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Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790.

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Periode 3. Studium.
§. 121.

Unter Trajan lebte Juuentius Celsus,
der Sohn, von welchem wir Fragmente aus
seinen Digesta haben, und dessen Antwort
an Domitius, als Motto zu mancher Preiß-
fragenbeantwortung, zu empfehlen ist.

Auch Neratius Priscus stand in sehr gros-
sem Ansehen, so daß ein Gerücht ihn sogar
zum August bestimmte.

Aus einer Anecdote, die Plinius von
Iauolenus Priscus erzählt, hat man so tri-
umphirend bewiesen, der Verfasser so man-
cher Stelle in den Pandecten sey von jeher
verrückt gewesen, daß mehr als ein Verthei-
diger des Römischen Rechts die ganze Stel-
le verdrehen zu müssen geglaubt hat.

Aristo, den Plinius so sehr lobt, muß
auch den Fehler gehabt haben, die Aussprü-
che keiner Partie für untrüglich zu halten;
wenigstens schrieb er Anmerkungen, das
heißt Berichtigungen zu Labeo, wie zu Sa-
binus
.

§. 122.

Dieß sind die wichtigsten unter denjenigen
Rechtsgelehrten, welche vor Hadrian leb-
ten, welche also fast ganz unbrauchbar hät-
ten werden sollen, wenn Hadrians Verän-
derung so wichtig gewesen wäre, und welche

doch
J 4
Periode 3. Studium.
§. 121.

Unter Trajan lebte Juuentius Celſus,
der Sohn, von welchem wir Fragmente aus
ſeinen Digeſta haben, und deſſen Antwort
an Domitius, als Motto zu mancher Preiß-
fragenbeantwortung, zu empfehlen iſt.

Auch Neratius Priscus ſtand in ſehr groſ-
ſem Anſehen, ſo daß ein Geruͤcht ihn ſogar
zum Auguſt beſtimmte.

Aus einer Anecdote, die Plinius von
Iauolenus Priscus erzaͤhlt, hat man ſo tri-
umphirend bewieſen, der Verfaſſer ſo man-
cher Stelle in den Pandecten ſey von jeher
verruͤckt geweſen, daß mehr als ein Verthei-
diger des Roͤmiſchen Rechts die ganze Stel-
le verdrehen zu muͤſſen geglaubt hat.

Ariſto, den Plinius ſo ſehr lobt, muß
auch den Fehler gehabt haben, die Ausſpruͤ-
che keiner Partie fuͤr untruͤglich zu halten;
wenigſtens ſchrieb er Anmerkungen, das
heißt Berichtigungen zu Labeo, wie zu Sa-
binus
.

§. 122.

Dieß ſind die wichtigſten unter denjenigen
Rechtsgelehrten, welche vor Hadrian leb-
ten, welche alſo faſt ganz unbrauchbar haͤt-
ten werden ſollen, wenn Hadrians Veraͤn-
derung ſo wichtig geweſen waͤre, und welche

doch
J 4
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[135/0147] Periode 3. Studium. §. 121. Unter Trajan lebte Juuentius Celſus, der Sohn, von welchem wir Fragmente aus ſeinen Digeſta haben, und deſſen Antwort an Domitius, als Motto zu mancher Preiß- fragenbeantwortung, zu empfehlen iſt. Auch Neratius Priscus ſtand in ſehr groſ- ſem Anſehen, ſo daß ein Geruͤcht ihn ſogar zum Auguſt beſtimmte. Aus einer Anecdote, die Plinius von Iauolenus Priscus erzaͤhlt, hat man ſo tri- umphirend bewieſen, der Verfaſſer ſo man- cher Stelle in den Pandecten ſey von jeher verruͤckt geweſen, daß mehr als ein Verthei- diger des Roͤmiſchen Rechts die ganze Stel- le verdrehen zu muͤſſen geglaubt hat. Ariſto, den Plinius ſo ſehr lobt, muß auch den Fehler gehabt haben, die Ausſpruͤ- che keiner Partie fuͤr untruͤglich zu halten; wenigſtens ſchrieb er Anmerkungen, das heißt Berichtigungen zu Labeo, wie zu Sa- binus. §. 122. Dieß ſind die wichtigſten unter denjenigen Rechtsgelehrten, welche vor Hadrian leb- ten, welche alſo faſt ganz unbrauchbar haͤt- ten werden ſollen, wenn Hadrians Veraͤn- derung ſo wichtig geweſen waͤre, und welche doch J 4

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Zitationshilfe: Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/147>, abgerufen am 21.11.2024.