Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Übers. v. Hermann Hauff. Bd. 1. Stuttgart, 1859.um der Verfolgung ihrer Feinde zu entgehen, aus dem Wasser Zur Zeit, da ich von Paris abreiste, hatten die Versuche, Am 1. Juli, unter 17° 42' der Breite und 34° 21' der 1 Anthrakometer, gekrümmte Röhren mit einer großen Kugel.
um der Verfolgung ihrer Feinde zu entgehen, aus dem Waſſer Zur Zeit, da ich von Paris abreiſte, hatten die Verſuche, Am 1. Juli, unter 17° 42′ der Breite und 34° 21′ der 1 Anthrakometer, gekrümmte Röhren mit einer großen Kugel.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0150" n="134"/> um der Verfolgung ihrer Feinde zu entgehen, aus dem Waſſer<lb/> ſchnellen. Gleich den Schwalben ſchießen ſie zu Tauſenden<lb/> fort, gerade aus und immer gegen die Richtung der Wellen.<lb/> In unſeren Himmelsſtrichen ſieht man häufig am Ufer eines<lb/> klaren, von der Sonne beſchienenen Fluſſes einzeln ſtehende<lb/> Fiſche, die ſomit nichts zu fürchten haben können, ſich über<lb/> die Waſſerfläche ſchnellen, als machte es ihnen Vergnügen,<lb/> Luft zu atmen. Warum ſollte dieſes Spiel nicht noch häufiger<lb/> und länger bei den Exocötus vorkommen, die vermöge der<lb/> Form ihrer Bruſtfloſſen und ihres geringen ſpezifiſchen Ge-<lb/> wichtes ſich ſehr leicht in der Luft halten? Ich fordere die<lb/> Forſcher auf, zu unterſuchen, ob andere fliegende Fiſche, z. B.<lb/><hi rendition="#aq">Exocoetus exiliens, Trigla vocitans</hi> und <hi rendition="#aq">T. hirundo</hi> auch<lb/> ſo große Schwimmblaſen haben wie der tropiſche Exocötus.<lb/> Dieſer geht mit dem warmen Waſſer des Golfſtromes nach<lb/> Norden. Die Schiffsjungen ſchneiden ihm zum Spaß ein<lb/> Stück der Bruſtfloſſen ab und behaupten, dieſe wachſen wieder,<lb/> was mir mit den bei anderen Fiſchfamilien gemachten Beob-<lb/> achtungen nicht zu ſtimmen ſcheint.</p><lb/> <p>Zur Zeit, da ich von Paris abreiſte, hatten die Verſuche,<lb/> welche <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Brodbelt in Jamaika mit der Luft in der Schwimm-<lb/> blaſe des Schwertfiſches angeſtellt, einige Phyſiker zur An-<lb/> nahme veranlaßt, daß unter den Tropen dieſes Organ bei<lb/> den Seefiſchen reines Sauerſtoffgas enthalte. Auch ich hatte<lb/> dieſe Vorſtellung, und ſo war ich überraſcht, als ich in der<lb/> Luftblaſe des Exocötus nur 0,04 Sauerſtoffgas auf 0,94<lb/> Stickſtoff und 0,02 Kohlenſäure fand. Der Anteil des letzteren<lb/> Gaſes, der mittels der Abſorption durch Kalkwaſſer in gra-<lb/> duierten Röhren gemeſſen wurde, <note place="foot" n="1">Anthrakometer, gekrümmte Röhren mit einer großen Kugel.</note> ſchien konſtanter als der<lb/> des Sauerſtoffs, von dem einige Exemplare faſt noch einmal<lb/> ſo viel zeigten. Nach Biots, Configliachis und Delaroches<lb/> intereſſanten Beobachtungen muß man annehmen, daß der von<lb/> Brodbelt ſezierte Schwertfiſch in großen Meerestiefen gelebt<lb/> habe, wo manche Fiſche bis zu 94 % Sauerſtoff in ihrer<lb/> Schwimmblaſe zeigen.</p><lb/> <p>Am 1. Juli, unter 17° 42′ der Breite und 34° 21′ der<lb/> Länge ſtießen wir auf die Trümmer eines Wrackes. Wir<lb/> konnten einen Maſtbaum ſehen, der mit ſchwimmendem Tang<lb/> überzogen war. In einem Strich, wo die See beſtändig ruhig<lb/> iſt, konnte das Fahrzeug nicht Schiffbruch gelitten haben.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [134/0150]
um der Verfolgung ihrer Feinde zu entgehen, aus dem Waſſer
ſchnellen. Gleich den Schwalben ſchießen ſie zu Tauſenden
fort, gerade aus und immer gegen die Richtung der Wellen.
In unſeren Himmelsſtrichen ſieht man häufig am Ufer eines
klaren, von der Sonne beſchienenen Fluſſes einzeln ſtehende
Fiſche, die ſomit nichts zu fürchten haben können, ſich über
die Waſſerfläche ſchnellen, als machte es ihnen Vergnügen,
Luft zu atmen. Warum ſollte dieſes Spiel nicht noch häufiger
und länger bei den Exocötus vorkommen, die vermöge der
Form ihrer Bruſtfloſſen und ihres geringen ſpezifiſchen Ge-
wichtes ſich ſehr leicht in der Luft halten? Ich fordere die
Forſcher auf, zu unterſuchen, ob andere fliegende Fiſche, z. B.
Exocoetus exiliens, Trigla vocitans und T. hirundo auch
ſo große Schwimmblaſen haben wie der tropiſche Exocötus.
Dieſer geht mit dem warmen Waſſer des Golfſtromes nach
Norden. Die Schiffsjungen ſchneiden ihm zum Spaß ein
Stück der Bruſtfloſſen ab und behaupten, dieſe wachſen wieder,
was mir mit den bei anderen Fiſchfamilien gemachten Beob-
achtungen nicht zu ſtimmen ſcheint.
Zur Zeit, da ich von Paris abreiſte, hatten die Verſuche,
welche Dr. Brodbelt in Jamaika mit der Luft in der Schwimm-
blaſe des Schwertfiſches angeſtellt, einige Phyſiker zur An-
nahme veranlaßt, daß unter den Tropen dieſes Organ bei
den Seefiſchen reines Sauerſtoffgas enthalte. Auch ich hatte
dieſe Vorſtellung, und ſo war ich überraſcht, als ich in der
Luftblaſe des Exocötus nur 0,04 Sauerſtoffgas auf 0,94
Stickſtoff und 0,02 Kohlenſäure fand. Der Anteil des letzteren
Gaſes, der mittels der Abſorption durch Kalkwaſſer in gra-
duierten Röhren gemeſſen wurde, 1 ſchien konſtanter als der
des Sauerſtoffs, von dem einige Exemplare faſt noch einmal
ſo viel zeigten. Nach Biots, Configliachis und Delaroches
intereſſanten Beobachtungen muß man annehmen, daß der von
Brodbelt ſezierte Schwertfiſch in großen Meerestiefen gelebt
habe, wo manche Fiſche bis zu 94 % Sauerſtoff in ihrer
Schwimmblaſe zeigen.
Am 1. Juli, unter 17° 42′ der Breite und 34° 21′ der
Länge ſtießen wir auf die Trümmer eines Wrackes. Wir
konnten einen Maſtbaum ſehen, der mit ſchwimmendem Tang
überzogen war. In einem Strich, wo die See beſtändig ruhig
iſt, konnte das Fahrzeug nicht Schiffbruch gelitten haben.
1 Anthrakometer, gekrümmte Röhren mit einer großen Kugel.
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