des Rio Tocuyo, in den Thälern von Caucagua, Capaya, Curiepe und Guapo; ferner in den Thälern von Cupira, zwischen Kap Codera und Kap Unare, bei Aroa, Barquesimeto, Guigue und Uritucu. Der Kakao, der an den Ufern des Uritucu am Rande der Llanos, im Gerichtsbezirk San Se- bastiano de los Reyos wächst, gilt für den besten; dann kom- men die von Guigue, Caucagua, Capaya und Cupira. Auf dem Handelsplatze Cadiz hat der Kakao von Caracas den ersten Rang gleich nach dem von Soconusco. Er steht meist um 30 bis 40 Prozent höher im Preise als der Kakao von Guayaquil.
Erst seit der Mitte des 17. Jahrhunderts munterten die Holländer, im ruhigen Besitz der Insel Curacao, durch den Schleichhandel den Landbau an den benachbarten Küsten auf, und erst seitdem wurde der Kakao für die Provinz Caracas ein Ausfuhrartikel. Was in dieser Gegend vorging, ehe im Jahre 1728 die Gesellschaft der Biscayer aus Guipuzcoa sich daselbst niederließ, wissen wir nicht. Wir besitzen lediglich keine genauen statistischen Angaben und wissen nur, daß zu Anfang des 18. Jahrhunderts aus Caracas kaum 30000 Fane- gas jährlich ausgeführt wurden. Im Jahre 1797 war die Ausfuhr, nach den Zollregistern von Guayra, den Schleich- handel nicht gerechnet, 70832 Fanegas. Wegen des Schmug- gels nach Trinidad und den anderen Antillen darf man kecklich ein Vierteil oder Fünfteil weiter rechnen. Ich glaube an- nehmen zu können, daß von 1800 bis 1806, also im letzten Zeitpunkte, wo in den spanischen Kolonieen noch innere Ruhe herrschte, der jährliche Ertrag der Kakaopflanzungen in der ganzen Capitania general von Caracas sich wenigstens auf 193000 Fanegas belief.
Die Ernten, deren jährlich zwei stattfinden, im Juni und im Dezember, fallen sehr verschieden aus, doch nicht in dem Maße wie die Oliven- und Weinernten in Europa. Von jenen 193000 Fanegas fließen 145000 teils über die Häfen der Halbinsel, teils durch den Schleichhandel nach Europa ab.
Ich glaube beweisen zu können (und diese Schätzungen beruhen auf zahlreichen einzelnen Angaben), daß Europa beim gegenwärtigen Stande seiner Civilisation verzehrt:
11,5 Mill. kg Kakao zu 120 Fr. den Ztr. 27600000 Fr.
16 Mill. kg Thee zu 4 Fr. das Pfund 128000000 "
70 Mill. kg Kaffee zu 114 Fr. den Ztr. 159600000 "
225 Mill. kg Zucker zu 54 Fr. den Ztr. 243000000 "
558200000 Fr
des Rio Tocuyo, in den Thälern von Caucagua, Capaya, Curiepe und Guapo; ferner in den Thälern von Cupira, zwiſchen Kap Codera und Kap Unare, bei Aroa, Barqueſimeto, Guigue und Uritucu. Der Kakao, der an den Ufern des Uritucu am Rande der Llanos, im Gerichtsbezirk San Se- baſtiano de los Reyos wächſt, gilt für den beſten; dann kom- men die von Guigue, Caucagua, Capaya und Cupira. Auf dem Handelsplatze Cadiz hat der Kakao von Caracas den erſten Rang gleich nach dem von Soconusco. Er ſteht meiſt um 30 bis 40 Prozent höher im Preiſe als der Kakao von Guayaquil.
Erſt ſeit der Mitte des 17. Jahrhunderts munterten die Holländer, im ruhigen Beſitz der Inſel Curaçao, durch den Schleichhandel den Landbau an den benachbarten Küſten auf, und erſt ſeitdem wurde der Kakao für die Provinz Caracas ein Ausfuhrartikel. Was in dieſer Gegend vorging, ehe im Jahre 1728 die Geſellſchaft der Biscayer aus Guipuzcoa ſich daſelbſt niederließ, wiſſen wir nicht. Wir beſitzen lediglich keine genauen ſtatiſtiſchen Angaben und wiſſen nur, daß zu Anfang des 18. Jahrhunderts aus Caracas kaum 30000 Fane- gas jährlich ausgeführt wurden. Im Jahre 1797 war die Ausfuhr, nach den Zollregiſtern von Guayra, den Schleich- handel nicht gerechnet, 70832 Fanegas. Wegen des Schmug- gels nach Trinidad und den anderen Antillen darf man kecklich ein Vierteil oder Fünfteil weiter rechnen. Ich glaube an- nehmen zu können, daß von 1800 bis 1806, alſo im letzten Zeitpunkte, wo in den ſpaniſchen Kolonieen noch innere Ruhe herrſchte, der jährliche Ertrag der Kakaopflanzungen in der ganzen Capitania general von Caracas ſich wenigſtens auf 193000 Fanegas belief.
