Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790.Theil II. seit Justinian, den Rechte sich entgegenzusetzen. So ent-standen im 13ten Jahrhundert der Sachsen- spiegel Epko's von Repkow, und die bey- den unter dem nicht ganz richtigen Nahmen Schwabenspiegel und Kaiserrecht bekannten Werke. Wichtiger und zum Theil auch äl- ter sind die Stadtrechte, denn hier sammel- te nicht immer nur ein Privatmann was oh- nehin Rechtens war, sondern man machte auch absichtlich neue Bestimmungen über Ge- genstände, die man vorher nicht gekannt hat- te, weil die Städte sich jetzt erst recht hoben, ihr Verhältniß zum Herzoge oder Bischofe, ihr Privatrecht über Zünfte, Brauerey, Handlung u. s. w. nun erst sich bildete. Es war viel gewonnen, wenn eine Stadt von ihrem Herrn eben die Privilegien erhielt, die etwa Magdeburg hatte. Das Privat- recht nahm man als Zugabe mit, und frey- lich paßte es zu dieser Verfassung; so ent- standen die Oberhöfe, und so ward das Mag- deburgische Weichbild, das Soestische und Lübeckische Stadtrecht, das Muster sehr vie- ler andern. Die Rechtsgeschichte der einze- len deutschen Staaten ist übrigens noch so we- nig pragmatisch bearbeitet, als die übrige Geschichte derselben, und die Mannichfaltig- keit und Kleinheit dieser Theile, welche daran Schuld ist, hinderte auch so sehr lange den Vor-
Theil II. ſeit Juſtinian, den Rechte ſich entgegenzuſetzen. So ent-ſtanden im 13ten Jahrhundert der Sachſen- ſpiegel Epko’s von Repkow, und die bey- den unter dem nicht ganz richtigen Nahmen Schwabenſpiegel und Kaiſerrecht bekannten Werke. Wichtiger und zum Theil auch aͤl- ter ſind die Stadtrechte, denn hier ſammel- te nicht immer nur ein Privatmann was oh- nehin Rechtens war, ſondern man machte auch abſichtlich neue Beſtimmungen uͤber Ge- genſtaͤnde, die man vorher nicht gekannt hat- te, weil die Staͤdte ſich jetzt erſt recht hoben, ihr Verhaͤltniß zum Herzoge oder Biſchofe, ihr Privatrecht uͤber Zuͤnfte, Brauerey, Handlung u. ſ. w. nun erſt ſich bildete. Es war viel gewonnen, wenn eine Stadt von ihrem Herrn eben die Privilegien erhielt, die etwa Magdeburg hatte. Das Privat- recht nahm man als Zugabe mit, und frey- lich paßte es zu dieſer Verfaſſung; ſo ent- ſtanden die Oberhoͤfe, und ſo ward das Mag- deburgiſche Weichbild, das Soeſtiſche und Luͤbeckiſche Stadtrecht, das Muſter ſehr vie- ler andern. Die Rechtsgeſchichte der einze- len deutſchen Staaten iſt uͤbrigens noch ſo we- nig pragmatiſch bearbeitet, als die uͤbrige Geſchichte derſelben, und die Mannichfaltig- keit und Kleinheit dieſer Theile, welche daran Schuld iſt, hinderte auch ſo ſehr lange den Vor-
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Theil II. ſeit Juſtinian,
den Rechte ſich entgegenzuſetzen. So ent-
ſtanden im 13ten Jahrhundert der Sachſen-
ſpiegel Epko’s von Repkow, und die bey-
den unter dem nicht ganz richtigen Nahmen
Schwabenſpiegel und Kaiſerrecht bekannten
Werke. Wichtiger und zum Theil auch aͤl-
ter ſind die Stadtrechte, denn hier ſammel-
te nicht immer nur ein Privatmann was oh-
nehin Rechtens war, ſondern man machte
auch abſichtlich neue Beſtimmungen uͤber Ge-
genſtaͤnde, die man vorher nicht gekannt hat-
te, weil die Staͤdte ſich jetzt erſt recht hoben,
ihr Verhaͤltniß zum Herzoge oder Biſchofe,
ihr Privatrecht uͤber Zuͤnfte, Brauerey,
Handlung u. ſ. w. nun erſt ſich bildete. Es
war viel gewonnen, wenn eine Stadt von
ihrem Herrn eben die Privilegien erhielt,
die etwa Magdeburg hatte. Das Privat-
recht nahm man als Zugabe mit, und frey-
lich paßte es zu dieſer Verfaſſung; ſo ent-
ſtanden die Oberhoͤfe, und ſo ward das Mag-
deburgiſche Weichbild, das Soeſtiſche und
Luͤbeckiſche Stadtrecht, das Muſter ſehr vie-
ler andern. Die Rechtsgeſchichte der einze-
len deutſchen Staaten iſt uͤbrigens noch ſo we-
nig pragmatiſch bearbeitet, als die uͤbrige
Geſchichte derſelben, und die Mannichfaltig-
keit und Kleinheit dieſer Theile, welche daran
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