Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Übers. v. Hermann Hauff. Bd. 1. Stuttgart, 1859.und der geographischen Lage, der geeignetste Punkt seien, um 1 Ich meine die Chinaarten, die in Peru und im Königreich Neugranada auf dem Rücken der Kordilleren, zwischen 1950 und 2925 m Meereshöhe an Orten wachsen, wo der Thermometer bei Tag zwischen 9 und 10°, bei Nacht zwischen 3 und 4° steht. Die orangegelbe Quinquina (Cinchona lancifolia) ist weit weniger em- pfindlich als die rote (C. oblongifolia). 2 Annona Cherimolia, Lamarck.
und der geographiſchen Lage, der geeignetſte Punkt ſeien, um 1 Ich meine die Chinaarten, die in Peru und im Königreich Neugranada auf dem Rücken der Kordilleren, zwiſchen 1950 und 2925 m Meereshöhe an Orten wachſen, wo der Thermometer bei Tag zwiſchen 9 und 10°, bei Nacht zwiſchen 3 und 4° ſteht. Die orangegelbe Quinquina (Cinchona lancifolia) iſt weit weniger em- pfindlich als die rote (C. oblongifolia). 2 Annona Cherimolia, Lamarck.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0086" n="70"/> und der geographiſchen Lage, der geeignetſte Punkt ſeien, um<lb/> die Naturprodukte beider Indien zu akklimatiſieren, um die<lb/> Gewächſe aufzunehmen, die ſich allmählich an die niedrigere<lb/> Temperatur des ſüdlichen Europas gewöhnen ſollen. Aſiatiſche,<lb/> afrikaniſche, ſüdamerikaniſche Pflanzen gelangen leicht in den<lb/> Garten bei Orotava, und um den Chinabaum <note place="foot" n="1">Ich meine die Chinaarten, die in Peru und im Königreich<lb/> Neugranada auf dem Rücken der Kordilleren, zwiſchen 1950 und<lb/> 2925 <hi rendition="#aq">m</hi> Meereshöhe an Orten wachſen, wo der Thermometer bei<lb/> Tag zwiſchen 9 und 10°, bei Nacht zwiſchen 3 und 4° ſteht. Die<lb/> orangegelbe Quinquina (<hi rendition="#aq">Cinchona lancifolia</hi>) iſt weit weniger em-<lb/> pfindlich als die rote (<hi rendition="#aq">C. oblongifolia</hi>).</note> in Sizilien,<lb/> Portugal oder Granada einzuführen, müßte man ihn zuerſt in<lb/> Durasno oder Laguna anbauen und dann erſt die Schößlinge<lb/> der kanariſchen China nach Europa verpflanzen. In beſſeren<lb/> Zeiten, wo kein Seekrieg mehr den Verkehr in Feſſeln ſchlägt,<lb/> kann der Garten von Tenerifa auch für die ſtarken Pflanzen-<lb/> ſendungen aus Indien nach Europa von Bedeutung werden.<lb/> Dieſe Gewächſe gehen häufig, ehe ſie unſere Küſten erreichen,<lb/> zu Grunde, weil ſie auf der langen Ueberfahrt eine mit Salz-<lb/> waſſer geſchwängerte Luft atmen müſſen. Im Garten von<lb/> Orotava fänden ſie eine Pflege und ein Klima, wobei ſie ſich<lb/> erholen könnten. Da die Unterhaltung des botaniſchen Gartens<lb/> von Jahr zu Jahr koſtſpieliger wurde, trat der Marquis den-<lb/> ſelben der Regierung ab. Wir fanden daſelbſt einen geſchickten<lb/> Gärtner, einen Schüler Aitons, des Vorſtehers des königlichen<lb/> Gartens zu Kew. Der Boden ſteigt in Terraſſen auf und<lb/> wird von einer natürlichen Quelle bewäſſert. Man hat die<lb/> Ausſicht auf die Inſel Palma, die wie ein Kaſtell aus dem<lb/> Meere emporſteigt. Wir fanden aber nicht viele Pflanzen<lb/> hier; man hatte, wo Gattungen fehlten, Etiketten aufgeſteckt,<lb/> mit