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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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Was wollet ihr gegen diese Anordnung Gottes vorbringen?
Nicht wahr, die Wirthschaften, die Gesellschaften, das Spiel
sind kurzweiliger? Ob aber, wenn Gott die verlorenen
Kinder aus eurer Hand zurückverlangt, die Hölle auch kurz-
weiliger sein wird, als der Himmel? - Aber ich kann
ja die Kinder nicht unterrichten; ich weiß ja selbst von
der Religion sehr wenig. Aber warum bist du in's
Heiligthum der Familie eingedrungen? Warum nicht
wenigstens jetzt noch das Versäumte nachholen durch auf-
merksames Anhören der Predigt und Christenlehre; durch
das Lesen guter Bücher?

Aber ich lehre doch meine Kinder nichts Schlechtes,
bringe sie doch nicht um den Glauben. Ja dieser Miß-
brauch der Vatermacht fehlte noch, um in die Hölle zu
versinken, bodenlos. Beherziget doch diese Wahrheiten in
den Tagen der Barmherzigkeit, bevor der große und schreck-
liche Tag des Herrn über einen jeden hereinbricht.

Bevor ich aber diesen Punkt verlasse, muß ich noch
etwas berühren. Allerdings ist der Vater an Gottesstelle
der Religionslehrer in der Familie; aber gleichzeitig ist
er auch berechtigt und verpflichtet, die Kinder in andern
Sachen zu belehren. Aber wozu haben wir denn die
Schule? Die Schule ist nur die Magd der Familie;
einer Magd überläßt man aber nicht alles ganz und gar,
ohne irgend welches Nachsehen, besonders nicht die Kinder.
Da nun, wenn ihr immer mehr an Ansehen verlieret, seid
ihr selbst schuld! Immer nur Schule; alles nur Schule,
noch einmal nur Schule in allen nur möglichen Formen,
als wären die Kinder dem Vater nur gegeben, nur in die
Schule zu gehen; daher kommt denn diese Jugend nach
und nach zur Ansicht: Ich verdanke dem Vater eigentlich
gar nichts, sondern alles der Schule. Ich mache euch da
nur auf eine Gefahr aufmerksam, die um so größer wird,
je weniger sie beachtet wird.

Was wollet ihr gegen diese Anordnung Gottes vorbringen?
Nicht wahr, die Wirthschaften, die Gesellschaften, das Spiel
sind kurzweiliger? Ob aber, wenn Gott die verlorenen
Kinder aus eurer Hand zurückverlangt, die Hölle auch kurz-
weiliger sein wird, als der Himmel? – Aber ich kann
ja die Kinder nicht unterrichten; ich weiß ja selbst von
der Religion sehr wenig. Aber warum bist du in's
Heiligthum der Familie eingedrungen? Warum nicht
wenigstens jetzt noch das Versäumte nachholen durch auf-
merksames Anhören der Predigt und Christenlehre; durch
das Lesen guter Bücher?

Aber ich lehre doch meine Kinder nichts Schlechtes,
bringe sie doch nicht um den Glauben. Ja dieser Miß-
brauch der Vatermacht fehlte noch, um in die Hölle zu
versinken, bodenlos. Beherziget doch diese Wahrheiten in
den Tagen der Barmherzigkeit, bevor der große und schreck-
liche Tag des Herrn über einen jeden hereinbricht.

Bevor ich aber diesen Punkt verlasse, muß ich noch
etwas berühren. Allerdings ist der Vater an Gottesstelle
der Religionslehrer in der Familie; aber gleichzeitig ist
er auch berechtigt und verpflichtet, die Kinder in andern
Sachen zu belehren. Aber wozu haben wir denn die
Schule? Die Schule ist nur die Magd der Familie;
einer Magd überläßt man aber nicht alles ganz und gar,
ohne irgend welches Nachsehen, besonders nicht die Kinder.
Da nun, wenn ihr immer mehr an Ansehen verlieret, seid
ihr selbst schuld! Immer nur Schule; alles nur Schule,
noch einmal nur Schule in allen nur möglichen Formen,
als wären die Kinder dem Vater nur gegeben, nur in die
Schule zu gehen; daher kommt denn diese Jugend nach
und nach zur Ansicht: Ich verdanke dem Vater eigentlich
gar nichts, sondern alles der Schule. Ich mache euch da
nur auf eine Gefahr aufmerksam, die um so größer wird,
je weniger sie beachtet wird.

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[40/0052] Was wollet ihr gegen diese Anordnung Gottes vorbringen? Nicht wahr, die Wirthschaften, die Gesellschaften, das Spiel sind kurzweiliger? Ob aber, wenn Gott die verlorenen Kinder aus eurer Hand zurückverlangt, die Hölle auch kurz- weiliger sein wird, als der Himmel? – Aber ich kann ja die Kinder nicht unterrichten; ich weiß ja selbst von der Religion sehr wenig. Aber warum bist du in's Heiligthum der Familie eingedrungen? Warum nicht wenigstens jetzt noch das Versäumte nachholen durch auf- merksames Anhören der Predigt und Christenlehre; durch das Lesen guter Bücher? Aber ich lehre doch meine Kinder nichts Schlechtes, bringe sie doch nicht um den Glauben. Ja dieser Miß- brauch der Vatermacht fehlte noch, um in die Hölle zu versinken, bodenlos. Beherziget doch diese Wahrheiten in den Tagen der Barmherzigkeit, bevor der große und schreck- liche Tag des Herrn über einen jeden hereinbricht. Bevor ich aber diesen Punkt verlasse, muß ich noch etwas berühren. Allerdings ist der Vater an Gottesstelle der Religionslehrer in der Familie; aber gleichzeitig ist er auch berechtigt und verpflichtet, die Kinder in andern Sachen zu belehren. Aber wozu haben wir denn die Schule? Die Schule ist nur die Magd der Familie; einer Magd überläßt man aber nicht alles ganz und gar, ohne irgend welches Nachsehen, besonders nicht die Kinder. Da nun, wenn ihr immer mehr an Ansehen verlieret, seid ihr selbst schuld! Immer nur Schule; alles nur Schule, noch einmal nur Schule in allen nur möglichen Formen, als wären die Kinder dem Vater nur gegeben, nur in die Schule zu gehen; daher kommt denn diese Jugend nach und nach zur Ansicht: Ich verdanke dem Vater eigentlich gar nichts, sondern alles der Schule. Ich mache euch da nur auf eine Gefahr aufmerksam, die um so größer wird, je weniger sie beachtet wird.

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/52>, abgerufen am 24.11.2024.