Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite
Periode 3. Quellen.
§. 106.

Ob nun aber gleich was unter Hadrian
geschah, diesem nach weit weniger wichtig ist,
als es den Schriftstellern scheinen mußte, die
bis auf diese Zeit das ganze Edict für ein
Werk der Usurpation halten, und obgleich
kein eigenes edictum perpetuum provinciale
und aedilitium gemacht ward, so verdiente
doch die Ordnung des Edicts, wie es zuletzt
war, sorgfältiger studirt zu werden. Man
sollte sich nicht mit Godefror's Versuche be-
gnügen, und das Project von He neccius
hätte durch seinen Tod nicht auf so lange Zeit
hin unterbrochen werden müssen. Die Ord-
nung ist keine metaphysischsystematische, son-
dern die ganz simple und schon von den 12
Tafeln her jedem Prätor geläufige, daß auf
die allgemeinen Lehren von der jurisdictio
die Contracte, dann Ehe, Vormundschaft
und Verlassenschaften folgen, und endlich ein
Anhang von Interdicten, Exceptionen und
Cautionen den Beschluß macht.

§. 107.

Neue Rechtssätze ließ Hadrian, wie an-
dre Kaiser, auch durch den Senat bestimmen,
oder er bestimmte sie selbst. Von der ersten
Art ist eine Ergänzung des Gesetzes über ca-

duca,
H 5
Periode 3. Quellen.
§. 106.

Ob nun aber gleich was unter Hadrian
geſchah, dieſem nach weit weniger wichtig iſt,
als es den Schriftſtellern ſcheinen mußte, die
bis auf dieſe Zeit das ganze Edict fuͤr ein
Werk der Uſurpation halten, und obgleich
kein eigenes edictum perpetuum provinciale
und aedilitium gemacht ward, ſo verdiente
doch die Ordnung des Edicts, wie es zuletzt
war, ſorgfaͤltiger ſtudirt zu werden. Man
ſollte ſich nicht mit Godefror’s Verſuche be-
gnuͤgen, und das Project von He neccius
haͤtte durch ſeinen Tod nicht auf ſo lange Zeit
hin unterbrochen werden muͤſſen. Die Ord-
nung iſt keine metaphyſiſchſyſtematiſche, ſon-
dern die ganz ſimple und ſchon von den 12
Tafeln her jedem Praͤtor gelaͤufige, daß auf
die allgemeinen Lehren von der jurisdictio
die Contracte, dann Ehe, Vormundſchaft
und Verlaſſenſchaften folgen, und endlich ein
Anhang von Interdicten, Exceptionen und
Cautionen den Beſchluß macht.

§. 107.

Neue Rechtsſaͤtze ließ Hadrian, wie an-
dre Kaiſer, auch durch den Senat beſtimmen,
oder er beſtimmte ſie ſelbſt. Von der erſten
Art iſt eine Ergaͤnzung des Geſetzes uͤber ca-

duca,
H 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0133" n="121"/>
            <fw place="top" type="header">Periode 3. Quellen.</fw><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 106.</head><lb/>
              <p>Ob nun aber gleich was unter <hi rendition="#fr">Hadrian</hi><lb/>
ge&#x017F;chah, die&#x017F;em nach weit weniger wichtig i&#x017F;t,<lb/>
als es den Schrift&#x017F;tellern &#x017F;cheinen mußte, die<lb/>
bis auf die&#x017F;e Zeit das ganze Edict fu&#x0364;r ein<lb/>
Werk der U&#x017F;urpation halten, und obgleich<lb/>
kein eigenes <hi rendition="#aq">edictum perpetuum provinciale</hi><lb/>
und <hi rendition="#aq">aedilitium</hi> gemacht ward, &#x017F;o verdiente<lb/>
doch die Ordnung des Edicts, wie es zuletzt<lb/>
war, &#x017F;orgfa&#x0364;ltiger &#x017F;tudirt zu werden. Man<lb/>
&#x017F;ollte &#x017F;ich nicht mit <hi rendition="#fr">Godefror&#x2019;s</hi> Ver&#x017F;uche be-<lb/>
gnu&#x0364;gen, und das Project von <hi rendition="#fr">He neccius</hi><lb/>
ha&#x0364;tte durch &#x017F;einen Tod nicht auf &#x017F;o lange Zeit<lb/>
hin unterbrochen werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Die Ord-<lb/>
nung i&#x017F;t keine metaphy&#x017F;i&#x017F;ch&#x017F;y&#x017F;temati&#x017F;che, &#x017F;on-<lb/>
dern die ganz &#x017F;imple und &#x017F;chon von den 12<lb/>
Tafeln her jedem Pra&#x0364;tor gela&#x0364;ufige, daß auf<lb/>
die allgemeinen Lehren von der <hi rendition="#aq">jurisdictio</hi><lb/>
die Contracte, dann Ehe, Vormund&#x017F;chaft<lb/>
und Verla&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften folgen, und endlich ein<lb/>
Anhang von Interdicten, Exceptionen und<lb/>
Cautionen den Be&#x017F;chluß macht.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 107.</head><lb/>
              <p>Neue Rechts&#x017F;a&#x0364;tze ließ <hi rendition="#fr">Hadrian,</hi> wie an-<lb/>
dre Kai&#x017F;er, auch durch den Senat be&#x017F;timmen,<lb/>
oder er be&#x017F;timmte &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t. Von der er&#x017F;ten<lb/>
Art i&#x017F;t eine Erga&#x0364;nzung des Ge&#x017F;etzes u&#x0364;ber <hi rendition="#aq">ca-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H 5</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">duca,</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[121/0133] Periode 3. Quellen. §. 106. Ob nun aber gleich was unter Hadrian geſchah, dieſem nach weit weniger wichtig iſt, als es den Schriftſtellern ſcheinen mußte, die bis auf dieſe Zeit das ganze Edict fuͤr ein Werk der Uſurpation halten, und obgleich kein eigenes edictum perpetuum provinciale und aedilitium gemacht ward, ſo verdiente doch die Ordnung des Edicts, wie es zuletzt war, ſorgfaͤltiger ſtudirt zu werden. Man ſollte ſich nicht mit Godefror’s Verſuche be- gnuͤgen, und das Project von He neccius haͤtte durch ſeinen Tod nicht auf ſo lange Zeit hin unterbrochen werden muͤſſen. Die Ord- nung iſt keine metaphyſiſchſyſtematiſche, ſon- dern die ganz ſimple und ſchon von den 12 Tafeln her jedem Praͤtor gelaͤufige, daß auf die allgemeinen Lehren von der jurisdictio die Contracte, dann Ehe, Vormundſchaft und Verlaſſenſchaften folgen, und endlich ein Anhang von Interdicten, Exceptionen und Cautionen den Beſchluß macht. §. 107. Neue Rechtsſaͤtze ließ Hadrian, wie an- dre Kaiſer, auch durch den Senat beſtimmen, oder er beſtimmte ſie ſelbſt. Von der erſten Art iſt eine Ergaͤnzung des Geſetzes uͤber ca- duca, H 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/133
Zitationshilfe: Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/133>, abgerufen am 21.11.2024.