Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Übers. v. Hermann Hauff. Bd. 1. Stuttgart, 1859.schlecht zufrieden, denn die Trockenheit und der Staub hatten Der Kapitän der Korvette hatte zwar Befehl, so lange Am 20. Juni vor Sonnenaufgang machten wir uns auf ſchlecht zufrieden, denn die Trockenheit und der Staub hatten Der Kapitän der Korvette hatte zwar Befehl, ſo lange Am 20. Juni vor Sonnenaufgang machten wir uns auf <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0077" n="61"/> ſchlecht zufrieden, denn die Trockenheit und der Staub hatten<lb/> die Vegetation ſo ziemlich vernichtet. <hi rendition="#aq">Cacalia Kleinia, Eu-<lb/> phorbia canariensis</hi> und verſchiedene andere Fettpflanzen,<lb/> welche ihre Nahrung vielmehr aus der Luft als aus dem<lb/> Boden ziehen, auf dem ſie wachſen mahnten uns durch ihren<lb/> Habitus daran, daß dieſe Inſeln Afrika angehören, und zwar<lb/> dem dürrſten Striche dieſes Feſtlandes.</p><lb/> <p>Der Kapitän der Korvette hatte zwar Befehl, ſo lange<lb/> zu verweilen, daß wir die Spitze des Piks beſteigen könnten,<lb/> wenn anders der Schnee es geſtattete; man gab uns aber zu<lb/> erkennen, wegen der Blockade der engliſchen Schiffe dürften<lb/> wir nur auf einen Aufenthalt von vier, fünf Tagen rechnen.<lb/> Wir eilten demnach, in den Hafen von Orotava zu kommen,<lb/> der am Weſtabhang des Vulkanes liegt, und wo wir Führer<lb/> finden ſollten. In Santa Cruz konnte ich niemand auf-<lb/> finden, der den Pik beſtiegen gehabt hätte, und ich wunderte<lb/> mich nicht darüber. Die merkwürdigſten Dinge haben deſto<lb/> weniger Reiz für uns, je näher ſie uns ſind, und ich kannte<lb/> Schaffhauſer, welche den Rheinfall niemals in der Nähe ge-<lb/> ſehen hatten.</p><lb/> <p>Am 20. Juni vor Sonnenaufgang machten wir uns auf<lb/> den Weg nach Villa de la Laguna, die 682 <hi rendition="#aq">m</hi> über dem<lb/> Hafen von Santa Cruz liegt. Wir konnten dieſe Höhen-<lb/> angabe nicht verifizieren, denn wegen der Brandung hatten<lb/> wir in der Nacht nicht an Bord gehen können, um Barometer<lb/> und Inklinationskompaß zu holen. Da wir vorausſahen, daß<lb/> wir bei unſerer Beſteigung des Piks ſehr würden eilen müſſen,<lb/> ſo war es uns ganz lieb, daß wir Inſtrumente, die uns in<lb/> unbekannteren Ländern dienen ſollten, hier keiner Gefahr aus-<lb/> ſetzen konnten. Der Weg nach Laguna hinauf läuft an der<lb/> rechten Seite eines Baches oder <hi rendition="#g">Barranco</hi> hin, der in der<lb/> Regenzeit ſchöne Fälle bildet; er iſt ſchmal und vielfach ge-<lb/> wunden. Nach meiner Rückkehr habe ich gehört, Herr von<lb/> Perlasca habe hier eine neue Straße anlegen laſſen, auf der<lb/> Wagen fahren können. Bei der Stadt begegneten uns weiße<lb/> Kamele, die ſehr leicht beladen ſchienen. Dieſe Tiere werden<lb/> vorzugsweiſe dazu gebraucht, die Waren von der Douane in<lb/> die Magazine der Kaufleute zu ſchaffen. Man ladet ihnen<lb/> gewöhnlich zwei Kiſten mit Havanazucker auf, die zuſammen<lb/> 450 <hi rendition="#aq">kg</hi> wiegen, man kann aber die Ladung bis auf 13 Zentner<lb/> oder 52 kaſtiliſche Arrobas ſteigern. Auf Tenerifa ſind die<lb/> Kamele nicht ſehr häufig, während ihrer auf Lanzarote und<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [61/0077]
ſchlecht zufrieden, denn die Trockenheit und der Staub hatten
die Vegetation ſo ziemlich vernichtet. Cacalia Kleinia, Eu-
phorbia canariensis und verſchiedene andere Fettpflanzen,
welche ihre Nahrung vielmehr aus der Luft als aus dem
Boden ziehen, auf dem ſie wachſen mahnten uns durch ihren
Habitus daran, daß dieſe Inſeln Afrika angehören, und zwar
dem dürrſten Striche dieſes Feſtlandes.
Der Kapitän der Korvette hatte zwar Befehl, ſo lange
zu verweilen, daß wir die Spitze des Piks beſteigen könnten,
wenn anders der Schnee es geſtattete; man gab uns aber zu
erkennen, wegen der Blockade der engliſchen Schiffe dürften
wir nur auf einen Aufenthalt von vier, fünf Tagen rechnen.
Wir eilten demnach, in den Hafen von Orotava zu kommen,
der am Weſtabhang des Vulkanes liegt, und wo wir Führer
finden ſollten. In Santa Cruz konnte ich niemand auf-
finden, der den Pik beſtiegen gehabt hätte, und ich wunderte
mich nicht darüber. Die merkwürdigſten Dinge haben deſto
weniger Reiz für uns, je näher ſie uns ſind, und ich kannte
Schaffhauſer, welche den Rheinfall niemals in der Nähe ge-
ſehen hatten.
Am 20. Juni vor Sonnenaufgang machten wir uns auf
den Weg nach Villa de la Laguna, die 682 m über dem
Hafen von Santa Cruz liegt. Wir konnten dieſe Höhen-
angabe nicht verifizieren, denn wegen der Brandung hatten
wir in der Nacht nicht an Bord gehen können, um Barometer
und Inklinationskompaß zu holen. Da wir vorausſahen, daß
wir bei unſerer Beſteigung des Piks ſehr würden eilen müſſen,
ſo war es uns ganz lieb, daß wir Inſtrumente, die uns in
unbekannteren Ländern dienen ſollten, hier keiner Gefahr aus-
ſetzen konnten. Der Weg nach Laguna hinauf läuft an der
rechten Seite eines Baches oder Barranco hin, der in der
Regenzeit ſchöne Fälle bildet; er iſt ſchmal und vielfach ge-
wunden. Nach meiner Rückkehr habe ich gehört, Herr von
Perlasca habe hier eine neue Straße anlegen laſſen, auf der
Wagen fahren können. Bei der Stadt begegneten uns weiße
Kamele, die ſehr leicht beladen ſchienen. Dieſe Tiere werden
vorzugsweiſe dazu gebraucht, die Waren von der Douane in
die Magazine der Kaufleute zu ſchaffen. Man ladet ihnen
gewöhnlich zwei Kiſten mit Havanazucker auf, die zuſammen
450 kg wiegen, man kann aber die Ladung bis auf 13 Zentner
oder 52 kaſtiliſche Arrobas ſteigern. Auf Tenerifa ſind die
Kamele nicht ſehr häufig, während ihrer auf Lanzarote und
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