Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Übers. v. Hermann Hauff. Bd. 1. Stuttgart, 1859.Fuerteventura viele Tausende sind. Diese Inseln liegen Afrika Der Hügel, auf dem die Stadt San Christobal de la Je näher wir Laguna kamen, desto kühler wurde die Luft, Fuerteventura viele Tauſende ſind. Dieſe Inſeln liegen Afrika Der Hügel, auf dem die Stadt San Chriſtobal de la Je näher wir Laguna kamen, deſto kühler wurde die Luft, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0078" n="62"/> Fuerteventura viele Tauſende ſind. Dieſe Inſeln liegen Afrika<lb/> näher und kommen daher auch in Klima und Vegetation mehr<lb/> mit dieſem Kontinent überein. Es iſt ſehr auffallend, daß<lb/> dieſes nützliche Tier, das ſich in Südamerika fortpflanzt, dies<lb/> auf Tenerifa faſt nie thut. Nur im fruchtbaren Diſtrikt von<lb/> Adexe, wo die bedeutendſten Zuckerrohrpflanzungen ſind, hat<lb/> man die Kamele zuweilen Junge werfen ſehen. Dieſe<lb/> Laſttiere, wie die Pferde, ſind im 15. Jahrhundert durch<lb/> die normänniſchen Eroberer auf den Kanarien eingeführt<lb/> worden. Die Guanchen kannten ſie nicht, und dies erklärt<lb/> ſich wohl leicht daraus, daß ein ſo gewaltiges Tier ſchwer auf<lb/> ſchwachen Fahrzeugen zu transportieren iſt, ohne daß man die<lb/> Guanchen als die Ueberreſte der Bevölkerung der Atlantis zu<lb/> betrachten und zu glauben braucht, ſie gehören einer anderen<lb/> Raſſe an als die Weſtafrikaner.</p><lb/> <p>Der Hügel, auf dem die Stadt San Chriſtobal de la<lb/> Laguna liegt, gehört dem Syſtem von Baſaltgebirgen an, die,<lb/> unabhängig vom Syſtem neuerer vulkaniſcher Gebirgsarten,<lb/> einen weiten Gürtel um den Pik von Tenerifa bilden. Der<lb/> Baſalt von Laguna iſt nicht ſäulenförmig, ſondern zeigt nicht<lb/> ſehr dicke Schichten, die nach Oſt unter einem Winkel von 30<lb/> bis 40° fallen. Nirgends hat er das Anſehen eines Lava-<lb/> ſtromes, der an den Abhängen der Piks ausgebrochen wäre.<lb/> Hat der gegenwärtige Vulkan dieſe Baſalte hervorgebracht, ſo<lb/> muß man annehmen, wie bei den Geſteinen, aus denen die<lb/> Somma neben dem Veſuv beſteht, daß ſie infolge eines unter-<lb/> ſeeiſchen Ausbruches gebildet ſind, wobei die weiche Maſſe wirk-<lb/> lich geſchichtet wurde. Außer einigen baumartigen Euphorbien,<lb/><hi rendition="#aq">Cacalia Kleinia</hi> und Fackeldiſteln (Kaktus), welche auf den<lb/> Kanarien, wie im ſüdlichen Europa und auf dem afrikaniſchen<lb/> Feſtlande verwildert ſind, wächſt nichts auf dieſem dürren Ge-<lb/> ſtein. Unſere Maultiere glitten jeden Augenblick auf ſtark ge-<lb/> neigten Steinlagern aus. Indeſſen ſahen wir die Ueberreſte<lb/> eines alten Pflaſters. Bei jedem Schritt ſtößt man in den<lb/> Kolonieen auf Spuren der Thatkraft, welche die ſpaniſche<lb/> Nation im 16. Jahrhundert entwickelt hat.</p><lb/> <p>Je näher wir Laguna kamen, deſto kühler wurde die Luft,<lb/> und dies thut um ſo wohler, da es in Santa Cruz zum Er-<lb/> ſticken heiß iſt. Da widrige Eindrücke unſere Organe ſtärker<lb/> angreifen, ſo iſt der Temperaturwechſel auf dem Rückweg von<lb/> Laguna zum Hafen noch auffallender; man meint, man nähere<lb/> ſich der Mündung eines Schmelzofens. Man hat dieſelbe<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [62/0078]
Fuerteventura viele Tauſende ſind. Dieſe Inſeln liegen Afrika
näher und kommen daher auch in Klima und Vegetation mehr
mit dieſem Kontinent überein. Es iſt ſehr auffallend, daß
dieſes nützliche Tier, das ſich in Südamerika fortpflanzt, dies
auf Tenerifa faſt nie thut. Nur im fruchtbaren Diſtrikt von
Adexe, wo die bedeutendſten Zuckerrohrpflanzungen ſind, hat
man die Kamele zuweilen Junge werfen ſehen. Dieſe
Laſttiere, wie die Pferde, ſind im 15. Jahrhundert durch
die normänniſchen Eroberer auf den Kanarien eingeführt
worden. Die Guanchen kannten ſie nicht, und dies erklärt
ſich wohl leicht daraus, daß ein ſo gewaltiges Tier ſchwer auf
ſchwachen Fahrzeugen zu transportieren iſt, ohne daß man die
Guanchen als die Ueberreſte der Bevölkerung der Atlantis zu
betrachten und zu glauben braucht, ſie gehören einer anderen
Raſſe an als die Weſtafrikaner.
Der Hügel, auf dem die Stadt San Chriſtobal de la
Laguna liegt, gehört dem Syſtem von Baſaltgebirgen an, die,
unabhängig vom Syſtem neuerer vulkaniſcher Gebirgsarten,
einen weiten Gürtel um den Pik von Tenerifa bilden. Der
Baſalt von Laguna iſt nicht ſäulenförmig, ſondern zeigt nicht
ſehr dicke Schichten, die nach Oſt unter einem Winkel von 30
bis 40° fallen. Nirgends hat er das Anſehen eines Lava-
ſtromes, der an den Abhängen der Piks ausgebrochen wäre.
Hat der gegenwärtige Vulkan dieſe Baſalte hervorgebracht, ſo
muß man annehmen, wie bei den Geſteinen, aus denen die
Somma neben dem Veſuv beſteht, daß ſie infolge eines unter-
ſeeiſchen Ausbruches gebildet ſind, wobei die weiche Maſſe wirk-
lich geſchichtet wurde. Außer einigen baumartigen Euphorbien,
Cacalia Kleinia und Fackeldiſteln (Kaktus), welche auf den
Kanarien, wie im ſüdlichen Europa und auf dem afrikaniſchen
Feſtlande verwildert ſind, wächſt nichts auf dieſem dürren Ge-
ſtein. Unſere Maultiere glitten jeden Augenblick auf ſtark ge-
neigten Steinlagern aus. Indeſſen ſahen wir die Ueberreſte
eines alten Pflaſters. Bei jedem Schritt ſtößt man in den
Kolonieen auf Spuren der Thatkraft, welche die ſpaniſche
Nation im 16. Jahrhundert entwickelt hat.
Je näher wir Laguna kamen, deſto kühler wurde die Luft,
und dies thut um ſo wohler, da es in Santa Cruz zum Er-
ſticken heiß iſt. Da widrige Eindrücke unſere Organe ſtärker
angreifen, ſo iſt der Temperaturwechſel auf dem Rückweg von
Laguna zum Hafen noch auffallender; man meint, man nähere
ſich der Mündung eines Schmelzofens. Man hat dieſelbe
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