Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Übers. v. Hermann Hauff. Bd. 1. Stuttgart, 1859.schaffte mir die Werke über die zu bereisenden Länder. Ich Die schwedische Fregatte, welche Skiöldebrand nach Algier Skiöldebrand war so ungeduldig als wir, seinen Bestim- Wir konnten es nicht über uns gewinnen, bis dahin in ſchaffte mir die Werke über die zu bereiſenden Länder. Ich Die ſchwediſche Fregatte, welche Skiöldebrand nach Algier Skiöldebrand war ſo ungeduldig als wir, ſeinen Beſtim- Wir konnten es nicht über uns gewinnen, bis dahin in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0024" n="8"/> ſchaffte mir die Werke über die zu bereiſenden Länder. Ich<lb/> nahm Abſchied von meinem Bruder, der durch Rat und Bei-<lb/> ſpiel meine Geiſtesrichtung hatte beſtimmen helfen. Er billigte<lb/> die Beweggründe meines Entſchluſſes, Europa zu verlaſſen;<lb/> eine geheime Stimme ſagte uns, daß wir uns wiederſehen<lb/> würden. Dieſe Hoffnung hat uns auch nicht betrogen, und<lb/> ſie linderte den Schmerz einer langen Trennung. Ich verließ<lb/> Paris mit dem Entſchluß, mich nach Algier und Aegypten<lb/> einzuſchiffen, und wie nun einmal der Zufall in allem Men-<lb/> ſchenleben regiert, ich ſah bei der Rückkehr vom Amazonenſtrom<lb/> und aus Peru meinen Bruder wieder, ohne das Feſtland von<lb/> Afrika betreten zu haben.</p><lb/> <p>Die ſchwediſche Fregatte, welche Skiöldebrand nach Algier<lb/> überführen ſollte, wurde zu Marſeille in den letzten Tagen<lb/> Oktobers erwartet. Bonpland und ich begaben uns um dieſe<lb/> Zeit dahin, und eilten um ſo mehr, da wir während der Reiſe<lb/> immer beſorgten, zu ſpät zu kommen und das Schiff zu ver-<lb/> ſäumen. Wir ahnten nicht, welche neuen Widerwärtigkeiten<lb/> uns zunächſt bevorſtanden.</p><lb/> <p>Skiöldebrand war ſo ungeduldig als wir, ſeinen Beſtim-<lb/> mungsort zu erreichen. Wir beſtiegen mehrmals im Tage den<lb/> Berg Notre Dame de la Garde, von dem man weit ins<lb/> Mittelmeer hinausblickt. Jedes Segel, das am Horizont<lb/> ſichtbar wurde, ſetzte uns in Aufregung; aber nachdem wir<lb/> zwei Monate in großer Unruhe vergeblich geharrt, erſahen<lb/> wir aus den Zeitungen, daß die ſchwediſche Fregatte, die uns<lb/> überführen ſollte, in einem Sturm an den Küſten von Portugal<lb/> ſtark gelitten und in den Hafen von Cadiz habe einlaufen<lb/> müſſen, um ausgebeſſert zu werden. Privatbriefe beſtätigten<lb/> die Nachricht, und es war gewiß, daß der Jaramas — ſo<lb/> hieß die Fregatte — vor dem Frühjahr nicht nach Marſeille<lb/> kommen konnte.</p><lb/> <p>Wir konnten es nicht über uns gewinnen, bis dahin in<lb/> der Provence zu bleiben. Das Land, zumal das Klima,<lb/> fanden wir herrlich; aber der Anblick des Meeres mahnte<lb/> uns fortwährend an unſere zertrümmerten Hoffnungen. Auf<lb/> einem Ausflug nach Hy<hi rendition="#aq">è</hi>res und Toulon fanden wir in letzterem<lb/> Hafen die Fregatte Boudeuſe, die Bougainville auf ſeiner<lb/> Reiſe um die Welt befehligt hatte. Ich hatte mich zu Paris,<lb/> als ich mich rüſtete, die Expedition des Kapitäns Baudin<lb/> mitzumachen, des beſondern Wohlwollens des berühmten See-<lb/> fahrers zu erfreuen gehabt. Nur ſchwer vermöchte ich zu<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [8/0024]
ſchaffte mir die Werke über die zu bereiſenden Länder. Ich
nahm Abſchied von meinem Bruder, der durch Rat und Bei-
ſpiel meine Geiſtesrichtung hatte beſtimmen helfen. Er billigte
die Beweggründe meines Entſchluſſes, Europa zu verlaſſen;
eine geheime Stimme ſagte uns, daß wir uns wiederſehen
würden. Dieſe Hoffnung hat uns auch nicht betrogen, und
ſie linderte den Schmerz einer langen Trennung. Ich verließ
Paris mit dem Entſchluß, mich nach Algier und Aegypten
einzuſchiffen, und wie nun einmal der Zufall in allem Men-
ſchenleben regiert, ich ſah bei der Rückkehr vom Amazonenſtrom
und aus Peru meinen Bruder wieder, ohne das Feſtland von
Afrika betreten zu haben.
Die ſchwediſche Fregatte, welche Skiöldebrand nach Algier
überführen ſollte, wurde zu Marſeille in den letzten Tagen
Oktobers erwartet. Bonpland und ich begaben uns um dieſe
Zeit dahin, und eilten um ſo mehr, da wir während der Reiſe
immer beſorgten, zu ſpät zu kommen und das Schiff zu ver-
ſäumen. Wir ahnten nicht, welche neuen Widerwärtigkeiten
uns zunächſt bevorſtanden.
Skiöldebrand war ſo ungeduldig als wir, ſeinen Beſtim-
mungsort zu erreichen. Wir beſtiegen mehrmals im Tage den
Berg Notre Dame de la Garde, von dem man weit ins
Mittelmeer hinausblickt. Jedes Segel, das am Horizont
ſichtbar wurde, ſetzte uns in Aufregung; aber nachdem wir
zwei Monate in großer Unruhe vergeblich geharrt, erſahen
wir aus den Zeitungen, daß die ſchwediſche Fregatte, die uns
überführen ſollte, in einem Sturm an den Küſten von Portugal
ſtark gelitten und in den Hafen von Cadiz habe einlaufen
müſſen, um ausgebeſſert zu werden. Privatbriefe beſtätigten
die Nachricht, und es war gewiß, daß der Jaramas — ſo
hieß die Fregatte — vor dem Frühjahr nicht nach Marſeille
kommen konnte.
Wir konnten es nicht über uns gewinnen, bis dahin in
der Provence zu bleiben. Das Land, zumal das Klima,
fanden wir herrlich; aber der Anblick des Meeres mahnte
uns fortwährend an unſere zertrümmerten Hoffnungen. Auf
einem Ausflug nach Hyères und Toulon fanden wir in letzterem
Hafen die Fregatte Boudeuſe, die Bougainville auf ſeiner
Reiſe um die Welt befehligt hatte. Ich hatte mich zu Paris,
als ich mich rüſtete, die Expedition des Kapitäns Baudin
mitzumachen, des beſondern Wohlwollens des berühmten See-
fahrers zu erfreuen gehabt. Nur ſchwer vermöchte ich zu
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