Namen, die aufs Geratewohl aus Linn<hi rendition="#aq">é</hi>s <hi rendition="#aq">Systema vegeta-<lb/> bilium</hi> genommen ſchienen. Dieſe Anordnung der Gewächſe<lb/> nach den Klaſſen des Sexualſyſtems, die man leider auch in<lb/> manchen europäiſchen Gärten findet, iſt dem Anbau ſehr hin-<lb/> derlich. In Durasno wachſen Proteen, der Gujavabaum, der<lb/> Jambuſenbaum, die Chirimoya aus Peru, <note place="foot" n="2"><hi rendition="#aq">Annona Cherimolia,</hi> Lamarck.</note> Mimoſen und<lb/> Helikonien im Freien. Wir pflückten reife Samen von meh-<lb/> reren ſchönen Glycinearten aus Neuholland, welche der Gou-<lb/> verneur von Cumana, Emparan, mit Erfolg angepflanzt hat<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [70/0086]
und der geographiſchen Lage, der geeignetſte Punkt ſeien, um
die Naturprodukte beider Indien zu akklimatiſieren, um die
Gewächſe aufzunehmen, die ſich allmählich an die niedrigere
Temperatur des ſüdlichen Europas gewöhnen ſollen. Aſiatiſche,
afrikaniſche, ſüdamerikaniſche Pflanzen gelangen leicht in den
Garten bei Orotava, und um den Chinabaum 1 in Sizilien,
Portugal oder Granada einzuführen, müßte man ihn zuerſt in
Durasno oder Laguna anbauen und dann erſt die Schößlinge
der kanariſchen China nach Europa verpflanzen. In beſſeren
Zeiten, wo kein Seekrieg mehr den Verkehr in Feſſeln ſchlägt,
kann der Garten von Tenerifa auch für die ſtarken Pflanzen-
ſendungen aus Indien nach Europa von Bedeutung werden.
Dieſe Gewächſe gehen häufig, ehe ſie unſere Küſten erreichen,
zu Grunde, weil ſie auf der langen Ueberfahrt eine mit Salz-
waſſer geſchwängerte Luft atmen müſſen. Im Garten von
Orotava fänden ſie eine Pflege und ein Klima, wobei ſie ſich
erholen könnten. Da die Unterhaltung des botaniſchen Gartens
von Jahr zu Jahr koſtſpieliger wurde, trat der Marquis den-
ſelben der Regierung ab. Wir fanden daſelbſt einen geſchickten
Gärtner, einen Schüler Aitons, des Vorſtehers des königlichen
Gartens zu Kew. Der Boden ſteigt in Terraſſen auf und
wird von einer natürlichen Quelle bewäſſert. Man hat die
Ausſicht auf die Inſel Palma, die wie ein Kaſtell aus dem
Meere emporſteigt. Wir fanden aber nicht viele Pflanzen
hier; man hatte, wo Gattungen fehlten, Etiketten aufgeſteckt,
mit Namen, die aufs Geratewohl aus Linnés Systema vegeta-
bilium genommen ſchienen. Dieſe Anordnung der Gewächſe
nach den Klaſſen des Sexualſyſtems, die man leider auch in
manchen europäiſchen Gärten findet, iſt dem Anbau ſehr hin-
derlich. In Durasno wachſen Proteen, der Gujavabaum, der
Jambuſenbaum, die Chirimoya aus Peru, 2 Mimoſen und
Helikonien im Freien. Wir pflückten reife Samen von meh-
reren ſchönen Glycinearten aus Neuholland, welche der Gou-
verneur von Cumana, Emparan, mit Erfolg angepflanzt hat
1 Ich meine die Chinaarten, die in Peru und im Königreich
Neugranada auf dem Rücken der Kordilleren, zwiſchen 1950 und
2925 m Meereshöhe an Orten wachſen, wo der Thermometer bei
Tag zwiſchen 9 und 10°, bei Nacht zwiſchen 3 und 4° ſteht. Die
orangegelbe Quinquina (Cinchona lancifolia) iſt weit weniger em-
pfindlich als die rote (C. oblongifolia).
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