Euere Bescheidenheit sei allen Menschen offenbar. Denn betrachtet nur noch, was der hl. Geist schon im alten Bunde lehrt: "Freue dich Jüngling in deiner Jugend und laße dein Herz guter Dinge sein; aber wisse, daß Gott dich über all' das vor sein Gericht ziehen wird. (Prediger XI. 9) Wenn ihr euch freuet über das Böse und über die ärgsten Dinge frohlockt (prov. II.) wird Gott in den Städten Judas und in den Straßen Jeru- salems die Stimme der Freude und des Jubels ver- stummen machen."
Also guter Dinge sein, sich freuen in den Tagen der Kindheit! Verschaffet euern Kindern diese Freuden in euerer Familie, aber wie es euere Verhältnisse erstatten und die Lage der Kirche erlaubt. Saget ihnen, Gott werde sie einst über all' das vor sein Gericht ziehen.
Also Freude - guter Dinge sein - christliche Jugend - aber nicht vergessen, es kommt auch hierüber das Gericht. Also Freude aber nie über das Böse, nie über die ärgsten Dinge, sonst kommt nicht bloß das schreckliche Gericht nach dem Tode, sondern Gott wird jetzt schon die Stimme des Jubels verstummen machen in den Städten Judas, in den Straßen Jerusalems. Wie oft erlebten wir das schon, wenn nicht in eigener Person doch im Jammer der Mitmenschen? Wenn so ein Krieg irgendwo ausbrach, wo Väter und Söhne unter einem Thränenstrom von Gattin und Mutter und Schwester und Braut sich trennten, Dörfer und Städte trauerten und weinten und mit Todesangst von Schlachten hörten, ungewiß über das Los der Ihrigen und erst das Land, wo die Heeresmassen mit Kanonendonner sich be- grüßten, und auf den Schlachtfeldern bei 30, 40 und noch mehr Tausenden von Toten und Verwundeten herum- lagen; verwüstet die Fluren, in Flammen die Dörfer, auf der Flucht die Familien, Städte ringsum eingeschlossen,
Euere Bescheidenheit sei allen Menschen offenbar. Denn betrachtet nur noch, was der hl. Geist schon im alten Bunde lehrt: „Freue dich Jüngling in deiner Jugend und laße dein Herz guter Dinge sein; aber wisse, daß Gott dich über all' das vor sein Gericht ziehen wird. (Prediger XI. 9) Wenn ihr euch freuet über das Böse und über die ärgsten Dinge frohlockt (prov. II.) wird Gott in den Städten Judas und in den Straßen Jeru- salems die Stimme der Freude und des Jubels ver- stummen machen.“
Also guter Dinge sein, sich freuen in den Tagen der Kindheit! Verschaffet euern Kindern diese Freuden in euerer Familie, aber wie es euere Verhältnisse erstatten und die Lage der Kirche erlaubt. Saget ihnen, Gott werde sie einst über all' das vor sein Gericht ziehen.
Also Freude – guter Dinge sein – christliche Jugend – aber nicht vergessen, es kommt auch hierüber das Gericht. Also Freude aber nie über das Böse, nie über die ärgsten Dinge, sonst kommt nicht bloß das schreckliche Gericht nach dem Tode, sondern Gott wird jetzt schon die Stimme des Jubels verstummen machen in den Städten Judas, in den Straßen Jerusalems. Wie oft erlebten wir das schon, wenn nicht in eigener Person doch im Jammer der Mitmenschen? Wenn so ein Krieg irgendwo ausbrach, wo Väter und Söhne unter einem Thränenstrom von Gattin und Mutter und Schwester und Braut sich trennten, Dörfer und Städte trauerten und weinten und mit Todesangst von Schlachten hörten, ungewiß über das Los der Ihrigen und erst das Land, wo die Heeresmassen mit Kanonendonner sich be- grüßten, und auf den Schlachtfeldern bei 30, 40 und noch mehr Tausenden von Toten und Verwundeten herum- lagen; verwüstet die Fluren, in Flammen die Dörfer, auf der Flucht die Familien, Städte ringsum eingeschlossen,
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Euere Bescheidenheit sei allen Menschen offenbar.
Denn betrachtet nur noch, was der hl. Geist schon im
alten Bunde lehrt: „Freue dich Jüngling in deiner Jugend
und laße dein Herz guter Dinge sein; aber wisse, daß
Gott dich über all' das vor sein Gericht ziehen wird.
(Prediger XI. 9) Wenn ihr euch freuet über das Böse
und über die ärgsten Dinge frohlockt (prov. II.) wird
Gott in den Städten Judas und in den Straßen Jeru-
salems die Stimme der Freude und des Jubels ver-
stummen machen.“
Also guter Dinge sein, sich freuen in den Tagen
der Kindheit! Verschaffet euern Kindern diese Freuden
in euerer Familie, aber wie es euere Verhältnisse erstatten
und die Lage der Kirche erlaubt. Saget ihnen, Gott
werde sie einst über all' das vor sein Gericht ziehen.
Also Freude – guter Dinge sein – christliche
Jugend – aber nicht vergessen, es kommt auch hierüber
das Gericht. Also Freude aber nie über das Böse, nie
über die ärgsten Dinge, sonst kommt nicht bloß das
schreckliche Gericht nach dem Tode, sondern Gott wird
jetzt schon die Stimme des Jubels verstummen machen
in den Städten Judas, in den Straßen Jerusalems.
Wie oft erlebten wir das schon, wenn nicht in eigener
Person doch im Jammer der Mitmenschen? Wenn so
ein Krieg irgendwo ausbrach, wo Väter und Söhne unter
einem Thränenstrom von Gattin und Mutter und Schwester
und Braut sich trennten, Dörfer und Städte trauerten
und weinten und mit Todesangst von Schlachten hörten,
ungewiß über das Los der Ihrigen und erst das
Land, wo die Heeresmassen mit Kanonendonner sich be-
grüßten, und auf den Schlachtfeldern bei 30, 40 und noch
mehr Tausenden von Toten und Verwundeten herum-
lagen; verwüstet die Fluren, in Flammen die Dörfer,
auf der Flucht die Familien, Städte ringsum eingeschlossen,
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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/323>, abgerufen am 25.11.2024.
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