Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 2. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1859.begreift, so erstreckt sie sich vom 18. Grad südlicher bis zum Wir haben die geologischen Verhältnisse von Südamerika 1 Offene baumlose Savannen, limpias de arboles.
begreift, ſo erſtreckt ſie ſich vom 18. Grad ſüdlicher bis zum Wir haben die geologiſchen Verhältniſſe von Südamerika 1 Offene baumloſe Savannen, limpias de arboles.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0283" n="275"/> begreift, ſo erſtreckt ſie ſich vom 18. Grad ſüdlicher bis zum<lb/> 7. und 8. Grad nördlicher Breite und umfaßt gegen 2430000 <hi rendition="#aq">qkm.</hi><lb/> Dieſer Wald des ſüdlichen Amerika, denn im Grunde iſt es<lb/> nur einer, iſt ſechsmal größer als Frankreich; die Europäer<lb/> kennen ihn nur an den Ufern einiger Flüſſe, die ihn durch-<lb/> ſtrömen, und er hat Lichtungen, deren Umfang mit dem des<lb/> Forſtes im Verhältnis ſteht. Wir werden bald an ſumpfigen<lb/> Savannen zwiſchen dem oberen Orinoko, dem Conorichite<lb/> und Caſſiquiare, unter dem 3. und 4. Grad der Breite, vor-<lb/> überkommen. Unter demſelben Parallelkreiſe liegen andere<lb/> Lichtungen oder Savanas limpias <note place="foot" n="1">Offene baumloſe Savannen, <hi rendition="#aq">limpias de arboles.</hi></note> zwiſchen den Quellen<lb/> des Mao und des Rio de Aguas blancas, ſüdlich von der<lb/> Sierra Pacaraima. Dieſe letzteren Savannen ſind von Ka-<lb/> riben und nomadiſchen Macuſi bewohnt; ſie ziehen ſich<lb/> bis nahe an die Grenzen des holländiſchen und franzöſiſchen<lb/> Guyana fort.</p><lb/> <p>Wir haben die geologiſchen Verhältniſſe von Südamerika<lb/> geſchildert; heben wir jetzt die Hauptzüge heraus. Den Weſt-<lb/> küſten entlang läuft eine ungeheure Gebirgsmauer, reich an<lb/> edlen Metallen überall, wo das vulkaniſche Feuer ſich nicht<lb/> durch den ewigen Schnee Bahn gebrochen: dies iſt die <hi rendition="#g">Kor-<lb/> dillere der Anden</hi>. Gipfel von Trappporphyr ſteigen hier<lb/> zu mehr als 6430 <hi rendition="#aq">m</hi> Höhe auf, und die mittlere Höhe der<lb/> Kette beträgt 3595 <hi rendition="#aq">m.</hi> Sie ſtreicht in der Richtung eines<lb/> Meridians fort und ſchickt in jeder Halbkugel, unter dem<lb/> 10. Grad nördlicher und unter dem 16. und 18. Grad ſüd-<lb/> licher Breite einen Seitenzweig ab. Der erſtere dieſer Zweige,<lb/> die Küſtenkordillere von Caracas, iſt minder breit und bildet<lb/> eine eigentliche Kette. Der zweite, die Kordillere von Chi-<lb/> quitos und an den Quellen des Guapore, iſt ſehr reich an<lb/> Gold und breitet ſich oſtwärts, in Braſilien, zu weiten Plateaus<lb/> mit gemäßigtem Klima aus. Zwiſchen dieſen beiden mit den<lb/> Anden zuſammenhängenden Querketten liegt vom 3. zum 7. Grad<lb/> nördlicher Breite eine abgeſonderte Gruppe granitiſcher Berge,<lb/> die gleichfalls parallel mit dem Aequator, jedoch nicht über<lb/> den 71. Grad der Länge fortſtreicht, dort gegen Weſten raſch<lb/> abbricht und mit den Anden von Neugranada nicht zuſammen-<lb/> hängt. Dieſe drei Querketten haben keine thätigen Vulkane;<lb/> wir wiſſen aber nicht, ob auch die ſüdlichſte, gleich den beiden<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [275/0283]
begreift, ſo erſtreckt ſie ſich vom 18. Grad ſüdlicher bis zum
7. und 8. Grad nördlicher Breite und umfaßt gegen 2430000 qkm.
Dieſer Wald des ſüdlichen Amerika, denn im Grunde iſt es
nur einer, iſt ſechsmal größer als Frankreich; die Europäer
kennen ihn nur an den Ufern einiger Flüſſe, die ihn durch-
ſtrömen, und er hat Lichtungen, deren Umfang mit dem des
Forſtes im Verhältnis ſteht. Wir werden bald an ſumpfigen
Savannen zwiſchen dem oberen Orinoko, dem Conorichite
und Caſſiquiare, unter dem 3. und 4. Grad der Breite, vor-
überkommen. Unter demſelben Parallelkreiſe liegen andere
Lichtungen oder Savanas limpias 1 zwiſchen den Quellen
des Mao und des Rio de Aguas blancas, ſüdlich von der
Sierra Pacaraima. Dieſe letzteren Savannen ſind von Ka-
riben und nomadiſchen Macuſi bewohnt; ſie ziehen ſich
bis nahe an die Grenzen des holländiſchen und franzöſiſchen
Guyana fort.
Wir haben die geologiſchen Verhältniſſe von Südamerika
geſchildert; heben wir jetzt die Hauptzüge heraus. Den Weſt-
küſten entlang läuft eine ungeheure Gebirgsmauer, reich an
edlen Metallen überall, wo das vulkaniſche Feuer ſich nicht
durch den ewigen Schnee Bahn gebrochen: dies iſt die Kor-
dillere der Anden. Gipfel von Trappporphyr ſteigen hier
zu mehr als 6430 m Höhe auf, und die mittlere Höhe der
Kette beträgt 3595 m. Sie ſtreicht in der Richtung eines
Meridians fort und ſchickt in jeder Halbkugel, unter dem
10. Grad nördlicher und unter dem 16. und 18. Grad ſüd-
licher Breite einen Seitenzweig ab. Der erſtere dieſer Zweige,
die Küſtenkordillere von Caracas, iſt minder breit und bildet
eine eigentliche Kette. Der zweite, die Kordillere von Chi-
quitos und an den Quellen des Guapore, iſt ſehr reich an
Gold und breitet ſich oſtwärts, in Braſilien, zu weiten Plateaus
mit gemäßigtem Klima aus. Zwiſchen dieſen beiden mit den
Anden zuſammenhängenden Querketten liegt vom 3. zum 7. Grad
nördlicher Breite eine abgeſonderte Gruppe granitiſcher Berge,
die gleichfalls parallel mit dem Aequator, jedoch nicht über
den 71. Grad der Länge fortſtreicht, dort gegen Weſten raſch
abbricht und mit den Anden von Neugranada nicht zuſammen-
hängt. Dieſe drei Querketten haben keine thätigen Vulkane;
wir wiſſen aber nicht, ob auch die ſüdlichſte, gleich den beiden
1 Offene baumloſe Savannen, limpias de arboles.
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