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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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ihrer Rückreise nach Jerusalem. Rechts und links späht
ihr thränengefülltes Auge nach dem Knaben: "Habet ihr
ihn nicht gesehen, nichts von ihm gehört?"
So schluchzen
sie jeden Wanderer an, so weinen sie vor jedem Hause,
in allen Dörfern und Flecken an der Landstraße. Und
erst in Jerusalem! Dort gingen sie wohl zuerst in die
Herberge - keine Auskunft. Sie gehen in den Tempel;
dort finden sie ihn mitten unter den Lehrern.

"Kind, warum hast du uns das gethan? Siehe dein
Vater und ich suchen dich mit Schmerzen."
Diese Worte
der jungfräulichen Mutter sind nicht Worte des Tadels,
sondern des Schmerzens.

"Warum hast du uns das gethan?" Warum ließ
der göttliche Knabe über Mutter und Pflegevater, welche
er doch so innig liebte, diese Betrübniß kommen? Aus
Liebe zu Allen, welche Väter und Mütter werden, damit
ihr ein Beispiel habet, mit welcher Sorgfalt, mit welchem
Kummer und Schmerz ihr euere Kinder bewachen und
aufsuchen sollet. - Aber wenn ihr dennoch euere Pflichten
vernachläßiget, welche furchtbare Verantwortung nehmet
ihr mit in die Ewigkeit?

"Aber wir müssen unsere Kinder nicht suchen; wir
wissen ja, wo sie sind; sie sagen es uns jedesmal, bevor
sie fortgehen."
Gut, aber sagen sie euch jedesmal die
Wahrheit? - Wenn sie's etwa machen wie jene Töchter,
welche ihrem Vater vorgaben, sie wollen ein Mission
besuchen und dafür auf den Tanzplatz gingen! Was dann!

Doch gut, die Kinder sollen wirklich dort sein, wo
ihr sie glaubet. Aber wisset ihr auch, wer noch mehr
dort ist? Wisset ihr auch was dort gelesen, geredet, ge-
sungen, gespielet, getrunken, gethan wird? Wisset ihr das
auch? Und wenn nicht, wie könnet ihr denn bei all' diesen
Aergernissen, die täglich allüberall vorkommen, beruhiget
sein? Und wenn diese Söhne und Töchter am Abend

ihrer Rückreise nach Jerusalem. Rechts und links späht
ihr thränengefülltes Auge nach dem Knaben: „Habet ihr
ihn nicht gesehen, nichts von ihm gehört?“
So schluchzen
sie jeden Wanderer an, so weinen sie vor jedem Hause,
in allen Dörfern und Flecken an der Landstraße. Und
erst in Jerusalem! Dort gingen sie wohl zuerst in die
Herberge – keine Auskunft. Sie gehen in den Tempel;
dort finden sie ihn mitten unter den Lehrern.

„Kind, warum hast du uns das gethan? Siehe dein
Vater und ich suchen dich mit Schmerzen.“
Diese Worte
der jungfräulichen Mutter sind nicht Worte des Tadels,
sondern des Schmerzens.

„Warum hast du uns das gethan?“ Warum ließ
der göttliche Knabe über Mutter und Pflegevater, welche
er doch so innig liebte, diese Betrübniß kommen? Aus
Liebe zu Allen, welche Väter und Mütter werden, damit
ihr ein Beispiel habet, mit welcher Sorgfalt, mit welchem
Kummer und Schmerz ihr euere Kinder bewachen und
aufsuchen sollet. – Aber wenn ihr dennoch euere Pflichten
vernachläßiget, welche furchtbare Verantwortung nehmet
ihr mit in die Ewigkeit?

„Aber wir müssen unsere Kinder nicht suchen; wir
wissen ja, wo sie sind; sie sagen es uns jedesmal, bevor
sie fortgehen.“
Gut, aber sagen sie euch jedesmal die
Wahrheit? – Wenn sie's etwa machen wie jene Töchter,
welche ihrem Vater vorgaben, sie wollen ein Mission
besuchen und dafür auf den Tanzplatz gingen! Was dann!

Doch gut, die Kinder sollen wirklich dort sein, wo
ihr sie glaubet. Aber wisset ihr auch, wer noch mehr
dort ist? Wisset ihr auch was dort gelesen, geredet, ge-
sungen, gespielet, getrunken, gethan wird? Wisset ihr das
auch? Und wenn nicht, wie könnet ihr denn bei all' diesen
Aergernissen, die täglich allüberall vorkommen, beruhiget
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[58/0070] ihrer Rückreise nach Jerusalem. Rechts und links späht ihr thränengefülltes Auge nach dem Knaben: „Habet ihr ihn nicht gesehen, nichts von ihm gehört?“ So schluchzen sie jeden Wanderer an, so weinen sie vor jedem Hause, in allen Dörfern und Flecken an der Landstraße. Und erst in Jerusalem! Dort gingen sie wohl zuerst in die Herberge – keine Auskunft. Sie gehen in den Tempel; dort finden sie ihn mitten unter den Lehrern. „Kind, warum hast du uns das gethan? Siehe dein Vater und ich suchen dich mit Schmerzen.“ Diese Worte der jungfräulichen Mutter sind nicht Worte des Tadels, sondern des Schmerzens. „Warum hast du uns das gethan?“ Warum ließ der göttliche Knabe über Mutter und Pflegevater, welche er doch so innig liebte, diese Betrübniß kommen? Aus Liebe zu Allen, welche Väter und Mütter werden, damit ihr ein Beispiel habet, mit welcher Sorgfalt, mit welchem Kummer und Schmerz ihr euere Kinder bewachen und aufsuchen sollet. – Aber wenn ihr dennoch euere Pflichten vernachläßiget, welche furchtbare Verantwortung nehmet ihr mit in die Ewigkeit? „Aber wir müssen unsere Kinder nicht suchen; wir wissen ja, wo sie sind; sie sagen es uns jedesmal, bevor sie fortgehen.“ Gut, aber sagen sie euch jedesmal die Wahrheit? – Wenn sie's etwa machen wie jene Töchter, welche ihrem Vater vorgaben, sie wollen ein Mission besuchen und dafür auf den Tanzplatz gingen! Was dann! Doch gut, die Kinder sollen wirklich dort sein, wo ihr sie glaubet. Aber wisset ihr auch, wer noch mehr dort ist? Wisset ihr auch was dort gelesen, geredet, ge- sungen, gespielet, getrunken, gethan wird? Wisset ihr das auch? Und wenn nicht, wie könnet ihr denn bei all' diesen Aergernissen, die täglich allüberall vorkommen, beruhiget sein? Und wenn diese Söhne und Töchter am Abend

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/70>, abgerufen am 26.11.2024.