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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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lich die Knaben im Allgemeinen die Ruthe vielleicht etwas
nothwendiger haben als die Mädchen, sind dann diese lauter
Engel? Die Thorheit ist also festgebunden an das Herz
der Knaben und der Mädchen; aber die Zuchtruthe treibt
sie davon. Wenn nämlich euere Kinder trotz Mahnen und
Warnen und Drohen dennoch lügen, sich unschamhaft be-
tragen, stehlen, trotzig antworten, zu spät heimkehren, vor
Zorn Dargebotenes zurückstoßen, die Thüre zuschlagen, auf
den Boden stampfen, über Geschwister boshaft herfallen,
fluchen, den Katechismus nicht lernen, den Gottesdienst
versäumen - dann ist die Thorheit an ihr Herz ge-
bunden und nur mit der Rute könnt ihr sie noch weg-
treiben. Und wenn ihr das unterlasset, so könnt ihr euch
leicht sehr schwer versündigen und die Rache Gottes über
euere Familien herausfordern.

Ihr erinnert euch doch auf der biblischen Geschichte
noch an jenen alten Heli, der seine beiden boshaften Söhne
zwar mahnte, aber nicht bestrafte. Entschädigte ihn sein
graues Haar oder das Alter der Söhne? Durch den
Propheten Samuel ließ ihm Gott den Untergang seines
Hauses verkünden. Warum? - Weil er wußte, daß seine
Söhne Schändliches thaten und er sie nicht bestrafte.
So vielen beide Söhne in der Schlacht und bei der Nach-
richt von ihrem Tod starb auch der schwache Vater in
Folge eines unglücklichen Falles. Beherziget das wohl;
denn Gott und sein Gesetz sind seit jenen Tagen sich gleich
geblieben. Beherzigt das wohl. Denn wenn ihr die Ruthe
sparet, hasset ihr euere Kinder. (Prov. XIII.) Denn so
werdet ihr mitschuldig an allem Bösen, das euere Kinder
später thun, an allem Verderben, das über sie hereinbricht.
"So werden, wie der hl. Chrysostomus sagt, Eltern,
welche ihre Kinder nicht in strenger Zucht halten und
nicht den Gott schuldigen Dienst von ihnen verlangen
wie Heli Kindermörder."
Aber erschlug denn Heli seine

lich die Knaben im Allgemeinen die Ruthe vielleicht etwas
nothwendiger haben als die Mädchen, sind dann diese lauter
Engel? Die Thorheit ist also festgebunden an das Herz
der Knaben und der Mädchen; aber die Zuchtruthe treibt
sie davon. Wenn nämlich euere Kinder trotz Mahnen und
Warnen und Drohen dennoch lügen, sich unschamhaft be-
tragen, stehlen, trotzig antworten, zu spät heimkehren, vor
Zorn Dargebotenes zurückstoßen, die Thüre zuschlagen, auf
den Boden stampfen, über Geschwister boshaft herfallen,
fluchen, den Katechismus nicht lernen, den Gottesdienst
versäumen – dann ist die Thorheit an ihr Herz ge-
bunden und nur mit der Rute könnt ihr sie noch weg-
treiben. Und wenn ihr das unterlasset, so könnt ihr euch
leicht sehr schwer versündigen und die Rache Gottes über
euere Familien herausfordern.

Ihr erinnert euch doch auf der biblischen Geschichte
noch an jenen alten Heli, der seine beiden boshaften Söhne
zwar mahnte, aber nicht bestrafte. Entschädigte ihn sein
graues Haar oder das Alter der Söhne? Durch den
Propheten Samuel ließ ihm Gott den Untergang seines
Hauses verkünden. Warum? – Weil er wußte, daß seine
Söhne Schändliches thaten und er sie nicht bestrafte.
So vielen beide Söhne in der Schlacht und bei der Nach-
richt von ihrem Tod starb auch der schwache Vater in
Folge eines unglücklichen Falles. Beherziget das wohl;
denn Gott und sein Gesetz sind seit jenen Tagen sich gleich
geblieben. Beherzigt das wohl. Denn wenn ihr die Ruthe
sparet, hasset ihr euere Kinder. (Prov. XIII.) Denn so
werdet ihr mitschuldig an allem Bösen, das euere Kinder
später thun, an allem Verderben, das über sie hereinbricht.
„So werden, wie der hl. Chrysostomus sagt, Eltern,
welche ihre Kinder nicht in strenger Zucht halten und
nicht den Gott schuldigen Dienst von ihnen verlangen
wie Heli Kindermörder.“
Aber erschlug denn Heli seine

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[208/0220] lich die Knaben im Allgemeinen die Ruthe vielleicht etwas nothwendiger haben als die Mädchen, sind dann diese lauter Engel? Die Thorheit ist also festgebunden an das Herz der Knaben und der Mädchen; aber die Zuchtruthe treibt sie davon. Wenn nämlich euere Kinder trotz Mahnen und Warnen und Drohen dennoch lügen, sich unschamhaft be- tragen, stehlen, trotzig antworten, zu spät heimkehren, vor Zorn Dargebotenes zurückstoßen, die Thüre zuschlagen, auf den Boden stampfen, über Geschwister boshaft herfallen, fluchen, den Katechismus nicht lernen, den Gottesdienst versäumen – dann ist die Thorheit an ihr Herz ge- bunden und nur mit der Rute könnt ihr sie noch weg- treiben. Und wenn ihr das unterlasset, so könnt ihr euch leicht sehr schwer versündigen und die Rache Gottes über euere Familien herausfordern. Ihr erinnert euch doch auf der biblischen Geschichte noch an jenen alten Heli, der seine beiden boshaften Söhne zwar mahnte, aber nicht bestrafte. Entschädigte ihn sein graues Haar oder das Alter der Söhne? Durch den Propheten Samuel ließ ihm Gott den Untergang seines Hauses verkünden. Warum? – Weil er wußte, daß seine Söhne Schändliches thaten und er sie nicht bestrafte. So vielen beide Söhne in der Schlacht und bei der Nach- richt von ihrem Tod starb auch der schwache Vater in Folge eines unglücklichen Falles. Beherziget das wohl; denn Gott und sein Gesetz sind seit jenen Tagen sich gleich geblieben. Beherzigt das wohl. Denn wenn ihr die Ruthe sparet, hasset ihr euere Kinder. (Prov. XIII.) Denn so werdet ihr mitschuldig an allem Bösen, das euere Kinder später thun, an allem Verderben, das über sie hereinbricht. „So werden, wie der hl. Chrysostomus sagt, Eltern, welche ihre Kinder nicht in strenger Zucht halten und nicht den Gott schuldigen Dienst von ihnen verlangen wie Heli Kindermörder.“ Aber erschlug denn Heli seine

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/220>, abgerufen am 18.05.2024.