Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

kommt; aber die Liebe bleibt; die Kraft verschwindet, die
Schwäche tritt ein, aber die Liebe bleibt; die Gesundheit
flieht, Krankheiten kommen, aber die Liebe bleibt; die ersten
Monate, wo man nur Vorzüge sah, die ersten Jahre, wo
Kummer und Sorgen noch nicht so groß, sind vorbei; es
kommt die Zeit, wo die beiderseitigen Schwächen und
Leidenschaften mit ihren Unbilden offenbar und lästig
werden, wo mit der Zahl der Kinder auch die Kümmer-
nisse wachsen; aber die Liebe bleibt und wird inniger.
Wie wollt ihr mir dies alles erklären? Die Gnade
Gottes hat am Altare die Natur und die Liebe verklärt.

Und damit auch die Unauflöslichkeit der Ehe und die
eheliche Treu befestigt. Das ist die zweite Gnade. Auch
diesen Segen könnt ihr im katholischen Volke betrachten.
Denn die Unauflöslichkeit der Ehe wird mitten unter
tausend Irrthümern nicht nur geglaubt, sondern auch
mitten unter großen Versuchungen treu festgehalten. Warum
gibt es so wenige Katholiken, welche bei Lebzeiten des
andern Theiles wieder heirathen. Doch, was sage ich,
Katholiken? Nein, die meisten dieser Unglücklichen sind
kaum dem Namen nach katholisch - und haben wohl
schon bei der ersten Heirath Fluch und Unsegen sich auf-
geladen. Des ist eine Wahrheit, welche viel zu wenig
gepredigt und von einer Großzahl sonst guter Katholiken
entweder nicht gewußt, oder nicht recht verstanden wird.
Deshalb wollen wir dieselbe das nächste Mal näher be-
trachten. Also weiter. Wenn auch die eheliche Treue viel-
fach verletzt werden mag, warum nicht viel mehr? Warum
sind viele Eheleute von derartigen Versuchungen ihr ganzes
Leben lang vollkommen frei? Warum überwinden andere
die heftigsten Versuchungen wie Susanna im Garten?
Und wenn manche fallen, warum stehen sie bald wieder
auf, um ihr ganzes Leben hindurch Buße zu thun?
Alles kommt voll der Gnade des hl. Sakramentes. Wenn

kommt; aber die Liebe bleibt; die Kraft verschwindet, die
Schwäche tritt ein, aber die Liebe bleibt; die Gesundheit
flieht, Krankheiten kommen, aber die Liebe bleibt; die ersten
Monate, wo man nur Vorzüge sah, die ersten Jahre, wo
Kummer und Sorgen noch nicht so groß, sind vorbei; es
kommt die Zeit, wo die beiderseitigen Schwächen und
Leidenschaften mit ihren Unbilden offenbar und lästig
werden, wo mit der Zahl der Kinder auch die Kümmer-
nisse wachsen; aber die Liebe bleibt und wird inniger.
Wie wollt ihr mir dies alles erklären? Die Gnade
Gottes hat am Altare die Natur und die Liebe verklärt.

Und damit auch die Unauflöslichkeit der Ehe und die
eheliche Treu befestigt. Das ist die zweite Gnade. Auch
diesen Segen könnt ihr im katholischen Volke betrachten.
Denn die Unauflöslichkeit der Ehe wird mitten unter
tausend Irrthümern nicht nur geglaubt, sondern auch
mitten unter großen Versuchungen treu festgehalten. Warum
gibt es so wenige Katholiken, welche bei Lebzeiten des
andern Theiles wieder heirathen. Doch, was sage ich,
Katholiken? Nein, die meisten dieser Unglücklichen sind
kaum dem Namen nach katholisch – und haben wohl
schon bei der ersten Heirath Fluch und Unsegen sich auf-
geladen. Des ist eine Wahrheit, welche viel zu wenig
gepredigt und von einer Großzahl sonst guter Katholiken
entweder nicht gewußt, oder nicht recht verstanden wird.
Deshalb wollen wir dieselbe das nächste Mal näher be-
trachten. Also weiter. Wenn auch die eheliche Treue viel-
fach verletzt werden mag, warum nicht viel mehr? Warum
sind viele Eheleute von derartigen Versuchungen ihr ganzes
Leben lang vollkommen frei? Warum überwinden andere
die heftigsten Versuchungen wie Susanna im Garten?
Und wenn manche fallen, warum stehen sie bald wieder
auf, um ihr ganzes Leben hindurch Buße zu thun?
Alles kommt voll der Gnade des hl. Sakramentes. Wenn

