Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Übers. v. Hermann Hauff. Bd. 1. Stuttgart, 1859.einst so fruchtbar als die Gelände von Tacoronte und Sauzal. Auf unserem Wege zum Hafen von Orotava kamen wir Ehe wir nach Orotava kamen, besuchten wir den bota- Die Anlage eines botanischen Gartens auf Tenerifa ist 1 Am 8. Juni 1798.
einſt ſo fruchtbar als die Gelände von Tacoronte und Sauzal. Auf unſerem Wege zum Hafen von Orotava kamen wir Ehe wir nach Orotava kamen, beſuchten wir den bota- Die Anlage eines botaniſchen Gartens auf Tenerifa iſt 1 Am 8. Juni 1798.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0085" n="69"/> einſt ſo fruchtbar als die Gelände von Tacoronte und Sauzal.<lb/> Wohl den Ländern, wo der Menſch dem Boden, auf dem er<lb/> wohnt, nicht mißtrauen darf!</p><lb/> <p>Auf unſerem Wege zum Hafen von Orotava kamen wir<lb/> durch die hübſchen Dörfer Matanza und Victoria. Dieſe<lb/> beiden Namen findet man in allen ſpaniſchen Kolonieen neben-<lb/> einander; ſie machen einen widrigen Eindruck in einem Lande,<lb/> wo alles Ruhe und Frieden atmet. <hi rendition="#g">Matanza</hi> bedeutet<lb/> Schlachtbank, Blutbad, und ſchon das Wort deutet an, um<lb/> welchen Preis der Sieg erkauft worden. In der Neuen Welt<lb/> weiſt er gewöhnlich auf eine Niederlage der Eingeborenen hin;<lb/> auf Tenerifa bezeichnet das Wort Matanza den Ort, wo die<lb/> Spanier von denſelben Guanchen geſchlagen wurden, die man<lb/> bald darauf auf den ſpaniſchen Märkten als Sklaven verkaufte.</p><lb/> <p>Ehe wir nach Orotava kamen, beſuchten wir den bota-<lb/> niſchen Garten nicht weit vom Hafen. Wir trafen da den<lb/> franzöſiſchen Vizekonſul Legros, der oft auf der Spitze des<lb/> Piks geweſen war und an dem wir einen vortrefflichen Führer<lb/> fanden. Er hatte mit Kapitän Baudin eine Fahrt nach den<lb/> Antillen gemacht, durch die der Pariſer Pflanzengarten an-<lb/> ſehnlich bereichert worden iſt. Ein furchbarer Sturm, den<lb/> Ledru in ſeiner Reiſe nach Puertorico beſchreibt, zwang das<lb/> Fahrzeug, bei Tenerifa anzulegen, und das herrliche Klima der<lb/> Inſel brachte Legros zum Entſchluß, ſich hier niederzulaſſen.<lb/> Ihm verdankt die gelehrte Welt Europas die erſten genauen<lb/> Nachrichten über den großen Seitenausbruch des Piks, den<lb/> man ſehr uneigentlich den Ausbruch des Vulkanes von Cha-<lb/> horra nennt. <note place="foot" n="1">Am 8. Juni 1798.</note></p><lb/> <p>Die Anlage eines botaniſchen Gartens auf Tenerifa iſt<lb/> ein ſehr glücklicher Gedanke, da derſelbe ſowohl für die wiſſen-<lb/> ſchaftliche Botanik als für die Einführung nützlicher Gewächſe<lb/> in Europa ſehr förderlich werden kann. Die erſte Idee eines<lb/> ſolchen verdankt man dem Marquis von Nava (Marquis von<lb/> Villanueva del Prado), einem Manne, der Poivre an die Seite<lb/> geſtellt zu werden verdient und im Triebe, das Gute zu för-<lb/> dern, von ſeinem Vermögen den edelſten Gebrauch gemacht<lb/> hat. Mit ungeheuren Koſten ließ er den Hügel von Durasno,<lb/> der amphitheatraliſch aufſteigt, abheben, und im Jahre 1795<lb/> machte man mit den Anpflanzungen den Anfang. Nava war<lb/> der Anſicht, daß die Kanarien, vermöge des milden Klimas<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [69/0085]
einſt ſo fruchtbar als die Gelände von Tacoronte und Sauzal.
Wohl den Ländern, wo der Menſch dem Boden, auf dem er
wohnt, nicht mißtrauen darf!
Auf unſerem Wege zum Hafen von Orotava kamen wir
durch die hübſchen Dörfer Matanza und Victoria. Dieſe
beiden Namen findet man in allen ſpaniſchen Kolonieen neben-
einander; ſie machen einen widrigen Eindruck in einem Lande,
wo alles Ruhe und Frieden atmet. Matanza bedeutet
Schlachtbank, Blutbad, und ſchon das Wort deutet an, um
welchen Preis der Sieg erkauft worden. In der Neuen Welt
weiſt er gewöhnlich auf eine Niederlage der Eingeborenen hin;
auf Tenerifa bezeichnet das Wort Matanza den Ort, wo die
Spanier von denſelben Guanchen geſchlagen wurden, die man
bald darauf auf den ſpaniſchen Märkten als Sklaven verkaufte.
Ehe wir nach Orotava kamen, beſuchten wir den bota-
niſchen Garten nicht weit vom Hafen. Wir trafen da den
franzöſiſchen Vizekonſul Legros, der oft auf der Spitze des
Piks geweſen war und an dem wir einen vortrefflichen Führer
fanden. Er hatte mit Kapitän Baudin eine Fahrt nach den
Antillen gemacht, durch die der Pariſer Pflanzengarten an-
ſehnlich bereichert worden iſt. Ein furchbarer Sturm, den
Ledru in ſeiner Reiſe nach Puertorico beſchreibt, zwang das
Fahrzeug, bei Tenerifa anzulegen, und das herrliche Klima der
Inſel brachte Legros zum Entſchluß, ſich hier niederzulaſſen.
Ihm verdankt die gelehrte Welt Europas die erſten genauen
Nachrichten über den großen Seitenausbruch des Piks, den
man ſehr uneigentlich den Ausbruch des Vulkanes von Cha-
horra nennt. 1
Die Anlage eines botaniſchen Gartens auf Tenerifa iſt
ein ſehr glücklicher Gedanke, da derſelbe ſowohl für die wiſſen-
ſchaftliche Botanik als für die Einführung nützlicher Gewächſe
in Europa ſehr förderlich werden kann. Die erſte Idee eines
ſolchen verdankt man dem Marquis von Nava (Marquis von
Villanueva del Prado), einem Manne, der Poivre an die Seite
geſtellt zu werden verdient und im Triebe, das Gute zu för-
dern, von ſeinem Vermögen den edelſten Gebrauch gemacht
hat. Mit ungeheuren Koſten ließ er den Hügel von Durasno,
der amphitheatraliſch aufſteigt, abheben, und im Jahre 1795
machte man mit den Anpflanzungen den Anfang. Nava war
der Anſicht, daß die Kanarien, vermöge des milden Klimas
1 Am 8. Juni 1798.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |