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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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Denn betrachtet nur noch Folgendes. Schon ein alter
Heide gab den Rath, in seinem Thun und Lassen sich so
zu benehmen, als ob man in Gegenwart eines ehrwür-
digen Mannes stände, denn so werde man alles Unge-
ziemende und Gemeine fliehen.

Welche Bedeutung wird daher das Bild Jesu Christi
im Geist und Herz des Menschen haben? Denn dies
göttliche Kind ist in seiner Allgegenwart überall, sieht
in seiner Allwissenheit Alles. Wenn nun der Eingeborne
vom Vater in seiner verklärten Menschennatur sichtbar
vor uns stände, wer würde wagen, etwas Unrechtes, Un-
sittliches nur zu denken? Wer? Warum also den
Glauben an die Allgegenwart und Allwissenheit des
göttlichen Kindes nicht in jedem Kinde so früh als mög-
lich recht lebendig machen und erhalten? Das ist um
so nothwendiger, als ihr ja nicht immer bei euern Kindern
sein könnet und, wenn ihr noch bei ihnen seid, nicht sehet
was in ihrem Innern vorgeht.

Und doch ist dies alles nur wie ein schwacher Anfang!
Denn dies alles ist mehr Unterricht als Erziehung und
doch ist die Erziehung die Hauptsache. Ihre ganze Kunst
beruht eigentlich auf dem einfachen Satze: "Durch wieder-
holte Handlungen kommt man zur Gewohnheit."
Nicht
daß man hie und da das Gemeine und Wüste fliehe,
sondern immer; nicht daß man nur vor ordentlichen Leuten
bescheiden und sittsam handle, sondern auch wenn man
allein ist, oder durch Zufall für den Augenblick in böser
Gesellschaft sich befindet: Das soll die Erziehung bewirken.
Daher muß das göttliche Kind so recht in Mitte der Familie
sein, und die Eltern haben die hl. Pflicht, ihre Kinder
anzuleiten und anzuhalten, all ihre Gedanken und Reden,
all ihr Thun und Lassen so nach dem Beispiel des all-
wissenden, göttlichen Kindes einzurichten, daß ihnen diese
Handlungsweise zur unverwüstlichen Gewohnheit wird
- zur zweiten Natur.

Denn betrachtet nur noch Folgendes. Schon ein alter
Heide gab den Rath, in seinem Thun und Lassen sich so
zu benehmen, als ob man in Gegenwart eines ehrwür-
digen Mannes stände, denn so werde man alles Unge-
ziemende und Gemeine fliehen.

Welche Bedeutung wird daher das Bild Jesu Christi
im Geist und Herz des Menschen haben? Denn dies
göttliche Kind ist in seiner Allgegenwart überall, sieht
in seiner Allwissenheit Alles. Wenn nun der Eingeborne
vom Vater in seiner verklärten Menschennatur sichtbar
vor uns stände, wer würde wagen, etwas Unrechtes, Un-
sittliches nur zu denken? Wer? Warum also den
Glauben an die Allgegenwart und Allwissenheit des
göttlichen Kindes nicht in jedem Kinde so früh als mög-
lich recht lebendig machen und erhalten? Das ist um
so nothwendiger, als ihr ja nicht immer bei euern Kindern
sein könnet und, wenn ihr noch bei ihnen seid, nicht sehet
was in ihrem Innern vorgeht.

Und doch ist dies alles nur wie ein schwacher Anfang!
Denn dies alles ist mehr Unterricht als Erziehung und
doch ist die Erziehung die Hauptsache. Ihre ganze Kunst
beruht eigentlich auf dem einfachen Satze: „Durch wieder-
holte Handlungen kommt man zur Gewohnheit.“
Nicht
daß man hie und da das Gemeine und Wüste fliehe,
sondern immer; nicht daß man nur vor ordentlichen Leuten
bescheiden und sittsam handle, sondern auch wenn man
allein ist, oder durch Zufall für den Augenblick in böser
Gesellschaft sich befindet: Das soll die Erziehung bewirken.
Daher muß das göttliche Kind so recht in Mitte der Familie
sein, und die Eltern haben die hl. Pflicht, ihre Kinder
anzuleiten und anzuhalten, all ihre Gedanken und Reden,
all ihr Thun und Lassen so nach dem Beispiel des all-
wissenden, göttlichen Kindes einzurichten, daß ihnen diese
Handlungsweise zur unverwüstlichen Gewohnheit wird
– zur zweiten Natur.

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[184/0196] Denn betrachtet nur noch Folgendes. Schon ein alter Heide gab den Rath, in seinem Thun und Lassen sich so zu benehmen, als ob man in Gegenwart eines ehrwür- digen Mannes stände, denn so werde man alles Unge- ziemende und Gemeine fliehen. Welche Bedeutung wird daher das Bild Jesu Christi im Geist und Herz des Menschen haben? Denn dies göttliche Kind ist in seiner Allgegenwart überall, sieht in seiner Allwissenheit Alles. Wenn nun der Eingeborne vom Vater in seiner verklärten Menschennatur sichtbar vor uns stände, wer würde wagen, etwas Unrechtes, Un- sittliches nur zu denken? Wer? Warum also den Glauben an die Allgegenwart und Allwissenheit des göttlichen Kindes nicht in jedem Kinde so früh als mög- lich recht lebendig machen und erhalten? Das ist um so nothwendiger, als ihr ja nicht immer bei euern Kindern sein könnet und, wenn ihr noch bei ihnen seid, nicht sehet was in ihrem Innern vorgeht. Und doch ist dies alles nur wie ein schwacher Anfang! Denn dies alles ist mehr Unterricht als Erziehung und doch ist die Erziehung die Hauptsache. Ihre ganze Kunst beruht eigentlich auf dem einfachen Satze: „Durch wieder- holte Handlungen kommt man zur Gewohnheit.“ Nicht daß man hie und da das Gemeine und Wüste fliehe, sondern immer; nicht daß man nur vor ordentlichen Leuten bescheiden und sittsam handle, sondern auch wenn man allein ist, oder durch Zufall für den Augenblick in böser Gesellschaft sich befindet: Das soll die Erziehung bewirken. Daher muß das göttliche Kind so recht in Mitte der Familie sein, und die Eltern haben die hl. Pflicht, ihre Kinder anzuleiten und anzuhalten, all ihre Gedanken und Reden, all ihr Thun und Lassen so nach dem Beispiel des all- wissenden, göttlichen Kindes einzurichten, daß ihnen diese Handlungsweise zur unverwüstlichen Gewohnheit wird – zur zweiten Natur.

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/196>, abgerufen am 17.05.2024.