Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790.Theil I. bis Justinian. was vorher Ausnahme gewesen war, wardnun Regel. Der magistratus ist nun auch Judex, denn der Judex pedaneus, welcher noch unter und nach Justinian vorkommt, ist ein wahres Untergericht, von welchem an den, welcher ihn gegeben hat, appellirt wird, und dessen Ernennung ganz von diesem ab- hängt. Es fallen nun also eine Menge ge- nauer Bestimmungen des Pandecten Rechts weg; jede vindicatio und selbst jedes Inter- dict ist nun eine actio, wie eine persönliche Klage, und wird im Wesentlichen eben so behandelt. Das Justinianeische Recht kennt noch keine Patrimonialgerichte, aber obgleich die relationes verboten wurden, und wohl nur dann erlaubt blieben, wenn man die Sa- che auf Ungewißheit in den Gesetzen reducir- te, so sind dagegen die Hofcommissionen in Justizsachen desto häufiger, und es wird ge- nau bestimmt, wie von diesen appellirt wer- den soll. Die Frist von 10 Tagen zur Ap- pellation wird nun eingeführt. Sonst unter- scheidet sich der Proceß in diesem Zeitraume durch die ungeheure Menge von Eiden, die jede Parthey und jeder Zeuge schwören muß. Zum Zeugenbeweise sind nicht immer zwey Personen genug, und bey Urkunden kommen nun Notarien vor. Des Schreibens ist bey Processen mehr als sonst, aber der mündli- che
Theil I. bis Juſtinian. was vorher Ausnahme geweſen war, wardnun Regel. Der magiſtratus iſt nun auch Judex, denn der Judex pedaneus, welcher noch unter und nach Juſtinian vorkommt, iſt ein wahres Untergericht, von welchem an den, welcher ihn gegeben hat, appellirt wird, und deſſen Ernennung ganz von dieſem ab- haͤngt. Es fallen nun alſo eine Menge ge- nauer Beſtimmungen des Pandecten Rechts weg; jede vindicatio und ſelbſt jedes Inter- dict iſt nun eine actio, wie eine perſoͤnliche Klage, und wird im Weſentlichen eben ſo behandelt. Das Juſtinianeiſche Recht kennt noch keine Patrimonialgerichte, aber obgleich die relationes verboten wurden, und wohl nur dann erlaubt blieben, wenn man die Sa- che auf Ungewißheit in den Geſetzen reducir- te, ſo ſind dagegen die Hofcommiſſionen in Juſtizſachen deſto haͤufiger, und es wird ge- nau beſtimmt, wie von dieſen appellirt wer- den ſoll. Die Friſt von 10 Tagen zur Ap- pellation wird nun eingefuͤhrt. Sonſt unter- ſcheidet ſich der Proceß in dieſem Zeitraume durch die ungeheure Menge von Eiden, die jede Parthey und jeder Zeuge ſchwoͤren muß. Zum Zeugenbeweiſe ſind nicht immer zwey Perſonen genug, und bey Urkunden kommen nun Notarien vor. Des Schreibens iſt bey Proceſſen mehr als ſonſt, aber der muͤndli- che
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Theil I. bis Juſtinian.
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nun Regel. Der magiſtratus iſt nun auch
Judex, denn der Judex pedaneus, welcher
noch unter und nach Juſtinian vorkommt,
iſt ein wahres Untergericht, von welchem an
den, welcher ihn gegeben hat, appellirt wird,
und deſſen Ernennung ganz von dieſem ab-
haͤngt. Es fallen nun alſo eine Menge ge-
nauer Beſtimmungen des Pandecten Rechts
weg; jede vindicatio und ſelbſt jedes Inter-
dict iſt nun eine actio, wie eine perſoͤnliche
Klage, und wird im Weſentlichen eben ſo
behandelt. Das Juſtinianeiſche Recht kennt
noch keine Patrimonialgerichte, aber obgleich
die relationes verboten wurden, und wohl
nur dann erlaubt blieben, wenn man die Sa-
che auf Ungewißheit in den Geſetzen reducir-
te, ſo ſind dagegen die Hofcommiſſionen in
Juſtizſachen deſto haͤufiger, und es wird ge-
nau beſtimmt, wie von dieſen appellirt wer-
den ſoll. Die Friſt von 10 Tagen zur Ap-
pellation wird nun eingefuͤhrt. Sonſt unter-
ſcheidet ſich der Proceß in dieſem Zeitraume
durch die ungeheure Menge von Eiden, die
jede Parthey und jeder Zeuge ſchwoͤren muß.
Zum Zeugenbeweiſe ſind nicht immer zwey
Perſonen genug, und bey Urkunden kommen
nun Notarien vor. Des Schreibens iſt bey
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