sicherheit zu bestim̃en.

Den raumdurchdringenden Instrumenten von Herschel und
Frauenhofer danken wir die Erweiterung unserer Ideen
vom Weltbau, der täglich durch neue Entdeckungen in unserer
Kenntniß an räumlicher Ausdehnung gewinnt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="session" n="13">
        <p><pb facs="#f0118" n="114"/>
eine geistreiche Beschreibung ebenso der Sitten verschiedener Völker, als<lb/>
des physiognomischen Anblicks verschiedener Pflanzen, <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> ihm gebührt das<lb/>
Verdienst, alle diese Beobachtungen philosophisch zusam&#x0303;engefaßt, <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> in ein<lb/>
Naturbild zusam&#x0303;engestellt zu haben.</p><lb/>
        <p>Was die Landreisen betrifft, so sind dieselben in den neusten Zeiten<lb/>
nicht so ausgedehnt gewesen, als im <choice><orig>MittelAlter</orig><reg resp="#TK">Mittelalter</reg></choice>. Damals gehörte es<lb/>
nicht zu den Seltenheiten, wen&#x0303; ein Europäer die äusserste Grenze<lb/>
von China erreichte <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> von dort über <hi rendition="#aq">Timbucta</hi> nach <hi rendition="#aq">Cordova</hi> ge-<lb/>
langte, allein der Nutzen der neuern eingeschränkteren Reisen<lb/>
ist ungleich bedeutender, schon in Rücksicht auf die zur Beobachtung<lb/>
geschärften Organe. &#x2013; Für Asien will ich nur insbesondere nen&#x0303;en<lb/><hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-11903705X http://d-nb.info/gnd/11903705X">Gmelin</persName></hi>, <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118734784 http://d-nb.info/gnd/118734784">Niebuhr</persName></hi> <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118591371 http://d-nb.info/gnd/118591371">Pallas</persName></hi>; für Europa <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118804790 http://d-nb.info/gnd/118804790">Saussure</persName></hi>, für das <hi rendition="#aq">Cap</hi><lb/>
der guten Hoffnung <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117583065 http://d-nb.info/gnd/117583065">Barrow</persName></hi> <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-100190014 http://d-nb.info/gnd/100190014">Lichtenstein</persName></hi>, indem durch die neu-<lb/>
ern Expeditionen in das In&#x0303;ere von Afrika von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118707094 http://d-nb.info/gnd/118707094">Hornemann</persName></hi>,<lb/><hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118702203 http://d-nb.info/gnd/118702203">Burkhard</persName></hi>, <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117632368 http://d-nb.info/gnd/117632368">Denham</persName></hi> <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-119426943 http://d-nb.info/gnd/119426943">Clapperton</persName></hi> mehr geographische, als eigent-<lb/>
lich physicalische Zwecke erreicht wurden.</p><lb/>
        <p>Die Gründung der Geognosie als Wissenschaft ist einzig das Er-<lb/>
gebniß von Forschungen der neuesten Zeit. Durch die Verbin-<lb/>
dung der Zoologie <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> vergleichenden Anatomie mit der Geogno-<lb/>
sie, durch die Entdeckung der geognostischen Reisen, der rela-<lb/>
tiven Folge der Erdschichten, ist man dahin gekom&#x0303;en, die Gebirgs-<lb/>
formationen mit Sicherheit zu bestim&#x0303;en.</p><lb/>
        <p>Den raumdurchdringenden Instrumenten von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118841920 http://d-nb.info/gnd/118841920">Herschel</persName></hi> und<lb/><hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-116746599 http://d-nb.info/gnd/116746599">Frauenhofer</persName></hi> danken wir die Erweiterung unserer Ideen<lb/>
vom Weltbau, der täglich durch neue Entdeckungen in unserer<lb/>
Kenntniß an räumlicher Ausdehnung gewinnt.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[114/0118] eine geistreiche Beschreibung ebenso der Sitten verschiedener Völker, als des physiognomischen Anblicks verschiedener Pflanzen, u ihm gebührt das Verdienst, alle diese Beobachtungen philosophisch zusam̃engefaßt, u in ein Naturbild zusam̃engestellt zu haben. Was die Landreisen betrifft, so sind dieselben in den neusten Zeiten nicht so ausgedehnt gewesen, als im MittelAlter. Damals gehörte es nicht zu den Seltenheiten, weñ ein Europäer die äusserste Grenze von China erreichte u von dort über Timbucta nach Cordova ge- langte, allein der Nutzen der neuern eingeschränkteren Reisen ist ungleich bedeutender, schon in Rücksicht auf die zur Beobachtung geschärften Organe. – Für Asien will ich nur insbesondere neñen Gmelin, Niebuhr u Pallas; für Europa Saussure, für das Cap der guten Hoffnung Barrow u Lichtenstein, indem durch die neu- ern Expeditionen in das Iñere von Afrika von Hornemann, Burkhard, Denham u Clapperton mehr geographische, als eigent- lich physicalische Zwecke erreicht wurden. Die Gründung der Geognosie als Wissenschaft ist einzig das Er- gebniß von Forschungen der neuesten Zeit. Durch die Verbin- dung der Zoologie u vergleichenden Anatomie mit der Geogno- sie, durch die Entdeckung der geognostischen Reisen, der rela- tiven Folge der Erdschichten, ist man dahin gekom̃en, die Gebirgs- formationen mit Sicherheit zu bestim̃en. Den raumdurchdringenden Instrumenten von Herschel und Frauenhofer danken wir die Erweiterung unserer Ideen vom Weltbau, der täglich durch neue Entdeckungen in unserer Kenntniß an räumlicher Ausdehnung gewinnt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Tina Krell, Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Nalan Lom: Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription von [N. N.]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1827/28] anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.

  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_privatbesitz_1829
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_privatbesitz_1829/118
Zitationshilfe: Hufeland, Otto: Vorlesungen über physicalische Geographie von A. v. Humboldt. [G]eschrieben im Sommer 1829 durch Otto Hufeland. [Berlin], [ca. 1829]. [= Abschrift einer Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_privatbesitz_1829/118>, abgerufen am 26.11.2024.