Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790.Theil I. bis Justinian. nannte, was doch in jeder Rücksicht von ei-ner alten lex so wesentlich verschieden war: ein Allegat aus einem classischen Juristen. Aus diesen könnte man ein großes Gesetz machen, ohne Wiederholungen und ohne Wi- dersprüche, und dagegen müßten natürlich die zwölf Tafeln und das Edictum perpetuum wahre Kinderspiele seyn. Aber Gehülfen ge- hörten dazu, und Zeit, und eine ausgedehn- te Vollmacht, -- Tribonian erhielt 16 Rechtsgelehrte, worunter 4 Professoren, aber, eben nicht zum Unglücke, keiner aus Rom, und auch nicht der geschmacklose Sylbenste- cher Priscian, sich befanden; er erhielt ei- ne Frist von 10 Jahren und die Constitu- tion: Deo auctore, welche Valentinians Citirgesetz, wenn es damahls noch galt, in Ansehung der Pluralität und der Vorrechte Papinians vernichtete. Die Arbeit ward frey- lich dadurch ungemein erleichtert, daß man nicht immer die Quellen selbst, sondern oft nur einen Epitomator z. B. Hermogenian excerpirte, in solchen Büchern fand man die Auszüge aus Classikern schon nach den Ma- terien zusammengestellt, und vielleicht schon mit Weglassung mancher Antiquität. In- dessen Justinians Leute hatten noch vieles zu ändern, und es ist keine Eitelkeit des Kai- sers, wenn er sagt, es seyen multa & nu- me-
Theil I. bis Juſtinian. nannte, was doch in jeder Ruͤckſicht von ei-ner alten lex ſo weſentlich verſchieden war: ein Allegat aus einem claſſiſchen Juriſten. Aus dieſen koͤnnte man ein großes Geſetz machen, ohne Wiederholungen und ohne Wi- derſpruͤche, und dagegen muͤßten natuͤrlich die zwoͤlf Tafeln und das Edictum perpetuum wahre Kinderſpiele ſeyn. Aber Gehuͤlfen ge- hoͤrten dazu, und Zeit, und eine ausgedehn- te Vollmacht, — Tribonian erhielt 16 Rechtsgelehrte, worunter 4 Profeſſoren, aber, eben nicht zum Ungluͤcke, keiner aus Rom, und auch nicht der geſchmackloſe Sylbenſte- cher Priscian, ſich befanden; er erhielt ei- ne Friſt von 10 Jahren und die Conſtitu- tion: Deo auctore, welche Valentinians Citirgeſetz, wenn es damahls noch galt, in Anſehung der Pluralitaͤt und der Vorrechte Papinians vernichtete. Die Arbeit ward frey- lich dadurch ungemein erleichtert, daß man nicht immer die Quellen ſelbſt, ſondern oft nur einen Epitomator z. B. Hermogenian excerpirte, in ſolchen Buͤchern fand man die Auszuͤge aus Claſſikern ſchon nach den Ma- terien zuſammengeſtellt, und vielleicht ſchon mit Weglaſſung mancher Antiquitaͤt. In- deſſen Juſtinians Leute hatten noch vieles zu aͤndern, und es iſt keine Eitelkeit des Kai- ſers, wenn er ſagt, es ſeyen multa & nu- me-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0184" n="172"/><fw place="top" type="header">Theil <hi rendition="#aq">I.</hi> bis Juſtinian.</fw><lb/> nannte, was doch in jeder Ruͤckſicht von ei-<lb/> ner alten <hi rendition="#aq">lex</hi> ſo weſentlich verſchieden war:<lb/> ein Allegat aus einem claſſiſchen Juriſten.<lb/> Aus dieſen koͤnnte man <hi rendition="#fr">ein</hi> großes Geſetz<lb/> machen, ohne Wiederholungen und ohne Wi-<lb/> derſpruͤche, und dagegen muͤßten natuͤrlich die<lb/> zwoͤlf Tafeln und das <hi rendition="#aq">Edictum perpetuum</hi><lb/> wahre Kinderſpiele ſeyn. Aber Gehuͤlfen ge-<lb/> hoͤrten dazu, und Zeit, und eine ausgedehn-<lb/> te Vollmacht, — <hi rendition="#fr">Tribonian</hi> erhielt 16<lb/> Rechtsgelehrte, worunter 4 Profeſſoren, aber,<lb/> eben nicht zum Ungluͤcke, keiner aus Rom,<lb/> und auch nicht der geſchmackloſe Sylbenſte-<lb/> cher <hi rendition="#fr">Priscian,</hi> ſich befanden; er erhielt ei-<lb/> ne Friſt von 10 Jahren und die Conſtitu-<lb/> tion: <hi rendition="#aq">Deo auctore,</hi> welche <hi rendition="#fr">Valentinians</hi><lb/> Citirgeſetz, wenn es damahls noch galt, in<lb/> Anſehung der Pluralitaͤt und der Vorrechte<lb/> Papinians vernichtete. Die Arbeit ward frey-<lb/> lich dadurch ungemein erleichtert, daß man<lb/> nicht immer die Quellen ſelbſt, ſondern oft<lb/> nur einen Epitomator z. B. <hi rendition="#fr">Hermogenian</hi><lb/> excerpirte, in ſolchen Buͤchern fand man die<lb/> Auszuͤge aus Claſſikern ſchon nach den Ma-<lb/> terien zuſammengeſtellt, und vielleicht ſchon<lb/> mit Weglaſſung mancher Antiquitaͤt. In-<lb/> deſſen <hi rendition="#fr">Juſtinians</hi> Leute hatten noch vieles<lb/> zu aͤndern, und es iſt keine Eitelkeit des Kai-<lb/> ſers, wenn er ſagt, es ſeyen <hi rendition="#aq">multa & nu-</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">me-</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [172/0184]
Theil I. bis Juſtinian.
nannte, was doch in jeder Ruͤckſicht von ei-
ner alten lex ſo weſentlich verſchieden war:
ein Allegat aus einem claſſiſchen Juriſten.
Aus dieſen koͤnnte man ein großes Geſetz
machen, ohne Wiederholungen und ohne Wi-
derſpruͤche, und dagegen muͤßten natuͤrlich die
zwoͤlf Tafeln und das Edictum perpetuum
wahre Kinderſpiele ſeyn. Aber Gehuͤlfen ge-
hoͤrten dazu, und Zeit, und eine ausgedehn-
te Vollmacht, — Tribonian erhielt 16
Rechtsgelehrte, worunter 4 Profeſſoren, aber,
eben nicht zum Ungluͤcke, keiner aus Rom,
und auch nicht der geſchmackloſe Sylbenſte-
cher Priscian, ſich befanden; er erhielt ei-
ne Friſt von 10 Jahren und die Conſtitu-
tion: Deo auctore, welche Valentinians
Citirgeſetz, wenn es damahls noch galt, in
Anſehung der Pluralitaͤt und der Vorrechte
Papinians vernichtete. Die Arbeit ward frey-
lich dadurch ungemein erleichtert, daß man
nicht immer die Quellen ſelbſt, ſondern oft
nur einen Epitomator z. B. Hermogenian
excerpirte, in ſolchen Buͤchern fand man die
Auszuͤge aus Claſſikern ſchon nach den Ma-
terien zuſammengeſtellt, und vielleicht ſchon
mit Weglaſſung mancher Antiquitaͤt. In-
deſſen Juſtinians Leute hatten noch vieles
zu aͤndern, und es iſt keine Eitelkeit des Kai-
ſers, wenn er ſagt, es ſeyen multa & nu-
me-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |