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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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von Habsucht, von Sinnenlust sich treiben lassen, wenn
sie vielleicht gar im Glauben schwankend geworden,
werden sie dann nicht dorthin kommen, wo ihre Leiden-
schaft gelüstet aber nicht, wo Gott sie haben will?

Wohl weiß ich, daß es manchem lieber wäre, wenn
ich gegen gewisse Leidenschaften und Sünden nicht so oft
und nicht so eindringlich meine Stimme erhöbe. Aber
mit dem heiligen Chrysostomus kann ich nicht anders
handeln. Denn mit ihm glaube ich, daß vielleicht nur
wenige von allen, die so zahlreich zur Predigt kommen
und so gespannt zuhören, an diesen Sünden und Leiden-
schaften krank sind - diese wenigen sollen gesund werden
- damit aber die Gesunden in dieser ungesunden Luft
gesund bleiben, bedürfen sie der Arznei der großen
Wahrheiten; denn nur so bleiben sie vor dem Verderben
bewahrt, wenn nicht alle, doch gewiß ein großer Theil.

Wer also in seiner Standeswahl die Erleuchtung
Gottes haben will, der bewahre sein Herz rein von
schwerer Sünde, und wenn er dasselbe befleckt hat, soll
er würdige Früchte der Buße bringen. Diese Reinheit
des Herzens ist um so nothwendiger, als einer guten
Standeswahl eifriges Gebet vorangehen muß. Denn
nur das Gebet des Gerechten dringt durch die Wolken.

Daß aber das Gebet zur Zeit der Standeswahl
besonders notwendig, sollte jetzt klar sein. Denn einer-
seits handelt es sich um den Beruf, der mit unserm
Seelenheile aufs innigste verbunden, anderseits aber
suchen die Welt, die Leidenschaften und Satan uns auf
falsche Bahnen zu führen. Wenn nämlich Satan uns
immer anfeindet, so sind es doch besondere Zeitpunkte,
wo er dem Menschen mit aller Schlauheit und Wuth sich
nähert. Zuerst in der Jugend, wo die Prüfung, die
Krisis, die Entscheidung kommt, ob die Unschuld das
Werk der Erziehung verklären, oder aber die Unlauterkeit

von Habsucht, von Sinnenlust sich treiben lassen, wenn
sie vielleicht gar im Glauben schwankend geworden,
werden sie dann nicht dorthin kommen, wo ihre Leiden-
schaft gelüstet aber nicht, wo Gott sie haben will?

Wohl weiß ich, daß es manchem lieber wäre, wenn
ich gegen gewisse Leidenschaften und Sünden nicht so oft
und nicht so eindringlich meine Stimme erhöbe. Aber
mit dem heiligen Chrysostomus kann ich nicht anders
handeln. Denn mit ihm glaube ich, daß vielleicht nur
wenige von allen, die so zahlreich zur Predigt kommen
und so gespannt zuhören, an diesen Sünden und Leiden-
schaften krank sind – diese wenigen sollen gesund werden
– damit aber die Gesunden in dieser ungesunden Luft
gesund bleiben, bedürfen sie der Arznei der großen
Wahrheiten; denn nur so bleiben sie vor dem Verderben
bewahrt, wenn nicht alle, doch gewiß ein großer Theil.

Wer also in seiner Standeswahl die Erleuchtung
Gottes haben will, der bewahre sein Herz rein von
schwerer Sünde, und wenn er dasselbe befleckt hat, soll
er würdige Früchte der Buße bringen. Diese Reinheit
des Herzens ist um so nothwendiger, als einer guten
Standeswahl eifriges Gebet vorangehen muß. Denn
nur das Gebet des Gerechten dringt durch die Wolken.

Daß aber das Gebet zur Zeit der Standeswahl
besonders notwendig, sollte jetzt klar sein. Denn einer-
seits handelt es sich um den Beruf, der mit unserm
Seelenheile aufs innigste verbunden, anderseits aber
suchen die Welt, die Leidenschaften und Satan uns auf
falsche Bahnen zu führen. Wenn nämlich Satan uns
immer anfeindet, so sind es doch besondere Zeitpunkte,
wo er dem Menschen mit aller Schlauheit und Wuth sich
nähert. Zuerst in der Jugend, wo die Prüfung, die
Krisis, die Entscheidung kommt, ob die Unschuld das
Werk der Erziehung verklären, oder aber die Unlauterkeit

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[339/0351] von Habsucht, von Sinnenlust sich treiben lassen, wenn sie vielleicht gar im Glauben schwankend geworden, werden sie dann nicht dorthin kommen, wo ihre Leiden- schaft gelüstet aber nicht, wo Gott sie haben will? Wohl weiß ich, daß es manchem lieber wäre, wenn ich gegen gewisse Leidenschaften und Sünden nicht so oft und nicht so eindringlich meine Stimme erhöbe. Aber mit dem heiligen Chrysostomus kann ich nicht anders handeln. Denn mit ihm glaube ich, daß vielleicht nur wenige von allen, die so zahlreich zur Predigt kommen und so gespannt zuhören, an diesen Sünden und Leiden- schaften krank sind – diese wenigen sollen gesund werden – damit aber die Gesunden in dieser ungesunden Luft gesund bleiben, bedürfen sie der Arznei der großen Wahrheiten; denn nur so bleiben sie vor dem Verderben bewahrt, wenn nicht alle, doch gewiß ein großer Theil. Wer also in seiner Standeswahl die Erleuchtung Gottes haben will, der bewahre sein Herz rein von schwerer Sünde, und wenn er dasselbe befleckt hat, soll er würdige Früchte der Buße bringen. Diese Reinheit des Herzens ist um so nothwendiger, als einer guten Standeswahl eifriges Gebet vorangehen muß. Denn nur das Gebet des Gerechten dringt durch die Wolken. Daß aber das Gebet zur Zeit der Standeswahl besonders notwendig, sollte jetzt klar sein. Denn einer- seits handelt es sich um den Beruf, der mit unserm Seelenheile aufs innigste verbunden, anderseits aber suchen die Welt, die Leidenschaften und Satan uns auf falsche Bahnen zu führen. Wenn nämlich Satan uns immer anfeindet, so sind es doch besondere Zeitpunkte, wo er dem Menschen mit aller Schlauheit und Wuth sich nähert. Zuerst in der Jugend, wo die Prüfung, die Krisis, die Entscheidung kommt, ob die Unschuld das Werk der Erziehung verklären, oder aber die Unlauterkeit

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/351>, abgerufen am 02.06.2024.