Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 2. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1859.ihren Bewohnern hat auch zur Einführung der Kamele in die 1 Essay politique sur la nouvelle Espagne T. I, p. 23,
T. II, p. 689. ihren Bewohnern hat auch zur Einführung der Kamele in die 1 Essay politique sur la nouvelle Espagne T. I, p. 23,
T. II, p. 689. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0234" n="226"/> ihren Bewohnern hat auch zur Einführung der Kamele in die<lb/> Provinzen von Venezuela Anlaß gegeben. Der Marques del<lb/> Toro ließ ihrer drei von Lanzerote kommen. Die Trans-<lb/> portkoſten waren ſehr bedeutend, weil die Tiere auf den Kauf-<lb/> fahrern ſehr viel Raum einnehmen und ſie ſehr viel ſüßes<lb/> Waſſer bedürfen, da die lange Ueberfahrt ſie ſtark angreift.<lb/> Ein Kamel, für das man nur 30 Piaſter bezahlt, hatte nach<lb/> der Ankunft auf der Küſte von Caracas 800 bis 900 Piaſter<lb/> gekoſtet. Wir ſahen dieſe Tiere in Mocundo; von vieren<lb/> waren ſchon drei in Amerika geworfen. Zwei waren vom<lb/> Biß des Coral, einer giftigen Schlange, die am See ſehr<lb/> häufig iſt, zu Grunde gegangen. Man braucht bis jetzt dieſe<lb/> Kamele nur, um das Zuckerrohr in die Mühlen zu ſchaffen.<lb/> Die männlichen Tiere, die ſtärker ſind als die weiblichen,<lb/> tragen 40 bis 50 Arroben. Ein reicher Gutsbeſitzer in der<lb/> Provinz Varinas wollte, aufgemuntert durch den Vorgang<lb/> des Marques del Toro, 15000 Piaſter aufwenden und auf<lb/> einmal 14 bis 15 Kamele von den Kanariſchen Inſeln kommen<lb/> laſſen. Solche Unternehmungen ſind um ſo lobenswerter, da<lb/> man dieſe Laſttiere zum Warentransport durch die glühend<lb/> heißen Ebenen am Caſanare, Apure und am Calobozo benutzen<lb/> will, die in der trockenen Jahreszeit den afrikaniſchen Wüſten<lb/> gleichen. Ich habe anderwärts bemerkt, <note place="foot" n="1"><hi rendition="#aq">Essay politique sur la nouvelle Espagne T. I, p. 23,<lb/> T. II, p.</hi> 689.</note> wie ſehr zu wün-<lb/> ſchen wäre, daß die Eroberer ſchon zu Anfang des 16. Jahr-<lb/> hunderts wie Rindvieh, Pferde und Maultiere ſo auch Kamele<lb/> nach Amerika verpflanzt hätten. Ueberall, wo in unbewohnten<lb/> Ländern ſehr große Strecken zurückzulegen ſind, wo ſich keine<lb/> Kanäle anlegen laſſen, weil ſie zu viele Schleuſen erforderten<lb/> (wie auf der Landenge von Panama, auf der Hochebene von<lb/> Mexiko, in den Wüſten zwiſchen dem Königreich Quito und<lb/> Peru, und zwiſchen Peru und Chile), wären Kamele für den<lb/> Handelsverkehr im Inneren von der höchſten Bedeutung. Man<lb/> muß ſich um ſo mehr wundern, daß die Regierung nicht gleich<lb/> nach der Eroberung die Einführung des Tieres aufgemuntert<lb/> hat, da noch lange nach der Unterwerfung von Granada das<lb/> Kamel, das Lieblingstier der Mauren, im ſüdlichen Spanien<lb/> ſehr häufig war. Ein Biscayer, Juan de Reinaga, hatte auf<lb/> ſeine Koſten einige Kamele nach Peru gebracht. Pater Acoſta<lb/> ſah ſie gegen das Ende des 16. Jahrhunderts am Fuße der<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [226/0234]
ihren Bewohnern hat auch zur Einführung der Kamele in die
Provinzen von Venezuela Anlaß gegeben. Der Marques del
Toro ließ ihrer drei von Lanzerote kommen. Die Trans-
portkoſten waren ſehr bedeutend, weil die Tiere auf den Kauf-
fahrern ſehr viel Raum einnehmen und ſie ſehr viel ſüßes
Waſſer bedürfen, da die lange Ueberfahrt ſie ſtark angreift.
Ein Kamel, für das man nur 30 Piaſter bezahlt, hatte nach
der Ankunft auf der Küſte von Caracas 800 bis 900 Piaſter
gekoſtet. Wir ſahen dieſe Tiere in Mocundo; von vieren
waren ſchon drei in Amerika geworfen. Zwei waren vom
Biß des Coral, einer giftigen Schlange, die am See ſehr
häufig iſt, zu Grunde gegangen. Man braucht bis jetzt dieſe
Kamele nur, um das Zuckerrohr in die Mühlen zu ſchaffen.
Die männlichen Tiere, die ſtärker ſind als die weiblichen,
tragen 40 bis 50 Arroben. Ein reicher Gutsbeſitzer in der
Provinz Varinas wollte, aufgemuntert durch den Vorgang
des Marques del Toro, 15000 Piaſter aufwenden und auf
einmal 14 bis 15 Kamele von den Kanariſchen Inſeln kommen
laſſen. Solche Unternehmungen ſind um ſo lobenswerter, da
man dieſe Laſttiere zum Warentransport durch die glühend
heißen Ebenen am Caſanare, Apure und am Calobozo benutzen
will, die in der trockenen Jahreszeit den afrikaniſchen Wüſten
gleichen. Ich habe anderwärts bemerkt, 1 wie ſehr zu wün-
ſchen wäre, daß die Eroberer ſchon zu Anfang des 16. Jahr-
hunderts wie Rindvieh, Pferde und Maultiere ſo auch Kamele
nach Amerika verpflanzt hätten. Ueberall, wo in unbewohnten
Ländern ſehr große Strecken zurückzulegen ſind, wo ſich keine
Kanäle anlegen laſſen, weil ſie zu viele Schleuſen erforderten
(wie auf der Landenge von Panama, auf der Hochebene von
Mexiko, in den Wüſten zwiſchen dem Königreich Quito und
Peru, und zwiſchen Peru und Chile), wären Kamele für den
Handelsverkehr im Inneren von der höchſten Bedeutung. Man
muß ſich um ſo mehr wundern, daß die Regierung nicht gleich
nach der Eroberung die Einführung des Tieres aufgemuntert
hat, da noch lange nach der Unterwerfung von Granada das
Kamel, das Lieblingstier der Mauren, im ſüdlichen Spanien
ſehr häufig war. Ein Biscayer, Juan de Reinaga, hatte auf
ſeine Koſten einige Kamele nach Peru gebracht. Pater Acoſta
ſah ſie gegen das Ende des 16. Jahrhunderts am Fuße der
1 Essay politique sur la nouvelle Espagne T. I, p. 23,
T. II, p. 689.
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