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Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 2. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1859.

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Meteorsteine sind, die, nachdem sie lange gleich Himmels-
körpern durch den Raum gezogen, sich entzünden, wenn sie
zufällig in unsere Atmosphäre geraten und zur Erde fallen.

Welchen Ursprung nun auch diese Feuermeteore haben
mögen, so hält es schwer, sich in einer Region, wo die Luft
verdünnter ist als im luftleeren Raume unserer Luftpumpen,
wo (in 49 km Höhe) das Quecksilber im Barometer nicht
0,024 mm hoch stünde, sich eine plötzliche Entzündung zu
denken. Allerdings kennen wir das bis auf 3/1000 gleich-
förmige Gemisch der atmosphärischen Luft nur bis zu 585 m
Höhe, folglich nicht über die höchste Schichte der flockigen
Wolken hinauf. Man könnte annehmen, bei den frühesten
Umwälzungen des Erdballes seien Gase, die uns bis jetzt ganz
unbekannt geblieben, in die Luftregion aufgestiegen, in der
sich die Sternschnuppen bewegen; aber aus genauen Versuchen
mit Gemischen von Gasen von verschiedenem spezifischem Ge-
wichte geht hervor, daß eine oberste, von den unteren Schichten
ganz verschiedene Luftschicht undenkbar ist. Die gasförmigen
Körper mischen sich und durchdringen einander bei der geringsten
Bewegung, und im Laufe der Jahrhunderte hätte sich ein
gleichförmiges Gemisch herstellen müssen, wenn man nicht eine
abstoßende Kraft ins Spiel bringen will, von der an keinem
der uns bekannten Körper etwas zu bemerken ist. Nimmt
man ferner in den uns unzugänglichen Regionen der Feuer-
meteore, der Sternschnuppen, der Feuerkugeln und des Nord-
lichtes eigentümliche luftförmige Flüssigkeiten an, wie will man
es erklären, daß sich nicht die ganze Schicht dieser Flüssig-
keiten zumal entzündet, daß vielmehr Gasausströmungen, gleich
Wolken, einen begrenzten Raum einnehmen? Wie soll man
sich ohne die Bildung von Dünsten, die einer ungleichen
Ladung fähig sind, eine elektrische Entladung denken, und das
in einer Luft, deren mittlere Temperatur vielleicht 250° unter
Null beträgt, und die so verdünnt ist, daß die Kompression
durch den elektrischen Schlag so gut wie keine Wärme mehr
entbinden kann? Diese Schwierigkeiten würden großenteils
beseitigt, wenn man die Sternschnuppen nach der Richtung,
in der sie sich bewegen, als Körper mit festem Kern, als
kosmische (dem Himmelsraume außerhalb unseres Luftkreises
angehörige), nicht als tellurische (nur unserem Planeten an-
gehörige) Erscheinungen betrachten könnte.

Hatten die Meteore in Cumana nur die Höhe, in der
sich die Sternschnuppen gewöhnlich bewegen, so konnten die-

Meteorſteine ſind, die, nachdem ſie lange gleich Himmels-
körpern durch den Raum gezogen, ſich entzünden, wenn ſie
zufällig in unſere Atmoſphäre geraten und zur Erde fallen.

Welchen Urſprung nun auch dieſe Feuermeteore haben
mögen, ſo hält es ſchwer, ſich in einer Region, wo die Luft
verdünnter iſt als im luftleeren Raume unſerer Luftpumpen,
wo (in 49 km Höhe) das Queckſilber im Barometer nicht
0,024 mm hoch ſtünde, ſich eine plötzliche Entzündung zu
denken. Allerdings kennen wir das bis auf 3/1000 gleich-
förmige Gemiſch der atmoſphäriſchen Luft nur bis zu 585 m
Höhe, folglich nicht über die höchſte Schichte der flockigen
Wolken hinauf. Man könnte annehmen, bei den früheſten
Umwälzungen des Erdballes ſeien Gaſe, die uns bis jetzt ganz
unbekannt geblieben, in die Luftregion aufgeſtiegen, in der
ſich die Sternſchnuppen bewegen; aber aus genauen Verſuchen
mit Gemiſchen von Gaſen von verſchiedenem ſpezifiſchem Ge-
wichte geht hervor, daß eine oberſte, von den unteren Schichten
ganz verſchiedene Luftſchicht undenkbar iſt. Die gasförmigen
Körper miſchen ſich und durchdringen einander bei der geringſten
Bewegung, und im Laufe der Jahrhunderte hätte ſich ein
gleichförmiges Gemiſch herſtellen müſſen, wenn man nicht eine
abſtoßende Kraft ins Spiel bringen will, von der an keinem
der uns bekannten Körper etwas zu bemerken iſt. Nimmt
man ferner in den uns unzugänglichen Regionen der Feuer-
meteore, der Sternſchnuppen, der Feuerkugeln und des Nord-
lichtes eigentümliche luftförmige Flüſſigkeiten an, wie will man
es erklären, daß ſich nicht die ganze Schicht dieſer Flüſſig-
keiten zumal entzündet, daß vielmehr Gasausſtrömungen, gleich
Wolken, einen begrenzten Raum einnehmen? Wie ſoll man
ſich ohne die Bildung von Dünſten, die einer ungleichen
Ladung fähig ſind, eine elektriſche Entladung denken, und das
in einer Luft, deren mittlere Temperatur vielleicht 250° unter
Null beträgt, und die ſo verdünnt iſt, daß die Kompreſſion
durch den elektriſchen Schlag ſo gut wie keine Wärme mehr
entbinden kann? Dieſe Schwierigkeiten würden großenteils
beſeitigt, wenn man die Sternſchnuppen nach der Richtung,
in der ſie ſich bewegen, als Körper mit feſtem Kern, als
kosmiſche (dem Himmelsraume außerhalb unſeres Luftkreiſes
angehörige), nicht als telluriſche (nur unſerem Planeten an-
gehörige) Erſcheinungen betrachten könnte.