Die Ernten, deren jährlich zwei ſtattfinden, im Juni und im Dezember, fallen ſehr verſchieden aus, doch nicht in dem Maße wie die Oliven- und Weinernten in Europa. Von jenen 193000 Fanegas fließen 145000 teils über die Häfen der Halbinſel, teils durch den Schleichhandel nach Europa ab.
Ich glaube beweiſen zu können (und dieſe Schätzungen beruhen auf zahlreichen einzelnen Angaben), daß Europa beim gegenwärtigen Stande ſeiner Civiliſation verzehrt:
11,5 Mill. kg Kakao zu 120 Fr. den Ztr. 27600000 Fr.
16 Mill. kg Thee zu 4 Fr. das Pfund 128000000 „
70 Mill. kg Kaffee zu 114 Fr. den Ztr. 159600000 „
225 Mill. kg Zucker zu 54 Fr. den Ztr. 243000000 „
558200000 Fr
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0261"n="253"/>
des Rio Tocuyo, in den Thälern von Caucagua, Capaya,<lb/>
Curiepe und Guapo; ferner in den Thälern von Cupira,<lb/>
zwiſchen Kap Codera und Kap Unare, bei Aroa, Barqueſimeto,<lb/>
Guigue und Uritucu. Der Kakao, der an den Ufern des<lb/>
Uritucu am Rande der Llanos, im Gerichtsbezirk San Se-<lb/>
baſtiano de los Reyos wächſt, gilt für den beſten; dann kom-<lb/>
men die von Guigue, Caucagua, Capaya und Cupira. Auf<lb/>
dem Handelsplatze Cadiz hat der Kakao von Caracas den erſten<lb/>
Rang gleich nach dem von Soconusco. Er ſteht meiſt um<lb/>
30 bis 40 Prozent höher im Preiſe als der Kakao von Guayaquil.</p><lb/><p>Erſt ſeit der Mitte des 17. Jahrhunderts munterten die<lb/>
Holländer, im ruhigen Beſitz der Inſel Cura<hirendition="#aq">ç</hi>ao, durch den<lb/>
Schleichhandel den Landbau an den benachbarten Küſten auf,<lb/>
und erſt ſeitdem wurde der Kakao für die Provinz Caracas<lb/>
ein Ausfuhrartikel. Was in dieſer Gegend vorging, ehe im<lb/>
Jahre 1728 die Geſellſchaft der Biscayer aus Guipuzcoa ſich<lb/>
daſelbſt niederließ, wiſſen wir nicht. Wir beſitzen lediglich<lb/>
keine genauen ſtatiſtiſchen Angaben und wiſſen nur, daß zu<lb/>
Anfang des 18. Jahrhunderts aus Caracas kaum 30000 Fane-<lb/>
gas jährlich ausgeführt wurden. Im Jahre 1797 war die<lb/>
Ausfuhr, nach den Zollregiſtern von Guayra, den Schleich-<lb/>
handel nicht gerechnet, 70832 Fanegas. Wegen des Schmug-<lb/>
gels nach Trinidad und den anderen Antillen darf man kecklich<lb/>
ein Vierteil oder Fünfteil weiter rechnen. Ich glaube an-<lb/>
nehmen zu können, daß von 1800 bis 1806, alſo im letzten<lb/>
Zeitpunkte, wo in den ſpaniſchen Kolonieen noch innere Ruhe<lb/>
herrſchte, der jährliche Ertrag der Kakaopflanzungen in der<lb/>
ganzen Capitania general von Caracas ſich wenigſtens auf<lb/>
193000 Fanegas belief.</p><lb/><p>Die Ernten, deren jährlich zwei ſtattfinden, im Juni und<lb/>
im Dezember, fallen ſehr verſchieden aus, doch nicht in dem<lb/>
Maße wie die Oliven- und Weinernten in Europa. Von<lb/>
jenen 193000 Fanegas fließen 145000 teils über die Häfen<lb/>
der Halbinſel, teils durch den Schleichhandel nach Europa ab.</p><lb/><p>Ich glaube beweiſen zu können (und dieſe Schätzungen<lb/>
beruhen auf zahlreichen einzelnen Angaben), daß Europa beim<lb/>
