Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Übers. v. Hermann Hauff. Bd. 1. Stuttgart, 1859.beschaffenheit eines Landes, in dem ich mich nur ein halbes Zu Madrid angelangt, fand ich bald Ursache mir Glück Im März 1799 wurde ich dem Hofe von Aranjuez vor- Ich erhielt zwei Pässe, den einen vom ersten Staats- beſchaffenheit eines Landes, in dem ich mich nur ein halbes Zu Madrid angelangt, fand ich bald Urſache mir Glück Im März 1799 wurde ich dem Hofe von Aranjuez vor- Ich erhielt zwei Päſſe, den einen vom erſten Staats- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0026" n="10"/> beſchaffenheit eines Landes, in dem ich mich nur ein halbes<lb/> Jahr aufhielt, und das in neuerer Zeit von ſo vielen unter-<lb/> richteten Männern bereiſt worden iſt.</p><lb/> <p>Zu Madrid angelangt, fand ich bald Urſache mir Glück<lb/> dazu zu wünſchen, daß wir uns entſchloſſen, die Halbinſel zu<lb/> beſuchen. Der Baron Forell, ſächſiſcher Geſandter am ſpaniſchen<lb/> Hofe, kam mir auf eine Weiſe entgegen, die meinen Zwecken<lb/> ſehr förderlich wurde. Er verband mit ausgebreiteten mine-<lb/> ralogiſchen Kenntniſſen das regſte Intereſſe für Unterneh-<lb/> mungen zur Förderung der Wiſſenſchaft. Er bedeutete mir,<lb/> daß ich unter der Verwaltung eines aufgeklärten Miniſters,<lb/> des Ritters Don Mariano Luis de Urquijo, Ausſicht habe,<lb/> auf meine Koſten im Inneren des ſpaniſchen Amerikas reiſen<lb/> zu dürfen. Nach all den Widerwärtigkeiten, die ich erfahren,<lb/> beſann ich mich keinen Augenblick, dieſen Gedanken zu ergreifen.</p><lb/> <p>Im März 1799 wurde ich dem Hofe von Aranjuez vor-<lb/> geſtellt. Der König nahm mich äußerſt wohlwollend auf. Ich<lb/> entwickelte die Gründe, die mich bewogen, eine Reiſe in den<lb/> neuen Kontinent und auf die Philippinen zu unternehmen,<lb/> und reichte dem Staatsſekretär eine darauf bezügliche Denk-<lb/> ſchrift ein. Der Ritter d’Urquijo unterſtützte mein Geſuch<lb/> und räumte alle Schwierigkeiten aus dem Wege. Der Miniſter<lb/> handelte hierbei deſto großmütiger, da ich in gar keiner per-<lb/> ſönlichen Beziehung zu ihm ſtand. Der Eifer, mit dem er<lb/> fortwährend meine Abſichten unterſtützte, hatte keinen anderen<lb/> Beweggrund als ſeine Liebe zu den Wiſſenſchaften. Es wird<lb/> mir zur angenehmen Pflicht, in dieſem Werke der Dienſte,<lb/> die er mir erwieſen, dankbar zu gedenken.</p><lb/> <p>Ich erhielt zwei Päſſe, den einen vom erſten Staats-<lb/> ſekretär, den anderen vom Rat von Indien. Nie war einem<lb/> Reiſenden mit der Erlaubnis, die man ihm erteilte, mehr<lb/> zugeſtanden worden, nie hatte die ſpaniſche Regierung einem<lb/> Fremden größeres Vertrauen bewieſen. Um alle Bedenken<lb/> zu beſeitigen, welche die Vizekönige oder Generalkapitäne, als<lb/> Vertreter der königlichen Gewalt in Amerika, hinſichtlich des<lb/> Zweckes und Weſens meiner Beſchäftigungen erheben könnten,<lb/> hieß es im Paß der <hi rendition="#aq">primera secretaria de estado:</hi> „ich ſei<lb/> ermächtigt, mich meiner phyſikaliſchen und geodätiſchen Inſtru-<lb/> mente mit voller Freiheit zu bedienen; ich dürfe in allen<lb/> ſpaniſchen Beſitzungen aſtronomiſche Beobachtungen anſtellen,<lb/> die Höhen der Berge meſſen, die Erzeugniſſe des Bodens<lb/> ſammeln und alle Operationen ausführen, die ich zur Förde-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [10/0026]
beſchaffenheit eines Landes, in dem ich mich nur ein halbes
Jahr aufhielt, und das in neuerer Zeit von ſo vielen unter-
richteten Männern bereiſt worden iſt.
Zu Madrid angelangt, fand ich bald Urſache mir Glück
dazu zu wünſchen, daß wir uns entſchloſſen, die Halbinſel zu
beſuchen. Der Baron Forell, ſächſiſcher Geſandter am ſpaniſchen
Hofe, kam mir auf eine Weiſe entgegen, die meinen Zwecken
ſehr förderlich wurde. Er verband mit ausgebreiteten mine-
ralogiſchen Kenntniſſen das regſte Intereſſe für Unterneh-
mungen zur Förderung der Wiſſenſchaft. Er bedeutete mir,
daß ich unter der Verwaltung eines aufgeklärten Miniſters,
des Ritters Don Mariano Luis de Urquijo, Ausſicht habe,
auf meine Koſten im Inneren des ſpaniſchen Amerikas reiſen
zu dürfen. Nach all den Widerwärtigkeiten, die ich erfahren,
beſann ich mich keinen Augenblick, dieſen Gedanken zu ergreifen.
Im März 1799 wurde ich dem Hofe von Aranjuez vor-
geſtellt. Der König nahm mich äußerſt wohlwollend auf. Ich
entwickelte die Gründe, die mich bewogen, eine Reiſe in den
neuen Kontinent und auf die Philippinen zu unternehmen,
und reichte dem Staatsſekretär eine darauf bezügliche Denk-
ſchrift ein. Der Ritter d’Urquijo unterſtützte mein Geſuch
und räumte alle Schwierigkeiten aus dem Wege. Der Miniſter
handelte hierbei deſto großmütiger, da ich in gar keiner per-
ſönlichen Beziehung zu ihm ſtand. Der Eifer, mit dem er
fortwährend meine Abſichten unterſtützte, hatte keinen anderen
Beweggrund als ſeine Liebe zu den Wiſſenſchaften. Es wird
mir zur angenehmen Pflicht, in dieſem Werke der Dienſte,
die er mir erwieſen, dankbar zu gedenken.
Ich erhielt zwei Päſſe, den einen vom erſten Staats-
ſekretär, den anderen vom Rat von Indien. Nie war einem
Reiſenden mit der Erlaubnis, die man ihm erteilte, mehr
zugeſtanden worden, nie hatte die ſpaniſche Regierung einem
Fremden größeres Vertrauen bewieſen. Um alle Bedenken
zu beſeitigen, welche die Vizekönige oder Generalkapitäne, als
Vertreter der königlichen Gewalt in Amerika, hinſichtlich des
Zweckes und Weſens meiner Beſchäftigungen erheben könnten,
hieß es im Paß der primera secretaria de estado: „ich ſei
ermächtigt, mich meiner phyſikaliſchen und geodätiſchen Inſtru-
mente mit voller Freiheit zu bedienen; ich dürfe in allen
ſpaniſchen Beſitzungen aſtronomiſche Beobachtungen anſtellen,
die Höhen der Berge meſſen, die Erzeugniſſe des Bodens
ſammeln und alle Operationen ausführen, die ich zur Förde-
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