Hatten die Meteore in Cumana nur die Höhe, in der
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[57/0065] Meteorſteine ſind, die, nachdem ſie lange gleich Himmels- körpern durch den Raum gezogen, ſich entzünden, wenn ſie zufällig in unſere Atmoſphäre geraten und zur Erde fallen. Welchen Urſprung nun auch dieſe Feuermeteore haben mögen, ſo hält es ſchwer, ſich in einer Region, wo die Luft verdünnter iſt als im luftleeren Raume unſerer Luftpumpen, wo (in 49 km Höhe) das Queckſilber im Barometer nicht 0,024 mm hoch ſtünde, ſich eine plötzliche Entzündung zu denken. Allerdings kennen wir das bis auf 3/1000 gleich- förmige Gemiſch der atmoſphäriſchen Luft nur bis zu 585 m Höhe, folglich nicht über die höchſte Schichte der flockigen Wolken hinauf. Man könnte annehmen, bei den früheſten Umwälzungen des Erdballes ſeien Gaſe, die uns bis jetzt ganz unbekannt geblieben, in die Luftregion aufgeſtiegen, in der ſich die Sternſchnuppen bewegen; aber aus genauen Verſuchen mit Gemiſchen von Gaſen von verſchiedenem ſpezifiſchem Ge- wichte geht hervor, daß eine oberſte, von den unteren Schichten ganz verſchiedene Luftſchicht undenkbar iſt. Die gasförmigen Körper miſchen ſich und durchdringen einander bei der geringſten Bewegung, und im Laufe der Jahrhunderte hätte ſich ein gleichförmiges Gemiſch herſtellen müſſen, wenn man nicht eine abſtoßende Kraft ins Spiel bringen will, von der an keinem der uns bekannten Körper etwas zu bemerken iſt. Nimmt man ferner in den uns unzugänglichen Regionen der Feuer- meteore, der Sternſchnuppen, der Feuerkugeln und des Nord- lichtes eigentümliche luftförmige Flüſſigkeiten an, wie will man es erklären, daß ſich nicht die ganze Schicht dieſer Flüſſig- keiten zumal entzündet, daß vielmehr Gasausſtrömungen, gleich Wolken, einen begrenzten Raum einnehmen? Wie ſoll man ſich ohne die Bildung von Dünſten, die einer ungleichen Ladung fähig ſind, eine elektriſche Entladung denken, und das in einer Luft, deren mittlere Temperatur vielleicht 250° unter Null beträgt, und die ſo verdünnt iſt, daß die Kompreſſion durch den elektriſchen Schlag ſo gut wie keine Wärme mehr entbinden kann? Dieſe Schwierigkeiten würden großenteils beſeitigt, wenn man die Sternſchnuppen nach der Richtung, in der ſie ſich bewegen, als Körper mit feſtem Kern, als kosmiſche (dem Himmelsraume außerhalb unſeres Luftkreiſes angehörige), nicht als telluriſche (nur unſerem Planeten an- gehörige) Erſcheinungen betrachten könnte. Hatten die Meteore in Cumana nur die Höhe, in der ſich die Sternſchnuppen gewöhnlich bewegen, ſo konnten die-

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 2. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1859, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_aequinoktial02_1859/65>, abgerufen am 21.11.2024.