Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Übers. v. Hermann Hauff. Bd. 1. Stuttgart, 1859.Labillardiere, Barrow eingeschlagen, und überhaupt alle Rei- Der Kontrast zwischen der Vegetation in diesem Striche 1 Ich entnehme diese Notiz einer interessanten Handschrift, die
jetzt in Paris im Depot des cartes de la Marine aufbewahrt wird. Sie führt den Titel: Resume des operations de la campagne de la Boussole (1776), pour determiner les positions geogra- phiques des cotes d'Espagne et de Portugal sur l'Ocean, d'une partie des cotes occidentales de l'Afrique et des eiles Canaries, par le chevalier de Borda. Es ist dies die Handschrift, von der de Fleurieu in seinen Noten zu Marchands Reise spricht und die mir Borda zum Teil schon vor meiner Abreise mitgeteilt hatte. Ich habe wichtige, noch nicht veröffentlichte Beobachtungen daraus aus- gezogen. Labillardière, Barrow eingeſchlagen, und überhaupt alle Rei- Der Kontraſt zwiſchen der Vegetation in dieſem Striche 1 Ich entnehme dieſe Notiz einer intereſſanten Handſchrift, die
jetzt in Paris im Dépôt des cartes de la Marine aufbewahrt wird. Sie führt den Titel: Résumé des opérations de la campagne de la Boussole (1776), pour déterminer les positions géogra- phiques des côtes d’Espagne et de Portugal sur l’Océan, d’une partie des côtes occidentales de l’Afrique et des îles Canaries, par le chevalier de Borda. Es iſt dies die Handſchrift, von der de Fleurieu in ſeinen Noten zu Marchands Reiſe ſpricht und die mir Borda zum Teil ſchon vor meiner Abreiſe mitgeteilt hatte. Ich habe wichtige, noch nicht veröffentlichte Beobachtungen daraus aus- gezogen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0088" n="72"/> Labillardi<hi rendition="#aq">è</hi>re, Barrow eingeſchlagen, und überhaupt alle Rei-<lb/> ſenden, die ſich nur kurze Zeit in Tenerifa aufhalten konnten.<lb/> Wenn man den Pik beſteigt, iſt es gerade, wie wenn man<lb/> das Chamounithal oder den Aetna beſucht: man muß ſeinen<lb/> Führern nachgehen und man bekommt nur zu ſehen, was ſchon<lb/> andere Reiſende geſehen und beſchrieben haben.</p><lb/> <p>Der Kontraſt zwiſchen der Vegetation in dieſem Striche<lb/> von Tenerifa und der in der Umgegend von Santa Cruz<lb/> überraſchte uns angenehm. Beim kühlen, feuchten Klima war<lb/> der Boden mit ſchönem Grün bedeckt, während auf dem Wege<lb/> von Santa Cruz nach Laguna die Pflanzen nichts als Hülſen<lb/> hatten, aus denen bereits der Samen gefallen war. Beim<lb/> Hafen von Orotava wird der kräftige Pflanzenwuchs den<lb/> geologiſchen Beobachtungen hinderlich. Wir kamen an zwei<lb/> kleinen glockenförmigen Hügeln vorüber. Beobachtungen am<lb/> Veſuv und in der Auvergne weiſen darauf hin, daß dergleichen<lb/> runde Erhöhungen von Seitenausbrüchen des großen Vulkanes<lb/> herrühren. Der Hügel Montanita de la Villa ſcheint wirk-<lb/> lich einmal Lava ausgeworfen zu haben; nach den Ueber-<lb/> lieferungen der Guanchen fand dieſer Ausbruch im Jahre 1430<lb/> ſtatt. Der Oberſt Franqui verſicherte Borda, man ſehe noch<lb/> deutlich, wo die geſchmolzenen Stoffe hervorgequollen, und<lb/> die Aſche, die den Boden ringsum bedecke, ſei noch nicht<lb/> fruchtbar. <note place="foot" n="1">Ich entnehme dieſe Notiz einer intereſſanten Handſchrift, die<lb/> jetzt in Paris im <hi rendition="#aq">Dépôt des cartes de la Marine</hi> aufbewahrt wird.