Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Übers. v. Hermann Hauff. Bd. 1. Stuttgart, 1859.lassen, so möchte ich behaupten, daß von allen Pflanzenge- Die ostindischen Bambu, die Calumets des hauts 1 der Der Weg mit dem Bambugebüsch zu beiden Seiten 1 Bambusa, oder vielmehr Nastus alpina. 2 In den spanischen Kolonieen heißt Mision oder Pueblo
de Mision eine Anzahl Wohnungen um eine Kirche herum, wo ein Missionär, der Ordensgeistlicher ist, den Gottesdienst versieht. Die indianischen Dörfer, die unter der Obhut von Pfarrern stehen, heißen Pueblos de Doctrina. Man unterscheidet noch weiter den Cura doctrinero, den Pfarrer einer indianischen Ge- meinde, und den Cura rector, den Pfarrer eines von Weißen oder Farbigen bewohnten Dorfes. laſſen, ſo möchte ich behaupten, daß von allen Pflanzenge- Die oſtindiſchen Bambu, die Calumets des hauts 1 der Der Weg mit dem Bambugebüſch zu beiden Seiten 1 Bambusa, oder vielmehr Nastus alpina. 2 In den ſpaniſchen Kolonieen heißt Mision oder Pueblo
de Mision eine Anzahl Wohnungen um eine Kirche herum, wo ein Miſſionär, der Ordensgeiſtlicher iſt, den Gottesdienſt verſieht. Die indianiſchen Dörfer, die unter der Obhut von Pfarrern ſtehen, heißen Pueblos de Doctrina. Man unterſcheidet noch weiter den Cura doctrinero, den Pfarrer einer indianiſchen Ge- meinde, und den Cura rector, den Pfarrer eines von Weißen oder Farbigen bewohnten Dorfes. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0243" n="227"/> laſſen, ſo möchte ich behaupten, daß von allen Pflanzenge-<lb/> ſtalten unter den Tropen keine die Einbildungskraft des Rei-<lb/> ſenden mehr anregt als der Bambu und der Baumfarn.</p><lb/> <p>Die oſtindiſchen Bambu, die <hi rendition="#aq">Calumets des hauts</hi> <note place="foot" n="1"><hi rendition="#aq">Bambusa,</hi> oder vielmehr <hi rendition="#aq">Nastus alpina.</hi></note> der<lb/> Inſel Bourbon, der Guadua Südamerikas, vielleicht ſogar<lb/> die rieſenhaften Arundinarien an den Ufern des Miſſiſſippi,<lb/> gehören derſelben Pflanzengruppe an. In Amerika ſind aber<lb/> die Bambuarten nicht ſo häufig, als man gewöhnlich glaubt.<lb/> In den Sümpfen und auf den großen unter Waſſer ſtehen-<lb/> den Ebenen am unteren Orinoko, am Apure und Atabapo<lb/> fehlen ſie faſt ganz, wogegen ſie im Nordweſten, in Neu-<lb/> granada und im Königreich Quito viele Kilometer lange dichte<lb/> Wälder bilden. Der weſtliche Abhang der Anden erſcheint<lb/> als ihre eigentliche Heimat, und was ziemlich auffallend iſt,<lb/> wir haben ſie nicht nur in tiefen, kaum über dem Meere ge-<lb/> legenen Landſtrichen, ſondern auch in den hohen Thälern der<lb/> Kordilleren bis in 1680 <hi rendition="#aq">m</hi> Meereshöhe angetroffen.</p><lb/> <p>Der Weg mit dem Bambugebüſch zu beiden Seiten<lb/> führte uns zum kleinen Dorfe San Fernando, das auf einer<lb/> ſchmalen, von ſehr ſteilen Kalkſteinwänden umgebenen Ebene<lb/> liegt. Es war die erſte Miſſion; die wir in Amerika betraten. <note place="foot" n="2">In den ſpaniſchen Kolonieen heißt <hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">Mision</hi></hi> oder <hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">Pueblo<lb/> de Mision</hi></hi> eine Anzahl Wohnungen um eine Kirche herum, wo<lb/> ein Miſſionär, der Ordensgeiſtlicher iſt, den Gottesdienſt verſieht.<lb/> Die indianiſchen Dörfer, die unter der Obhut von Pfarrern ſtehen,<lb/> heißen <hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">Pueblos de Doctrina.