gegenüber die ganz gleichen Pflichten. Denn auch euch "Wehe," wenn ihr Aergerniß gebet, besonders den Kindern des Hauses. Damit nun dies Alles in Ordnung komme und bleibe, ist die Wachsamkeit der Vater und Mutter nothwendig.
Ihr habet in euerem Hause Knechte, Mägde, Lehr- jungen, Gesellen, Lehrtöchter oder Kostgänger - wie ver- kehren diese mit einander und mit euern Söhnen und Töchtern? Und diese mit jenen? Wo sind sie bei Nacht? Wäre jedes in seinem Zimmer, in seinem Bette zu treffen? Suchen sie nicht, bei Tage allein beieinander zu sein? Von solchen Leuten werden ja Kinder schon in zarter Jugend zur Sünde mißbraucht, und klagen dann später bitter über die Sorglosigkeit der Eltern. Gebet ihr auch Acht, ob euere Dienstboten und Gesellen und Lehrlinge den Gottesdienst fleißig besuchen, die hl. Sakramente empfangen? ob sie nicht in schlechte Vereine eintreten? welche Bekanntschaften sie anfangen oder unterhalten. Aber was soll ich sagen, wenn die Leute nicht in deinem Hause arbeiten und wohnen, sondern in der Fabrik oder bei einem Bau oder sonstwo beschäftiget sind?
Auch da ist Aufsicht nothwendig und doppelt strenge, wo beide Geschlechter miteinander arbeiten, seien die Arbeiter ledig oder verheiratet; je weniger zahlreich die Arbeiter, desto wachsamer muß die Bewachung sein. Oder was verlangen denn all diese Aergernisse, all diese Sünden, all das Unglück, das bald da, bald dort mehr oder weniger aus dem Dunkel in die Oeffentlichkeit tritt? Was ver- langt die Angst der Mutter und der Kummer des Vaters, oder die Eifersucht einer unglücklichen Frau? Was ver- langt der Leichtsinn der Jugend? Strenge Aufsicht.
Oder ist das schwierig? Mag sein - aber gerade deswegen auch nothwendig. Was übrigens manche gute Familie zu Stande bringt, wird auch für Andere keine
gegenüber die ganz gleichen Pflichten. Denn auch euch „Wehe,“ wenn ihr Aergerniß gebet, besonders den Kindern des Hauses. Damit nun dies Alles in Ordnung komme und bleibe, ist die Wachsamkeit der Vater und Mutter nothwendig.
Ihr habet in euerem Hause Knechte, Mägde, Lehr- jungen, Gesellen, Lehrtöchter oder Kostgänger – wie ver- kehren diese mit einander und mit euern Söhnen und Töchtern? Und diese mit jenen? Wo sind sie bei Nacht? Wäre jedes in seinem Zimmer, in seinem Bette zu treffen? Suchen sie nicht, bei Tage allein beieinander zu sein? Von solchen Leuten werden ja Kinder schon in zarter Jugend zur Sünde mißbraucht, und klagen dann später bitter über die Sorglosigkeit der Eltern. Gebet ihr auch Acht, ob euere Dienstboten und Gesellen und Lehrlinge den Gottesdienst fleißig besuchen, die hl. Sakramente empfangen? ob sie nicht in schlechte Vereine eintreten? welche Bekanntschaften sie anfangen oder unterhalten. Aber was soll ich sagen, wenn die Leute nicht in deinem Hause arbeiten und wohnen, sondern in der Fabrik oder bei einem Bau oder sonstwo beschäftiget sind?
Auch da ist Aufsicht nothwendig und doppelt strenge, wo beide Geschlechter miteinander arbeiten, seien die Arbeiter ledig oder verheiratet; je weniger zahlreich die Arbeiter, desto wachsamer muß die Bewachung sein. Oder was verlangen denn all diese Aergernisse, all diese Sünden, all das Unglück, das bald da, bald dort mehr oder weniger aus dem Dunkel in die Oeffentlichkeit tritt? Was ver- langt die Angst der Mutter und der Kummer des Vaters, oder die Eifersucht einer unglücklichen Frau? Was ver- langt der Leichtsinn der Jugend? Strenge Aufsicht.
Oder ist das schwierig? Mag sein – aber gerade deswegen auch nothwendig. Was übrigens manche gute Familie zu Stande bringt, wird auch für Andere keine
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gegenüber die ganz gleichen Pflichten. Denn auch euch
„Wehe,“ wenn ihr Aergerniß gebet, besonders den Kindern
des Hauses. Damit nun dies Alles in Ordnung komme
und bleibe, ist die Wachsamkeit der Vater und Mutter
nothwendig.
Ihr habet in euerem Hause Knechte, Mägde, Lehr-
jungen, Gesellen, Lehrtöchter oder Kostgänger – wie ver-
kehren diese mit einander und mit euern Söhnen und
Töchtern? Und diese mit jenen? Wo sind sie bei Nacht?
Wäre jedes in seinem Zimmer, in seinem Bette zu treffen?
Suchen sie nicht, bei Tage allein beieinander zu sein?
Von solchen Leuten werden ja Kinder schon in zarter
Jugend zur Sünde mißbraucht, und klagen dann später
bitter über die Sorglosigkeit der Eltern. Gebet ihr auch
Acht, ob euere Dienstboten und Gesellen und Lehrlinge
den Gottesdienst fleißig besuchen, die hl. Sakramente
empfangen? ob sie nicht in schlechte Vereine eintreten?
welche Bekanntschaften sie anfangen oder unterhalten.
Aber was soll ich sagen, wenn die Leute nicht in deinem
Hause arbeiten und wohnen, sondern in der Fabrik oder
bei einem Bau oder sonstwo beschäftiget sind?
Auch da ist Aufsicht nothwendig und doppelt strenge,
wo beide Geschlechter miteinander arbeiten, seien die
Arbeiter ledig oder verheiratet; je weniger zahlreich die
Arbeiter, desto wachsamer muß die Bewachung sein. Oder
was verlangen denn all diese Aergernisse, all diese Sünden,
all das Unglück, das bald da, bald dort mehr oder weniger
aus dem Dunkel in die Oeffentlichkeit tritt? Was ver-
langt die Angst der Mutter und der Kummer des Vaters,
oder die Eifersucht einer unglücklichen Frau? Was ver-
langt der Leichtsinn der Jugend? Strenge Aufsicht.
Oder ist das schwierig? Mag sein – aber gerade
deswegen auch nothwendig. Was übrigens manche gute
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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/379>, abgerufen am 22.11.2024.
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