gegenwärtigen Stande ſeiner Civiliſation verzehrt:</p><lb/><list><item>11,5 Mill. <hirendition="#aq">kg</hi> Kakao zu 120 Fr. den Ztr. 27600000 Fr.</item><lb/><item>16 Mill. <hirendition="#aq">kg</hi> Thee zu 4 Fr. das Pfund 128000000 „</item><lb/><item>70 Mill. <hirendition="#aq">kg</hi> Kaffee zu 114 Fr. den Ztr. 159600000 „</item><lb/><item>225 Mill. <hirendition="#aq">kg</hi> Zucker zu 54 Fr. den Ztr. <hirendition="#u">243000000 „</hi></item><lb/><item><hirendition="#et">558200000 Fr</hi></item></list><lb/></div></div></body></text></TEI>
[253/0261]
des Rio Tocuyo, in den Thälern von Caucagua, Capaya,
Curiepe und Guapo; ferner in den Thälern von Cupira,
zwiſchen Kap Codera und Kap Unare, bei Aroa, Barqueſimeto,
Guigue und Uritucu. Der Kakao, der an den Ufern des
Uritucu am Rande der Llanos, im Gerichtsbezirk San Se-
baſtiano de los Reyos wächſt, gilt für den beſten; dann kom-
men die von Guigue, Caucagua, Capaya und Cupira. Auf
dem Handelsplatze Cadiz hat der Kakao von Caracas den erſten
Rang gleich nach dem von Soconusco. Er ſteht meiſt um
30 bis 40 Prozent höher im Preiſe als der Kakao von Guayaquil.
Erſt ſeit der Mitte des 17. Jahrhunderts munterten die
Holländer, im ruhigen Beſitz der Inſel Curaçao, durch den
Schleichhandel den Landbau an den benachbarten Küſten auf,
und erſt ſeitdem wurde der Kakao für die Provinz Caracas
ein Ausfuhrartikel. Was in dieſer Gegend vorging, ehe im
Jahre 1728 die Geſellſchaft der Biscayer aus Guipuzcoa ſich
daſelbſt niederließ, wiſſen wir nicht. Wir beſitzen lediglich
keine genauen ſtatiſtiſchen Angaben und wiſſen nur, daß zu
Anfang des 18. Jahrhunderts aus Caracas kaum 30000 Fane-
gas jährlich ausgeführt wurden. Im Jahre 1797 war die
Ausfuhr, nach den Zollregiſtern von Guayra, den Schleich-
handel nicht gerechnet, 70832 Fanegas. Wegen des Schmug-
gels nach Trinidad und den anderen Antillen darf man kecklich
ein Vierteil oder Fünfteil weiter rechnen. Ich glaube an-
nehmen zu können, daß von 1800 bis 1806, alſo im letzten
Zeitpunkte, wo in den ſpaniſchen Kolonieen noch innere Ruhe
herrſchte, der jährliche Ertrag der Kakaopflanzungen in der
ganzen Capitania general von Caracas ſich wenigſtens auf
193000 Fanegas belief.
Die Ernten, deren jährlich zwei ſtattfinden, im Juni und
im Dezember, fallen ſehr verſchieden aus, doch nicht in dem
Maße wie die Oliven- und Weinernten in Europa. Von
jenen 193000 Fanegas fließen 145000 teils über die Häfen
der Halbinſel, teils durch den Schleichhandel nach Europa ab.
Ich glaube beweiſen zu können (und dieſe Schätzungen
beruhen auf zahlreichen einzelnen Angaben), daß Europa beim
gegenwärtigen Stande ſeiner Civiliſation verzehrt:
11,5 Mill. kg Kakao zu 120 Fr. den Ztr. 27600000 Fr.
16 Mill. kg Thee zu 4 Fr. das Pfund 128000000 „
70 Mill. kg Kaffee zu 114 Fr. den Ztr. 159600000 „
225 Mill. kg Zucker zu 54 Fr. den Ztr. 243000000 „
558200000 Fr
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 2. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1859, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_aequinoktial02_1859/261>, abgerufen am 21.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.