Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite

Theil I. bis Justinian.
bey Streitigkeiten über Freyheit oder Sklave-
rey. Aber wer den Besitz widerrechtlich er-
langt hatte, sollte die Früchte doppelt ersetzen,
oft ward auch unter den Partheyen eine andere
Strafe, etwa wie unsere Succumbenzgelder,
aber, wie immer, zum Vortheil des Gegners
durch Stipulation (stipulatio Praetoria) be-
stimmt. Nun reducirte sich also auch die Real-
klage auf eine obligatio, und bey allen persön-
lichen Klagen, die nicht offenbar ungerecht
waren, gab der Consul einen Richter, dem er,
je nachdem die Parrheyen sich gegen einander
erklärt hatten (litis contestatio) eine Vor-
schrift ertheilte, worauf es hauptsächlich an-
komme, und wie auf jedem Fall gesprochen
werden müsse (actio). Dabey waren denn
bald zum Besten des Beklagten, bald aber
auch des Klägers * noch modificirende Clau-
seln (exceptio, praescriptio).

* Cic. de Oratore I. 37. -- -- vetus atque
vsitata exceptio -- -- quod petitoris causa
comparatum esse non intelligebat.
§. 37.

Nun war der Gegenstand des Processes
res litigiosa, die bey Strafe des doppelten
Ersatzes nicht geweiht werden durfte, und
nun hing es von den Partheyen ab, ob die
Sache gleich vorgenommen werden sollte, oder

ob

Theil I. bis Juſtinian.
bey Streitigkeiten uͤber Freyheit oder Sklave-
rey. Aber wer den Beſïtz widerrechtlich er-
langt hatte, ſollte die Fruͤchte doppelt erſetzen,
oft ward auch unter den Partheyen eine andere
Strafe, etwa wie unſere Succumbenzgelder,
aber, wie immer, zum Vortheil des Gegners
durch Stipulation (ſtipulatio Praetoria) be-
ſtimmt. Nun reducirte ſich alſo auch die Real-
klage auf eine obligatio, und bey allen perſoͤn-
lichen Klagen, die nicht offenbar ungerecht
waren, gab der Conſul einen Richter, dem er,
je nachdem die Parrheyen ſich gegen einander
erklaͤrt hatten (litis conteſtatio) eine Vor-
ſchrift ertheilte, worauf es hauptſaͤchlich an-
komme, und wie auf jedem Fall geſprochen
werden muͤſſe (actio). Dabey waren denn
bald zum Beſten des Beklagten, bald aber
auch des Klaͤgers * noch modificirende Clau-
ſeln (exceptio, praeſcriptio).

* Cic. de Oratore I. 37. — — vetus atque
vſitata exceptio — — quod petitoris cauſa
comparatum eſſe non intelligebat.
§. 37.

Nun war der Gegenſtand des Proceſſes
res litigioſa, die bey Strafe des doppelten
Erſatzes nicht geweiht werden durfte, und
nun hing es von den Partheyen ab, ob die
Sache gleich vorgenommen werden ſollte, oder

ob
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0042" n="30"/><fw place="top" type="header">Theil <hi rendition="#aq">I.</hi> bis Ju&#x017F;tinian.</fw><lb/>
bey Streitigkeiten u&#x0364;ber Freyheit oder Sklave-<lb/>
rey. Aber wer den Be&#x017F;ïtz widerrechtlich er-<lb/>
langt hatte, &#x017F;ollte die Fru&#x0364;chte doppelt er&#x017F;etzen,<lb/>
oft ward auch unter den Partheyen eine andere<lb/>
Strafe, etwa wie un&#x017F;ere Succumbenzgelder,<lb/>
aber, wie immer, zum Vortheil des Gegners<lb/>
durch Stipulation <hi rendition="#aq">(&#x017F;tipulatio Praetoria)</hi> be-<lb/>
&#x017F;timmt. Nun reducirte &#x017F;ich al&#x017F;o auch die Real-<lb/>
klage auf eine <hi rendition="#aq">obligatio,</hi> und bey allen per&#x017F;o&#x0364;n-<lb/>
lichen Klagen, die nicht offenbar ungerecht<lb/>
waren, gab der Con&#x017F;ul einen Richter, dem er,<lb/>
je nachdem die Parrheyen &#x017F;ich gegen einander<lb/>
erkla&#x0364;rt hatten <hi rendition="#aq">(litis conte&#x017F;tatio)</hi> eine Vor-<lb/>
&#x017F;chrift ertheilte, worauf es haupt&#x017F;a&#x0364;chlich an-<lb/>
komme, und wie auf jedem Fall ge&#x017F;prochen<lb/>
werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">(actio).</hi> Dabey waren denn<lb/>
bald zum Be&#x017F;ten des Beklagten, bald aber<lb/>
auch des Kla&#x0364;gers * noch modificirende Clau-<lb/>
&#x017F;eln <hi rendition="#aq">(exceptio, prae&#x017F;criptio).</hi></p><lb/>
              <note place="end" n="*"> <hi rendition="#aq">Cic. de Oratore I. 37. &#x2014; &#x2014; vetus atque<lb/>
v&#x017F;itata exceptio &#x2014; &#x2014; quod petitoris cau&#x017F;a<lb/>
comparatum e&#x017F;&#x017F;e non intelligebat.</hi> </note>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 37.</head><lb/>
              <p>Nun war der Gegen&#x017F;tand des Proce&#x017F;&#x017F;es<lb/><hi rendition="#aq">res litigio&#x017F;a,</hi> die bey Strafe des doppelten<lb/>
Er&#x017F;atzes nicht geweiht werden durfte, und<lb/>
nun hing es von den Partheyen ab, ob die<lb/>
Sache gleich vorgenommen werden &#x017F;ollte, oder<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ob</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[30/0042] Theil I. bis Juſtinian. bey Streitigkeiten uͤber Freyheit oder Sklave- rey. Aber wer den Beſïtz widerrechtlich er- langt hatte, ſollte die Fruͤchte doppelt erſetzen, oft ward auch unter den Partheyen eine andere Strafe, etwa wie unſere Succumbenzgelder, aber, wie immer, zum Vortheil des Gegners durch Stipulation (ſtipulatio Praetoria) be- ſtimmt. Nun reducirte ſich alſo auch die Real- klage auf eine obligatio, und bey allen perſoͤn- lichen Klagen, die nicht offenbar ungerecht waren, gab der Conſul einen Richter, dem er, je nachdem die Parrheyen ſich gegen einander erklaͤrt hatten (litis conteſtatio) eine Vor- ſchrift ertheilte, worauf es hauptſaͤchlich an- komme, und wie auf jedem Fall geſprochen werden muͤſſe (actio). Dabey waren denn bald zum Beſten des Beklagten, bald aber auch des Klaͤgers * noch modificirende Clau- ſeln (exceptio, praeſcriptio). * Cic. de Oratore I. 37. — — vetus atque vſitata exceptio — — quod petitoris cauſa comparatum eſſe non intelligebat. §. 37. Nun war der Gegenſtand des Proceſſes res litigioſa, die bey Strafe des doppelten Erſatzes nicht geweiht werden durfte, und nun hing es von den Partheyen ab, ob die Sache gleich vorgenommen werden ſollte, oder ob

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/42
Zitationshilfe: Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/42>, abgerufen am 21.11.2024.