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="12">
        <p><pb facs="#f0123" xml:id="H891_001_1896_pb0111_0001" n="111"/>
kommt; aber die Liebe bleibt; die Kraft verschwindet, die<lb/>
Schwäche tritt ein, aber die Liebe bleibt; die Gesundheit<lb/>
flieht, Krankheiten kommen, aber die Liebe bleibt; die ersten<lb/>
Monate, wo man nur Vorzüge sah, die ersten Jahre, wo<lb/>
Kummer und Sorgen noch nicht so groß, sind vorbei; es<lb/>
kommt die Zeit, wo die beiderseitigen Schwächen und<lb/>
Leidenschaften mit ihren Unbilden offenbar und lästig<lb/>
werden, wo mit der Zahl der Kinder auch die Kümmer-<lb/>
nisse wachsen; aber die Liebe bleibt und wird inniger.<lb/>
Wie wollt ihr mir dies alles erklären? Die Gnade<lb/>
Gottes hat am Altare die Natur und die Liebe verklärt.</p>
        <p>Und damit auch die Unauflöslichkeit der Ehe und die<lb/>
eheliche Treu befestigt. Das ist die zweite Gnade. Auch<lb/>
diesen Segen könnt ihr im katholischen Volke betrachten.<lb/>
Denn die Unauflöslichkeit der Ehe wird mitten unter<lb/>
tausend Irrthümern nicht nur geglaubt, sondern auch<lb/>
mitten unter großen Versuchungen treu festgehalten. Warum<lb/>
gibt es so wenige Katholiken, welche bei Lebzeiten des<lb/>
andern Theiles wieder heirathen. Doch, was sage ich,<lb/>
Katholiken? Nein, die meisten dieser Unglücklichen sind<lb/>
kaum dem Namen nach katholisch &#x2013; und haben wohl<lb/>
schon bei der ersten Heirath Fluch und Unsegen sich auf-<lb/>
geladen. Des ist eine Wahrheit, welche viel zu wenig<lb/>
gepredigt und von einer Großzahl sonst guter Katholiken<lb/>
entweder nicht gewußt, oder nicht recht verstanden wird.<lb/>
Deshalb wollen wir dieselbe das nächste Mal näher be-<lb/>
trachten. Also weiter. Wenn auch die eheliche Treue viel-<lb/>
fach verletzt werden mag, warum nicht viel mehr? Warum<lb/>
sind viele Eheleute von derartigen Versuchungen ihr ganzes<lb/>
Leben lang vollkommen frei? Warum überwinden andere<lb/>
die heftigsten Versuchungen wie Susanna im Garten?<lb/>
Und wenn manche fallen, warum stehen sie bald wieder<lb/>
auf, um ihr ganzes Leben hindurch Buße zu thun?<lb/>
Alles kommt voll der Gnade des hl. Sakramentes. Wenn<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[111/0123] kommt; aber die Liebe bleibt; die Kraft verschwindet, die Schwäche tritt ein, aber die Liebe bleibt; die Gesundheit flieht, Krankheiten kommen, aber die Liebe bleibt; die ersten Monate, wo man nur Vorzüge sah, die ersten Jahre, wo Kummer und Sorgen noch nicht so groß, sind vorbei; es kommt die Zeit, wo die beiderseitigen Schwächen und Leidenschaften mit ihren Unbilden offenbar und lästig werden, wo mit der Zahl der Kinder auch die Kümmer- nisse wachsen; aber die Liebe bleibt und wird inniger. Wie wollt ihr mir dies alles erklären? Die Gnade Gottes hat am Altare die Natur und die Liebe verklärt. Und damit auch die Unauflöslichkeit der Ehe und die eheliche Treu befestigt. Das ist die zweite Gnade. Auch diesen Segen könnt ihr im katholischen Volke betrachten. Denn die Unauflöslichkeit der Ehe wird mitten unter tausend Irrthümern nicht nur geglaubt, sondern auch mitten unter großen Versuchungen treu festgehalten. Warum gibt es so wenige Katholiken, welche bei Lebzeiten des andern Theiles wieder heirathen. Doch, was sage ich, Katholiken? Nein, die meisten dieser Unglücklichen sind kaum dem Namen nach katholisch – und haben wohl schon bei der ersten Heirath Fluch und Unsegen sich auf- geladen. Des ist eine Wahrheit, welche viel zu wenig gepredigt und von einer Großzahl sonst guter Katholiken entweder nicht gewußt, oder nicht recht verstanden wird. Deshalb wollen wir dieselbe das nächste Mal näher be- trachten. Also weiter. Wenn auch die eheliche Treue viel- fach verletzt werden mag, warum nicht viel mehr? Warum sind viele Eheleute von derartigen Versuchungen ihr ganzes Leben lang vollkommen frei? Warum überwinden andere die heftigsten Versuchungen wie Susanna im Garten? Und wenn manche fallen, warum stehen sie bald wieder auf, um ihr ganzes Leben hindurch Buße zu thun? Alles kommt voll der Gnade des hl. Sakramentes. Wenn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/123
Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/123>, abgerufen am 27.11.2024.