</hi></hi> Man unterſcheidet noch weiter<lb/> den <hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">Cura doctrinero,</hi></hi> den Pfarrer einer indianiſchen Ge-<lb/> meinde, und den <hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">Cura rector,</hi></hi> den Pfarrer eines von Weißen<lb/> oder Farbigen bewohnten Dorfes.</note><lb/> Die Häuſer oder vielmehr Hütten der Chaymasindianer ſind<lb/> weit auseinander gerückt und nicht von Gärten umgeben.<lb/> Die breiten geraden Straßen ſchneiden ſich unter rechten Win-<lb/> keln; die ſehr dünnen, unſoliden Wände beſtehen aus Letten<lb/> und Lianenzweigen. Die gleichförmige Bauart, das ernſte<lb/> ſchweigſame Weſen der Einwohner, die ausnehmende Rein-<lb/> lichkeit in den Häuſern, alles erinnert an die Gemeinden der<lb/> mähriſchen Brüder. Jede indianiſche Familie baut draußen<lb/> vor dem Dorfe außer ihrem eigenen Garten den <hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">Conuco<lb/> de la communidad.</hi></hi> In dieſem arbeiten die Erwachſenen<lb/> beider Geſchlechter morgens und abends je eine Stunde. In<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [227/0243]
laſſen, ſo möchte ich behaupten, daß von allen Pflanzenge-
ſtalten unter den Tropen keine die Einbildungskraft des Rei-
ſenden mehr anregt als der Bambu und der Baumfarn.
Die oſtindiſchen Bambu, die Calumets des hauts 1 der
Inſel Bourbon, der Guadua Südamerikas, vielleicht ſogar
die rieſenhaften Arundinarien an den Ufern des Miſſiſſippi,
gehören derſelben Pflanzengruppe an. In Amerika ſind aber
die Bambuarten nicht ſo häufig, als man gewöhnlich glaubt.
In den Sümpfen und auf den großen unter Waſſer ſtehen-
den Ebenen am unteren Orinoko, am Apure und Atabapo
fehlen ſie faſt ganz, wogegen ſie im Nordweſten, in Neu-
granada und im Königreich Quito viele Kilometer lange dichte
Wälder bilden. Der weſtliche Abhang der Anden erſcheint
als ihre eigentliche Heimat, und was ziemlich auffallend iſt,
wir haben ſie nicht nur in tiefen, kaum über dem Meere ge-
legenen Landſtrichen, ſondern auch in den hohen Thälern der
Kordilleren bis in 1680 m Meereshöhe angetroffen.
Der Weg mit dem Bambugebüſch zu beiden Seiten
führte uns zum kleinen Dorfe San Fernando, das auf einer
ſchmalen, von ſehr ſteilen Kalkſteinwänden umgebenen Ebene
liegt. Es war die erſte Miſſion; die wir in Amerika betraten. 2
Die Häuſer oder vielmehr Hütten der Chaymasindianer ſind
weit auseinander gerückt und nicht von Gärten umgeben.
Die breiten geraden Straßen ſchneiden ſich unter rechten Win-
keln; die ſehr dünnen, unſoliden Wände beſtehen aus Letten
und Lianenzweigen. Die gleichförmige Bauart, das ernſte
ſchweigſame Weſen der Einwohner, die ausnehmende Rein-
lichkeit in den Häuſern, alles erinnert an die Gemeinden der
mähriſchen Brüder. Jede indianiſche Familie baut draußen
vor dem Dorfe außer ihrem eigenen Garten den Conuco
de la communidad. In dieſem arbeiten die Erwachſenen
beider Geſchlechter morgens und abends je eine Stunde. In
1 Bambusa, oder vielmehr Nastus alpina.
2 In den ſpaniſchen Kolonieen heißt Mision oder Pueblo
de Mision eine Anzahl Wohnungen um eine Kirche herum, wo
ein Miſſionär, der Ordensgeiſtlicher iſt, den Gottesdienſt verſieht.
Die indianiſchen Dörfer, die unter der Obhut von Pfarrern ſtehen,
heißen Pueblos de Doctrina. Man unterſcheidet noch weiter
den Cura doctrinero, den Pfarrer einer indianiſchen Ge-
meinde, und den Cura rector, den Pfarrer eines von Weißen
oder Farbigen bewohnten Dorfes.
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