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Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790.

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Theil I. bis Justinian.
Sklaverey vorkam, der nächste Agnate, oder
die von derselben gens.

§. 34.

Die Hypothese, daß das weibliche Ge-
schlecht noch gar nicht geerbt habe, erklärt
vollkommen, warum alle Verwandten durch
Weibspersonen, alle Cognaten, nicht erbten,
warum so sehr lange das weibliche Geschlecht
in der Erbfolge dem männlichen nicht ganz
gleich war, warum die Römerinnen sich da-
mahls noch zur strengen Ehe entschlossen, und
warum von einer Erblasserinn gar nichts vor-
kommt. Nimmt man noch die ganze Lage
des weiblichen Geschlechts bey einem kriegeri-
schen und uncultivirten Volke dazu, so scheint
es dagegen nichts zu beweisen, daß 700 Jah-
re späther die Classiker sagen, der Unterschied
zwischen agnatus und agnata stehe nicht in den
12 Tafeln, und daß ein Griechischer Kaiser
im Mittelalter sich rühmt, er habe eine un-
natürliche und beynahe sündliche Ungleichheit
abgeschaft, die auch die 12 Tafeln nicht ge-
kannt hätten.

§. 35.

Unter mehrern Erben waren die Activ-
und Passivschulden durch bloße Rechnung ver-
theilt, das übrige Vermögen durch 3 arbitri

fami-

Theil I. bis Juſtinian.
Sklaverey vorkam, der naͤchſte Agnate, oder
die von derſelben gens.

§. 34.

Die Hypotheſe, daß das weibliche Ge-
ſchlecht noch gar nicht geerbt habe, erklaͤrt
vollkommen, warum alle Verwandten durch
Weibsperſonen, alle Cognaten, nicht erbten,
warum ſo ſehr lange das weibliche Geſchlecht
in der Erbfolge dem maͤnnlichen nicht ganz
gleich war, warum die Roͤmerinnen ſich da-
mahls noch zur ſtrengen Ehe entſchloſſen, und
warum von einer Erblaſſerinn gar nichts vor-
kommt. Nimmt man noch die ganze Lage
des weiblichen Geſchlechts bey einem kriegeri-
ſchen und uncultivirten Volke dazu, ſo ſcheint
es dagegen nichts zu beweiſen, daß 700 Jah-
re ſpaͤther die Claſſiker ſagen, der Unterſchied
zwiſchen agnatus und agnata ſtehe nicht in den
12 Tafeln, und daß ein Griechiſcher Kaiſer
im Mittelalter ſich ruͤhmt, er habe eine un-
natuͤrliche und beynahe ſuͤndliche Ungleichheit
abgeſchaft, die auch die 12 Tafeln nicht ge-
kannt haͤtten.

§. 35.

Unter mehrern Erben waren die Activ-
und Paſſivſchulden durch bloße Rechnung ver-
theilt, das uͤbrige Vermoͤgen durch 3 arbitri

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[28/0040] Theil I. bis Juſtinian. Sklaverey vorkam, der naͤchſte Agnate, oder die von derſelben gens. §. 34. Die Hypotheſe, daß das weibliche Ge- ſchlecht noch gar nicht geerbt habe, erklaͤrt vollkommen, warum alle Verwandten durch Weibsperſonen, alle Cognaten, nicht erbten, warum ſo ſehr lange das weibliche Geſchlecht in der Erbfolge dem maͤnnlichen nicht ganz gleich war, warum die Roͤmerinnen ſich da- mahls noch zur ſtrengen Ehe entſchloſſen, und warum von einer Erblaſſerinn gar nichts vor- kommt. Nimmt man noch die ganze Lage des weiblichen Geſchlechts bey einem kriegeri- ſchen und uncultivirten Volke dazu, ſo ſcheint es dagegen nichts zu beweiſen, daß 700 Jah- re ſpaͤther die Claſſiker ſagen, der Unterſchied zwiſchen agnatus und agnata ſtehe nicht in den 12 Tafeln, und daß ein Griechiſcher Kaiſer im Mittelalter ſich ruͤhmt, er habe eine un- natuͤrliche und beynahe ſuͤndliche Ungleichheit abgeſchaft, die auch die 12 Tafeln nicht ge- kannt haͤtten. §. 35. Unter mehrern Erben waren die Activ- und Paſſivſchulden durch bloße Rechnung ver- theilt, das uͤbrige Vermoͤgen durch 3 arbitri fami-

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Zitationshilfe: Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/40>, abgerufen am 21.11.2024.