menschenwürdigen Erziehung, will das Kind nach dem Ebenbilde Gottes bilden und wird keine Befriedigung der bösen Neigungen nur von ferne gestatten, sondern ruft überlaut: "Verläugne dich selbst; kreuzige das Fleisch mit all' seiner Begierlichkeit!" Das ist der einzige wahre Grund, warum Jesus Christus nicht mehr das Vorbild der Jugend sein soll; aber das ist gerade wiederum der Grund, warum er es sein muß, soll nicht das Fleisch mit seiner Begierlichkeit den Menschen zum Barbar machen.
"Wer das Vorbild kann ja von keinem erreicht werden." Wer sagt denn "Ja". Wer kann denn die Vollkommenheit des himmlischen Vaters erreichen? - Und doch sagt der Heiland, "seid vollkommen wie euer Vater im Himmel." Das ist auch gar nicht nothwendig. Aber so weit kann jeder dem Menschensohne gleichförmig werden, daß er für Zeit und Ewigkeit glücklich wird.
Das nun ist nicht schwer und braucht kein tiefes Forschen, was man zu thun und nicht zu thun habe. Da brauchet ihr den Kindern keine Gelehrsamkeit mühsam beizubringen, sondern sie einfach auf ein lebendiges Vor- bild hinzuweisen, auf ein Kind, dem nichts Menschliches ferne geblieben außer die Sünde ganz allein - und die richtige Antwort für euere Kinder wird euch niemals fehlen. Will nur ewige Andeutungen machen.
Was lieben die Kinder? Die Sinnlichkeit im Essen und Trinken, in Spielen und Genüssen aller Art. Das Christkindlein liegt in der Krippe. Ich habe euch ein Beispiel gegeben. Was lieben die Kinder, besonders die Mädchen? Eitles Gewand! Das Christkindlein, in arme Windeln gewickelt, liegt auf Heu. Ich habe euch ein Beispiel gegeben. Was lieben die Kinder? Den Eigen- sinn, den Ungehorsam. Der Knabe Jesu war ihnen unterthan. Ich habe euch ein Beispiel gegeben. Was
menschenwürdigen Erziehung, will das Kind nach dem Ebenbilde Gottes bilden und wird keine Befriedigung der bösen Neigungen nur von ferne gestatten, sondern ruft überlaut: „Verläugne dich selbst; kreuzige das Fleisch mit all' seiner Begierlichkeit!“ Das ist der einzige wahre Grund, warum Jesus Christus nicht mehr das Vorbild der Jugend sein soll; aber das ist gerade wiederum der Grund, warum er es sein muß, soll nicht das Fleisch mit seiner Begierlichkeit den Menschen zum Barbar machen.
„Wer das Vorbild kann ja von keinem erreicht werden.“ Wer sagt denn „Ja“. Wer kann denn die Vollkommenheit des himmlischen Vaters erreichen? – Und doch sagt der Heiland, „seid vollkommen wie euer Vater im Himmel.“ Das ist auch gar nicht nothwendig. Aber so weit kann jeder dem Menschensohne gleichförmig werden, daß er für Zeit und Ewigkeit glücklich wird.
Das nun ist nicht schwer und braucht kein tiefes Forschen, was man zu thun und nicht zu thun habe. Da brauchet ihr den Kindern keine Gelehrsamkeit mühsam beizubringen, sondern sie einfach auf ein lebendiges Vor- bild hinzuweisen, auf ein Kind, dem nichts Menschliches ferne geblieben außer die Sünde ganz allein – und die richtige Antwort für euere Kinder wird euch niemals fehlen. Will nur ewige Andeutungen machen.
Was lieben die Kinder? Die Sinnlichkeit im Essen und Trinken, in Spielen und Genüssen aller Art. Das Christkindlein liegt in der Krippe. Ich habe euch ein Beispiel gegeben. Was lieben die Kinder, besonders die Mädchen? Eitles Gewand! Das Christkindlein, in arme Windeln gewickelt, liegt auf Heu. Ich habe euch ein Beispiel gegeben. Was lieben die Kinder? Den Eigen- sinn, den Ungehorsam. Der Knabe Jesu war ihnen unterthan. Ich habe euch ein Beispiel gegeben. Was
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menschenwürdigen Erziehung, will das Kind nach dem
Ebenbilde Gottes bilden und wird keine Befriedigung
der bösen Neigungen nur von ferne gestatten, sondern
ruft überlaut: „Verläugne dich selbst; kreuzige das
Fleisch mit all' seiner Begierlichkeit!“ Das ist der einzige
wahre Grund, warum Jesus Christus nicht mehr das
Vorbild der Jugend sein soll; aber das ist gerade
wiederum der Grund, warum er es sein muß, soll nicht
das Fleisch mit seiner Begierlichkeit den Menschen zum
Barbar machen.
„Wer das Vorbild kann ja von keinem erreicht
werden.“ Wer sagt denn „Ja“. Wer kann denn die
Vollkommenheit des himmlischen Vaters erreichen? –
Und doch sagt der Heiland, „seid vollkommen wie euer
Vater im Himmel.“ Das ist auch gar nicht nothwendig.
Aber so weit kann jeder dem Menschensohne gleichförmig
werden, daß er für Zeit und Ewigkeit glücklich wird.
Das nun ist nicht schwer und braucht kein tiefes
Forschen, was man zu thun und nicht zu thun habe. Da
brauchet ihr den Kindern keine Gelehrsamkeit mühsam
beizubringen, sondern sie einfach auf ein lebendiges Vor-
bild hinzuweisen, auf ein Kind, dem nichts Menschliches
ferne geblieben außer die Sünde ganz allein – und die
richtige Antwort für euere Kinder wird euch niemals
fehlen. Will nur ewige Andeutungen machen.
Was lieben die Kinder? Die Sinnlichkeit im Essen
und Trinken, in Spielen und Genüssen aller Art. Das
Christkindlein liegt in der Krippe. Ich habe euch ein
Beispiel gegeben. Was lieben die Kinder, besonders die
Mädchen? Eitles Gewand! Das Christkindlein, in arme
Windeln gewickelt, liegt auf Heu. Ich habe euch ein
Beispiel gegeben. Was lieben die Kinder? Den Eigen-
sinn, den Ungehorsam. Der Knabe Jesu war ihnen
unterthan. Ich habe euch ein Beispiel gegeben. Was
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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/194>, abgerufen am 16.02.2025.
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