Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Übers. v. Hermann Hauff. Bd. 1. Stuttgart, 1859.Theaterstücke 1 vom Verkauf der Christensklaven in Algier Je tieferen Eindruck der erste Verkauf von Negern in Unser erster Ausflug galt der Halbinsel Araya und jenen 1 El trado de Argel. 2 La Bruyere, Characteres cap. XI.
Theaterſtücke 1 vom Verkauf der Chriſtenſklaven in Algier Je tieferen Eindruck der erſte Verkauf von Negern in Unſer erſter Ausflug galt der Halbinſel Araya und jenen 1 El trado de Argel. 2 La Bruyère, Charactères cap. XI.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0204" n="188"/> Theaterſtücke <note place="foot" n="1"><hi rendition="#aq">El trado de Argel.</hi></note> vom Verkauf der Chriſtenſklaven in Algier<lb/> entwirft. Es iſt ein empörender Gedanke, daß es noch heu-<lb/> tigestags auf den Antillen ſpaniſche Anſiedler gibt, die<lb/> ihre Sklaven mit dem Glüheiſen zeichnen, um ſie wieder zu<lb/> erkennen, wenn ſie entlaufen. So behandelt man Menſchen,<lb/> die anderen Menſchen die Mühe des Säens, Ackerns und<lb/> Erntens erſparen. <note place="foot" n="2"><hi rendition="#aq">La Bruyère, Charactères cap. XI.</hi></note></p><lb/> <p>Je tieferen Eindruck der erſte Verkauf von Negern in<lb/> Cumana auf uns gemacht hatte, deſto mehr wünſchten wir<lb/> uns Glück, daß wir uns bei einem Volke und auf einem<lb/> Kontinent befanden, wo ein ſolches Schauſpiel ſehr ſelten<lb/> vorkommt und die Zahl der Sklaven im allgemeinen höchſt<lb/> unbedeutend iſt. Dieſelbe betrug im Jahre 1800 in den<lb/> Provinzen Cumana und Barcelona nicht über 6000,<lb/> während man zur ſelben Zeit die Geſamtbevölkerung auf<lb/> 110000 ſchätzte. Der Handel mit afrikaniſchen Sklaven,<lb/> den die ſpaniſchen Geſetze niemals begünſtigt haben, iſt jetzt<lb/> völlig bedeutungslos auf Küſten, wo im 16. Jahrhun-<lb/> dert der Handel mit amerikaniſchen Sklaven ſchauerlich<lb/> lebhaft war. Macarapan, früher Amaracapana genannt,<lb/> Cumana, Araya und beſonders Neucadiz, das auf dem Eiland<lb/> Cubagua angelegt worden war, konnten damals für Kontore<lb/> gelten, die zur Betreibung des Sklavenhandels errichtet waren.<lb/> Girolamo Benzoni aus Mailand, der im Alter von 22 Jahren<lb/> nach Terra Firma gekommen war, machte im Jahre 1542<lb/> an den Küſten von Bordones, Cariaco und Paria Raubzüge<lb/> mit, bei denen unglückliche Eingeborene weggeſchleppt wurden.<lb/> Er erzählt ſehr naiv und oft mit einem Gefühlsausdruck,<lb/> wie er bei den Geſchichtſchreibern jener Zeit ſelten vorkommt,<lb/> von den Grauſamkeiten, die er mit angeſehen. Er ſah die<lb/> Sklaven nach Neucadiz bringen, wo ſie mit dem Glüheiſen<lb/> auf Stirne und Armen gezeichnet und den Beamten der<lb/> Krone der <hi rendition="#g">Quint</hi> entrichtet wurde. Aus dieſem Hafen<lb/> wurden ſie nach Hayti oder San Domingo geſchickt, nachdem<lb/> ſie mehrmals die Herren gewechſelt, nicht weil ſie verkauft<lb/> wurden, ſondern weil die Soldaten mit Würfeln um ſie<lb/> ſpielten.</p><lb/> <p>Unſer erſter Ausflug galt der Halbinſel Araya und jenen<lb/> ehemals durch den Sklavenhandel und die Perlenfiſcherei viel-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [188/0204]
Theaterſtücke 1 vom Verkauf der Chriſtenſklaven in Algier
entwirft. Es iſt ein empörender Gedanke, daß es noch heu-
tigestags auf den Antillen ſpaniſche Anſiedler gibt, die
ihre Sklaven mit dem Glüheiſen zeichnen, um ſie wieder zu
erkennen, wenn ſie entlaufen. So behandelt man Menſchen,
die anderen Menſchen die Mühe des Säens, Ackerns und
Erntens erſparen. 2
Je tieferen Eindruck der erſte Verkauf von Negern in
Cumana auf uns gemacht hatte, deſto mehr wünſchten wir
uns Glück, daß wir uns bei einem Volke und auf einem
Kontinent befanden, wo ein ſolches Schauſpiel ſehr ſelten
vorkommt und die Zahl der Sklaven im allgemeinen höchſt
unbedeutend iſt. Dieſelbe betrug im Jahre 1800 in den
Provinzen Cumana und Barcelona nicht über 6000,
während man zur ſelben Zeit die Geſamtbevölkerung auf
110000 ſchätzte. Der Handel mit afrikaniſchen Sklaven,
den die ſpaniſchen Geſetze niemals begünſtigt haben, iſt jetzt
völlig bedeutungslos auf Küſten, wo im 16. Jahrhun-
dert der Handel mit amerikaniſchen Sklaven ſchauerlich
lebhaft war. Macarapan, früher Amaracapana genannt,
Cumana, Araya und beſonders Neucadiz, das auf dem Eiland
Cubagua angelegt worden war, konnten damals für Kontore
gelten, die zur Betreibung des Sklavenhandels errichtet waren.
Girolamo Benzoni aus Mailand, der im Alter von 22 Jahren
nach Terra Firma gekommen war, machte im Jahre 1542
an den Küſten von Bordones, Cariaco und Paria Raubzüge
mit, bei denen unglückliche Eingeborene weggeſchleppt wurden.
Er erzählt ſehr naiv und oft mit einem Gefühlsausdruck,
wie er bei den Geſchichtſchreibern jener Zeit ſelten vorkommt,
von den Grauſamkeiten, die er mit angeſehen. Er ſah die
Sklaven nach Neucadiz bringen, wo ſie mit dem Glüheiſen
auf Stirne und Armen gezeichnet und den Beamten der
Krone der Quint entrichtet wurde. Aus dieſem Hafen
wurden ſie nach Hayti oder San Domingo geſchickt, nachdem
ſie mehrmals die Herren gewechſelt, nicht weil ſie verkauft
wurden, ſondern weil die Soldaten mit Würfeln um ſie
ſpielten.
Unſer erſter Ausflug galt der Halbinſel Araya und jenen
ehemals durch den Sklavenhandel und die Perlenfiſcherei viel-
1 El trado de Argel.
2 La Bruyère, Charactères cap. XI.
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