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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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und die Unglücklichen weint wie einst Christus über Jeru-
salem. So weint Nikolaus mit der unglücklichen Königin,
aber ihrem Wunsche kann er nicht willfahren, sondern
spricht zu ihr: habe Geduld, harre aus: du mußt mit mir
kämpfen für das Gesetz Jesu Christi, für die Heiligkeit
der Ehe, für die Ehre deines Geschlechtes. Denn sobald
die Männer nach ihrer Lust euch verstoßen oder andere
nehmen können, wie elend, wie verächtlich, wie gemein
euere Person, euere Stellung? Theuberge, getröstet und
muthigt, harrte in ihrem Unglücke aus.

Aber können denn die Päpste nicht nachgeben? Den
Ehebruch können sie niemals billigen, sondern stets ver-
dammen, auch wenn er im Modegewand der Civilehe auf-
tritt - aber den reumüthigen Ehebrecher nehmen sie auf
wie der Vater den verlorenen Sohn. So wird auch
Lothar vom Vater der Christenheit wieder in Gnaden auf-
genommen. Doch seine Besserung ist Heuchelei; Gott aber
läßt seiner nicht spotten, läßt nicht ungestraft seinen Statt-
halter verfolgen, die Heiligkeit der Ehe schänden, die hl.
Sakramente mißbrauchen; wenn die Zeit der Barmherzig-
keit unbenutzt vorbeigegangen, beginnen die Gerichte seiner
Gerechtigkeit. Der Ehebrecher mit seinen Gehilfen sieht
sein Vaterland nicht wieder, und die ganze Christenheit
ruft entsetzt aus: "Da sehet den Finger Gottes!" Dies
traurige Ende sollen alle beherzigen, besonders aber die-
jenigen welche von der Leidenschaft geblendet in Verhält-
nissen leben, welche vor Gott keine Ehe sind - auch für
sie kommt das Ende!

Wenn wir in gewöhnlichen Zeiten lebten, wo ein
einfaches Wort für die Bekehrung der Sünder und für die
Beharrlichkeit der Gerechten ausreichte, so dürfte ich hier
vielleicht abbrechen; da wir aber in Verhältnissen sind,
wo wir die Propheten des alten Bundes und jene großen
hl. Kirchenväter wir einen Ephrem von Syrien, einen hl.

und die Unglücklichen weint wie einst Christus über Jeru-
salem. So weint Nikolaus mit der unglücklichen Königin,
aber ihrem Wunsche kann er nicht willfahren, sondern
spricht zu ihr: habe Geduld, harre aus: du mußt mit mir
kämpfen für das Gesetz Jesu Christi, für die Heiligkeit
der Ehe, für die Ehre deines Geschlechtes. Denn sobald
die Männer nach ihrer Lust euch verstoßen oder andere
nehmen können, wie elend, wie verächtlich, wie gemein
euere Person, euere Stellung? Theuberge, getröstet und
muthigt, harrte in ihrem Unglücke aus.

Aber können denn die Päpste nicht nachgeben? Den
Ehebruch können sie niemals billigen, sondern stets ver-
dammen, auch wenn er im Modegewand der Civilehe auf-
tritt – aber den reumüthigen Ehebrecher nehmen sie auf
wie der Vater den verlorenen Sohn. So wird auch
Lothar vom Vater der Christenheit wieder in Gnaden auf-
genommen. Doch seine Besserung ist Heuchelei; Gott aber
läßt seiner nicht spotten, läßt nicht ungestraft seinen Statt-
halter verfolgen, die Heiligkeit der Ehe schänden, die hl.
Sakramente mißbrauchen; wenn die Zeit der Barmherzig-
keit unbenutzt vorbeigegangen, beginnen die Gerichte seiner
Gerechtigkeit. Der Ehebrecher mit seinen Gehilfen sieht
sein Vaterland nicht wieder, und die ganze Christenheit
ruft entsetzt aus: „Da sehet den Finger Gottes!“ Dies
traurige Ende sollen alle beherzigen, besonders aber die-
jenigen welche von der Leidenschaft geblendet in Verhält-
nissen leben, welche vor Gott keine Ehe sind – auch für
sie kommt das Ende!

Wenn wir in gewöhnlichen Zeiten lebten, wo ein
einfaches Wort für die Bekehrung der Sünder und für die
Beharrlichkeit der Gerechten ausreichte, so dürfte ich hier
vielleicht abbrechen; da wir aber in Verhältnissen sind,
wo wir die Propheten des alten Bundes und jene großen
hl. Kirchenväter wir einen Ephrem von Syrien, einen hl.

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[152/0164] und die Unglücklichen weint wie einst Christus über Jeru- salem. So weint Nikolaus mit der unglücklichen Königin, aber ihrem Wunsche kann er nicht willfahren, sondern spricht zu ihr: habe Geduld, harre aus: du mußt mit mir kämpfen für das Gesetz Jesu Christi, für die Heiligkeit der Ehe, für die Ehre deines Geschlechtes. Denn sobald die Männer nach ihrer Lust euch verstoßen oder andere nehmen können, wie elend, wie verächtlich, wie gemein euere Person, euere Stellung? Theuberge, getröstet und muthigt, harrte in ihrem Unglücke aus. Aber können denn die Päpste nicht nachgeben? Den Ehebruch können sie niemals billigen, sondern stets ver- dammen, auch wenn er im Modegewand der Civilehe auf- tritt – aber den reumüthigen Ehebrecher nehmen sie auf wie der Vater den verlorenen Sohn. So wird auch Lothar vom Vater der Christenheit wieder in Gnaden auf- genommen. Doch seine Besserung ist Heuchelei; Gott aber läßt seiner nicht spotten, läßt nicht ungestraft seinen Statt- halter verfolgen, die Heiligkeit der Ehe schänden, die hl. Sakramente mißbrauchen; wenn die Zeit der Barmherzig- keit unbenutzt vorbeigegangen, beginnen die Gerichte seiner Gerechtigkeit. Der Ehebrecher mit seinen Gehilfen sieht sein Vaterland nicht wieder, und die ganze Christenheit ruft entsetzt aus: „Da sehet den Finger Gottes!“ Dies traurige Ende sollen alle beherzigen, besonders aber die- jenigen welche von der Leidenschaft geblendet in Verhält- nissen leben, welche vor Gott keine Ehe sind – auch für sie kommt das Ende! Wenn wir in gewöhnlichen Zeiten lebten, wo ein einfaches Wort für die Bekehrung der Sünder und für die Beharrlichkeit der Gerechten ausreichte, so dürfte ich hier vielleicht abbrechen; da wir aber in Verhältnissen sind, wo wir die Propheten des alten Bundes und jene großen hl. Kirchenväter wir einen Ephrem von Syrien, einen hl.

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/164>, abgerufen am 21.11.2024.