Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 2. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1859.Berühmtheit erhalten; alle Parteien stritten sich hitzig um Wir lebten wie die wohlhabenden Leute hierzulande, Bei Cura sahen wir die sämtliche Einwohnerschaft daran, Berühmtheit erhalten; alle Parteien ſtritten ſich hitzig um Wir lebten wie die wohlhabenden Leute hierzulande, Bei Cura ſahen wir die ſämtliche Einwohnerſchaft daran, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0205" n="197"/> Berühmtheit erhalten; alle Parteien ſtritten ſich hitzig um<lb/> dieſen Paß, weil der Weg nach Valencia und in die Llanos<lb/> hier durchführt. Die Cabrera iſt jetzt eine Halbinſel; noch<lb/> vor weniger als 60 Jahren war es ein Felſeneiland im See,<lb/> deſſen Waſſerſpiegel fortwährend ſinkt. Wir brachten auf der<lb/> Hacienda de Cura ſieben Tage äußerſt angenehm zu, und<lb/> zwar in einem kleinen Hauſe in einem Gebüſch, weil im Hauſe<lb/> auf der ſchönen Zuckerpflanzung die <hi rendition="#g">Bubas</hi> ausgebrochen<lb/> waren, eine unter den Sklaven in dieſen Thälern häufig vor-<lb/> kommende Hautkrankheit.</p><lb/> <p>Wir lebten wie die wohlhabenden Leute hierzulande,<lb/> badeten zweimal, ſchliefen dreimal und aßen dreimal in<lb/> 24 Stunden. Das Waſſer des Sees iſt ziemlich warm, 24<lb/> bis 25°; aber es gibt noch ein anderes, ſehr kühles, köſtliches<lb/> Bad im Schatten von Ceibabäumen und großen Zamang,<lb/> in der Toma, einem Bache, der aus den Granitbergen des<lb/><hi rendition="#g">Rincon del Diablo</hi> kommt. Steigt man in dieſes Bad,<lb/> ſo hat man ſich nicht vor Inſektenſtichen zu fürchten, wohl<lb/> aber vor den kleinen rötlichen Haaren an den Schoten des<lb/><hi rendition="#aq">Dolichos pruriens,</hi> die in der Luft ſchweben und einem vom<lb/> Winde zugeführt werden. Wenn dieſe Haare, die man be-<lb/> zeichnend <hi rendition="#aq">Picapica</hi> nennt, ſich an den Körper hängen, ſo ver-<lb/> urſachen ſie ein ſehr heftiges Jucken; man fühlt Stiche und<lb/> ſieht doch nicht, woher ſie rühren.</p><lb/> <p>Bei Cura ſahen wir die ſämtliche Einwohnerſchaft daran,<lb/> den mit Mimoſen, Sterculia und <hi rendition="#aq">Coccoloba excoriata</hi> be-<lb/> wachſenen Boden umzubrechen, um mehr Areal für den Baum-<lb/> wollenbau zu gewinnen. Dieſer, der zum Teil an die Stelle<lb/> des Indigobaues getreten iſt, gedeiht ſo gut, daß die Baum-<lb/> wollenſtaude am Ufer des Sees von Valencia wild wächſt.<lb/> Wir fanden 2,5 bis 3 <hi rendition="#aq">m</hi> hohe Sträucher, mit Bignonien und<lb/> anderen holzigen Schlingpflanzen durchwachſen. Indeſſen iſt<lb/> die Baumwollenausfuhr aus Caracas noch unbedeutend; ſie<lb/> betrug in Guayra im Durchſchnitt jährlich kaum 150000 bis<lb/> 200000 <hi rendition="#aq">kg;</hi> aber in allen Häuſern der <hi rendition="#aq">Capitania general</hi><lb/> ſtieg ſie durch den ſtarken Anbau in Cariaco, Nueva Barce-<lb/> lona und Maracaybo auf mehr als 22000 Zentner. Es iſt<lb/> dies faſt die Hälfte deſſen, was der ganze Archipel der<lb/> Antillen erzeugt. Die Baumwolle aus den Thälern von Aragua<lb/> iſt von guter Qualität; ſie ſteht nur der braſiliſchen nach,<lb/> denn ſie gilt für beſſer als die von Cartagena, von Do-<lb/> mingo und den Kleinen Antillen. Die Baumwollenpflanzungen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [197/0205]
Berühmtheit erhalten; alle Parteien ſtritten ſich hitzig um
dieſen Paß, weil der Weg nach Valencia und in die Llanos
hier durchführt. Die Cabrera iſt jetzt eine Halbinſel; noch
vor weniger als 60 Jahren war es ein Felſeneiland im See,
deſſen Waſſerſpiegel fortwährend ſinkt. Wir brachten auf der
Hacienda de Cura ſieben Tage äußerſt angenehm zu, und
zwar in einem kleinen Hauſe in einem Gebüſch, weil im Hauſe
auf der ſchönen Zuckerpflanzung die Bubas ausgebrochen
waren, eine unter den Sklaven in dieſen Thälern häufig vor-
kommende Hautkrankheit.
Wir lebten wie die wohlhabenden Leute hierzulande,
badeten zweimal, ſchliefen dreimal und aßen dreimal in
24 Stunden. Das Waſſer des Sees iſt ziemlich warm, 24
bis 25°; aber es gibt noch ein anderes, ſehr kühles, köſtliches
Bad im Schatten von Ceibabäumen und großen Zamang,
in der Toma, einem Bache, der aus den Granitbergen des
Rincon del Diablo kommt. Steigt man in dieſes Bad,
ſo hat man ſich nicht vor Inſektenſtichen zu fürchten, wohl
aber vor den kleinen rötlichen Haaren an den Schoten des
Dolichos pruriens, die in der Luft ſchweben und einem vom
Winde zugeführt werden. Wenn dieſe Haare, die man be-
zeichnend Picapica nennt, ſich an den Körper hängen, ſo ver-
urſachen ſie ein ſehr heftiges Jucken; man fühlt Stiche und
ſieht doch nicht, woher ſie rühren.
Bei Cura ſahen wir die ſämtliche Einwohnerſchaft daran,
den mit Mimoſen, Sterculia und Coccoloba excoriata be-
wachſenen Boden umzubrechen, um mehr Areal für den Baum-
wollenbau zu gewinnen. Dieſer, der zum Teil an die Stelle
des Indigobaues getreten iſt, gedeiht ſo gut, daß die Baum-
wollenſtaude am Ufer des Sees von Valencia wild wächſt.
Wir fanden 2,5 bis 3 m hohe Sträucher, mit Bignonien und
anderen holzigen Schlingpflanzen durchwachſen. Indeſſen iſt
die Baumwollenausfuhr aus Caracas noch unbedeutend; ſie
betrug in Guayra im Durchſchnitt jährlich kaum 150000 bis
200000 kg; aber in allen Häuſern der Capitania general
ſtieg ſie durch den ſtarken Anbau in Cariaco, Nueva Barce-
lona und Maracaybo auf mehr als 22000 Zentner. Es iſt
dies faſt die Hälfte deſſen, was der ganze Archipel der
Antillen erzeugt. Die Baumwolle aus den Thälern von Aragua
iſt von guter Qualität; ſie ſteht nur der braſiliſchen nach,
denn ſie gilt für beſſer als die von Cartagena, von Do-
mingo und den Kleinen Antillen. Die Baumwollenpflanzungen
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