Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790.Periode 2. Quellen. wie die, durch welche bey den Römern die12 Tafeln entstanden. Diese bestimmten nur die allerersten Grundsätze, z. B. sie sagten, es sollte nach Testamenten gesprochen werden, aber wie der Prätor dies thun würde, was zu einem Testamente gehöre u. s. w., war dem Menschenverstande dessen überlassen, dem ja noch viel wichtigere Dinge, die Anführung im Kriege und die persönliche Repräsentation des Souverains in hundert andern Fällen anvertraut war. Im Nothfalle halfen auch hier die Tribunen. -- Da die Billigkeit des Prätors im einzelen Falle entschied, so war es noch weniger zweifelhaft, daß er zum vor- aus seine Grundsätze bekannt machen, und sich darnach richten dürfe. Die Zeit und die nähere Veranlassung zu dieser Anstalt, ist unbekannt; aber es läßt sich vermuthen, daß es nicht sehr früh geschah, weil es Mißtrauen und Cultur voraussetzt, und daß der Prätor sich dadurch gegen Vorwürfe von Partheylich- keit sichern wollte b). So entstand das jus honorarium. a) Cic. de Or. I. 34. Sit ergo in jure civili finis hic, legitimae atque vsitatae in rebus causisque civium aequabilitatis conservatio. b) I. 2. fr. 2. §. 10. Eodem tempore et ma- gistratus jura reddebant, et vt scirent cives quod jus de quaque causa quisque dicturus esset, seque praemuniret, edicta proponebant, D
Periode 2. Quellen. wie die, durch welche bey den Roͤmern die12 Tafeln entſtanden. Dieſe beſtimmten nur die allererſten Grundſaͤtze, z. B. ſie ſagten, es ſollte nach Teſtamenten geſprochen werden, aber wie der Praͤtor dies thun wuͤrde, was zu einem Teſtamente gehoͤre u. ſ. w., war dem Menſchenverſtande deſſen uͤberlaſſen, dem ja noch viel wichtigere Dinge, die Anfuͤhrung im Kriege und die perſoͤnliche Repraͤſentation des Souverains in hundert andern Faͤllen anvertraut war. Im Nothfalle halfen auch hier die Tribunen. — Da die Billigkeit des Praͤtors im einzelen Falle entſchied, ſo war es noch weniger zweifelhaft, daß er zum vor- aus ſeine Grundſaͤtze bekannt machen, und ſich darnach richten duͤrfe. Die Zeit und die naͤhere Veranlaſſung zu dieſer Anſtalt, iſt unbekannt; aber es laͤßt ſich vermuthen, daß es nicht ſehr fruͤh geſchah, weil es Mißtrauen und Cultur vorausſetzt, und daß der Praͤtor ſich dadurch gegen Vorwuͤrfe von Partheylich- keit ſichern wollte b). So entſtand das jus honorarium. a) Cic. de Or. I. 34. Sit ergo in jure civili finis hic, legitimae atque vſitatae in rebus cauſisque civium aequabilitatis conſervatio. b) I. 2. fr. 2. §. 10. Eodem tempore et ma- giſtratus jura reddebant, et vt ſcirent cives quod jus de quaque cauſa quisque dicturus eſſet, ſeque praemuniret, edicta proponebant, D
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Periode 2. Quellen.
wie die, durch welche bey den Roͤmern die
12 Tafeln entſtanden. Dieſe beſtimmten nur
die allererſten Grundſaͤtze, z. B. ſie ſagten,
es ſollte nach Teſtamenten geſprochen werden,
aber wie der Praͤtor dies thun wuͤrde, was
zu einem Teſtamente gehoͤre u. ſ. w., war
dem Menſchenverſtande deſſen uͤberlaſſen, dem
ja noch viel wichtigere Dinge, die Anfuͤhrung
im Kriege und die perſoͤnliche Repraͤſentation
des Souverains in hundert andern Faͤllen
anvertraut war. Im Nothfalle halfen auch
hier die Tribunen. — Da die Billigkeit des
Praͤtors im einzelen Falle entſchied, ſo war
es noch weniger zweifelhaft, daß er zum vor-
aus ſeine Grundſaͤtze bekannt machen, und
ſich darnach richten duͤrfe. Die Zeit und die
naͤhere Veranlaſſung zu dieſer Anſtalt, iſt
unbekannt; aber es laͤßt ſich vermuthen, daß
es nicht ſehr fruͤh geſchah, weil es Mißtrauen
und Cultur vorausſetzt, und daß der Praͤtor
ſich dadurch gegen Vorwuͤrfe von Partheylich-
keit ſichern wollte b). So entſtand das jus
honorarium.
a⁾ Cic. de Or. I. 34. Sit ergo in jure civili
finis hic, legitimae atque vſitatae in rebus
cauſisque civium aequabilitatis conſervatio.
b⁾ I. 2. fr. 2. §. 10. Eodem tempore et ma-
giſtratus jura reddebant, et vt ſcirent cives
quod jus de quaque cauſa quisque dicturus
eſſet, ſeque praemuniret, edicta proponebant,
quae
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