<lb/> Sie führt den Titel: <hi rendition="#aq">Résumé des opérations de la campagne<lb/> de la Boussole (1776), pour déterminer les positions géogra-<lb/> phiques des côtes d’Espagne et de Portugal sur l’Océan, d’une<lb/> partie des côtes occidentales de l’Afrique et des îles Canaries,<lb/> par le chevalier de Borda.</hi> Es iſt dies die Handſchrift, von der<lb/> de Fleurieu in ſeinen Noten zu Marchands Reiſe ſpricht und die<lb/> mir Borda zum Teil ſchon vor meiner Abreiſe mitgeteilt hatte. Ich<lb/> habe wichtige, noch nicht veröffentlichte Beobachtungen daraus aus-<lb/> gezogen.</note> Ueberall, wo das Geſtein zu Tage ausgeht, fan-<lb/> den wir baſaltartigen Mandelſtein (Werner) und Bimsſtein-<lb/> konglomerat, in dem Rapilli oder Bruchſtücke von Bimsſtein<lb/> eingeſchloſſen ſind. Letztere Formation hat Aehnlichkeit mit<lb/> dem Tuff von Pauſilipp und mit den Puzzolanſchichten, die<lb/> ich im Thale von Quito, am Fuße des Vulkanes Pichincha,<lb/> gefunden habe. Der Mandelſtein hat langgezogene Poren,<lb/> wie die oberen Lavaſchichten des Veſuv. Es ſcheint dies darauf<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [72/0088]
Labillardière, Barrow eingeſchlagen, und überhaupt alle Rei-
ſenden, die ſich nur kurze Zeit in Tenerifa aufhalten konnten.
Wenn man den Pik beſteigt, iſt es gerade, wie wenn man
das Chamounithal oder den Aetna beſucht: man muß ſeinen
Führern nachgehen und man bekommt nur zu ſehen, was ſchon
andere Reiſende geſehen und beſchrieben haben.
Der Kontraſt zwiſchen der Vegetation in dieſem Striche
von Tenerifa und der in der Umgegend von Santa Cruz
überraſchte uns angenehm. Beim kühlen, feuchten Klima war
der Boden mit ſchönem Grün bedeckt, während auf dem Wege
von Santa Cruz nach Laguna die Pflanzen nichts als Hülſen
hatten, aus denen bereits der Samen gefallen war. Beim
Hafen von Orotava wird der kräftige Pflanzenwuchs den
geologiſchen Beobachtungen hinderlich. Wir kamen an zwei
kleinen glockenförmigen Hügeln vorüber. Beobachtungen am
Veſuv und in der Auvergne weiſen darauf hin, daß dergleichen
runde Erhöhungen von Seitenausbrüchen des großen Vulkanes
herrühren. Der Hügel Montanita de la Villa ſcheint wirk-
lich einmal Lava ausgeworfen zu haben; nach den Ueber-
lieferungen der Guanchen fand dieſer Ausbruch im Jahre 1430
ſtatt. Der Oberſt Franqui verſicherte Borda, man ſehe noch
deutlich, wo die geſchmolzenen Stoffe hervorgequollen, und
die Aſche, die den Boden ringsum bedecke, ſei noch nicht
fruchtbar. 1 Ueberall, wo das Geſtein zu Tage ausgeht, fan-
den wir baſaltartigen Mandelſtein (Werner) und Bimsſtein-
konglomerat, in dem Rapilli oder Bruchſtücke von Bimsſtein
eingeſchloſſen ſind. Letztere Formation hat Aehnlichkeit mit
dem Tuff von Pauſilipp und mit den Puzzolanſchichten, die
ich im Thale von Quito, am Fuße des Vulkanes Pichincha,
gefunden habe. Der Mandelſtein hat langgezogene Poren,
wie die oberen Lavaſchichten des Veſuv. Es ſcheint dies darauf
1 Ich entnehme dieſe Notiz einer intereſſanten Handſchrift, die
jetzt in Paris im Dépôt des cartes de la Marine aufbewahrt wird.
Sie führt den Titel: Résumé des opérations de la campagne
de la Boussole (1776), pour déterminer les positions géogra-
phiques des côtes d’Espagne et de Portugal sur l’Océan, d’une
partie des côtes occidentales de l’Afrique et des îles Canaries,
par le chevalier de Borda. Es iſt dies die Handſchrift, von der
de Fleurieu in ſeinen Noten zu Marchands Reiſe ſpricht und die
mir Borda zum Teil ſchon vor meiner Abreiſe mitgeteilt hatte. Ich
habe wichtige, noch nicht veröffentlichte Beobachtungen daraus aus-
gezogen.
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