Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 2. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1859.nimmt dennoch ihre Breite fast nicht zu. Im Maß, als sie Die Bucht von Higuerote ist sehr günstig gelegen, um Meinen Reisegefährten war bei der hochgehenden See Wir gingen mit Einbruch der Nacht unter Segel. Der nimmt dennoch ihre Breite faſt nicht zu. Im Maß, als ſie Die Bucht von Higuerote iſt ſehr günſtig gelegen, um Meinen Reiſegefährten war bei der hochgehenden See Wir gingen mit Einbruch der Nacht unter Segel. Der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0082" n="74"/> nimmt dennoch ihre Breite faſt nicht zu. Im Maß, als ſie<lb/> vorrücken, gehen ſie auch zu Grunde. Die Manglebäume und<lb/> die anderen Gewächſe, die immer neben ihnen vorkommen,<lb/> gehen ein, ſobald der Boden trocken wird und ſie nicht mehr<lb/> im Salzwaſſer ſtehen. Ihre alten, mit Schaltieren bedeckten,<lb/> halb im Sande begrabenen Stämme bezeichnen nach Jahr-<lb/> hunderten den Weg, den ſie bei ihrer Wanderung einge-<lb/> ſchlagen, und die Grenze des Landſtriches, den ſie dem Meere<lb/> abgewonnen.</p><lb/> <p>Die Bucht von Higuerote iſt ſehr günſtig gelegen, um<lb/> das Vorgebirge Codera, das 11 <hi rendition="#aq">km</hi> weit in ſeiner ganzen<lb/> Breite vor einem daliegt, genau zu betrachten. Es imponiert<lb/> mehr durch ſeine Maſſe als durch ſeine Höhe, die mir nach<lb/> Höhenwinkeln, die ich am Strande gemeſſen, nicht über 390 <hi rendition="#aq">m</hi><lb/> zu betragen ſchien. Nach Nord, Oſt und Weſt fällt es ſteil<lb/> ab, und man meint an dieſen großen Profilen die fallenden<lb/> Schichten zu unterſcheiden. Die Schichten zunächſt bei der<lb/> Bucht ſtrichen Nord 60° Weſt und fielen unter 80° nach<lb/> Nordweſt. Am großen Berge Silla und öſtlich von Mani-<lb/> quarez auf der Landenge von Araya ſind Streichung und<lb/> Fall dieſelben, und daraus ſcheint hervorzugehen, daß die<lb/> Urgebirgskette dieſer Landenge, die auf eine Strecke von<lb/> 157 <hi rendition="#aq">km</hi> (zwiſchen den Meridianen von Maniquarez und<lb/> Higuerote) vom Meere zerriſſen oder verſchlungen worden, im<lb/> Kap Codera wieder auftritt und gegen Weſt als Küſtenkette<lb/> fortſtreicht.</p><lb/> <p>Meinen Reiſegefährten war bei der hochgehenden See<lb/> vor dem Schlingern unſeres kleinen Schiffes ſo bange, daß<lb/> ſie beſchloſſen, den Landweg von Higuerote nach Caracas<lb/> einzuſchlagen; derſelbe führt durch ein wildes, feuchtes Land,<lb/> durch die Montaña de Capaya nördlich von Caugagua, durch<lb/> das Thal des Rio Guatire und des Guarenas. Es war mir<lb/> lieb, daß auch Bonpland dieſen Weg wählte, auf dem er trotz<lb/> des beſtändigen Regens und der ausgetretenen Flüſſe viele<lb/> neue Pflanzen zuſammenbrachte. Ich ſelbſt ging mit dem<lb/> indianiſchen Steuermann allein zur See weiter; es ſchien mir<lb/> zu gewagt, die Inſtrumente, die uns an den Orinoko begleiten<lb/> ſollten, aus den Augen zu laſſen.</p><lb/> <p>Wir gingen mit Einbruch der Nacht unter Segel. Der<lb/> Wind war nicht ſehr günſtig und wir hatten viele Mühe, um<lb/> Kap Codera herum zu kommen; die Wellen waren kurz und<lb/> brachen ſich häufig ineinander; es gehörte die Erſchöpfung<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [74/0082]
nimmt dennoch ihre Breite faſt nicht zu. Im Maß, als ſie
vorrücken, gehen ſie auch zu Grunde. Die Manglebäume und
die anderen Gewächſe, die immer neben ihnen vorkommen,
gehen ein, ſobald der Boden trocken wird und ſie nicht mehr
im Salzwaſſer ſtehen. Ihre alten, mit Schaltieren bedeckten,
halb im Sande begrabenen Stämme bezeichnen nach Jahr-
hunderten den Weg, den ſie bei ihrer Wanderung einge-
ſchlagen, und die Grenze des Landſtriches, den ſie dem Meere
abgewonnen.
Die Bucht von Higuerote iſt ſehr günſtig gelegen, um
das Vorgebirge Codera, das 11 km weit in ſeiner ganzen
Breite vor einem daliegt, genau zu betrachten. Es imponiert
mehr durch ſeine Maſſe als durch ſeine Höhe, die mir nach
Höhenwinkeln, die ich am Strande gemeſſen, nicht über 390 m
zu betragen ſchien. Nach Nord, Oſt und Weſt fällt es ſteil
ab, und man meint an dieſen großen Profilen die fallenden
Schichten zu unterſcheiden. Die Schichten zunächſt bei der
Bucht ſtrichen Nord 60° Weſt und fielen unter 80° nach
Nordweſt. Am großen Berge Silla und öſtlich von Mani-
quarez auf der Landenge von Araya ſind Streichung und
Fall dieſelben, und daraus ſcheint hervorzugehen, daß die
Urgebirgskette dieſer Landenge, die auf eine Strecke von
157 km (zwiſchen den Meridianen von Maniquarez und
Higuerote) vom Meere zerriſſen oder verſchlungen worden, im
Kap Codera wieder auftritt und gegen Weſt als Küſtenkette
fortſtreicht.
Meinen Reiſegefährten war bei der hochgehenden See
vor dem Schlingern unſeres kleinen Schiffes ſo bange, daß
ſie beſchloſſen, den Landweg von Higuerote nach Caracas
einzuſchlagen; derſelbe führt durch ein wildes, feuchtes Land,
durch die Montaña de Capaya nördlich von Caugagua, durch
das Thal des Rio Guatire und des Guarenas. Es war mir
lieb, daß auch Bonpland dieſen Weg wählte, auf dem er trotz
des beſtändigen Regens und der ausgetretenen Flüſſe viele
neue Pflanzen zuſammenbrachte. Ich ſelbſt ging mit dem
indianiſchen Steuermann allein zur See weiter; es ſchien mir
zu gewagt, die Inſtrumente, die uns an den Orinoko begleiten
ſollten, aus den Augen zu laſſen.
Wir gingen mit Einbruch der Nacht unter Segel. Der
Wind war nicht ſehr günſtig und wir hatten viele Mühe, um
Kap Codera herum zu kommen; die Wellen waren kurz und
brachen ſich häufig ineinander; es gehörte die Erſchöpfung
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