Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 2. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1859.lichkeit so ungemein groß war) hat das gelbe Fieber seine Bonplands und meine Beobachtungen über die physischen Die Reihenfolge pathologischer Thatsachen, auf ihren lichkeit ſo ungemein groß war) hat das gelbe Fieber ſeine Bonplands und meine Beobachtungen über die phyſiſchen Die Reihenfolge pathologiſcher Thatſachen, auf ihren <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0091" n="83"/> lichkeit ſo ungemein groß war) hat das gelbe Fieber ſeine<lb/> Verheerungen in Guayra fortgeſetzt; es wütete nicht allein<lb/> unter den friſch aus Spanien angekommenen Truppen, ſondern<lb/> auch unter denen, die fern von der Küſte in den Llanos<lb/> zwiſchen Calabozo und Uritucu ausgehoben worden, alſo in<lb/> einem Lande, das faſt ſo heiß als Guayra, aber geſund iſt.<lb/> Letzterer Umſtand würde uns noch mehr auffallen, wenn wir<lb/> nicht wüßten, daß ſogar Eingeborene von Veracruz, die zu<lb/> Hauſe den Typhus nicht bekommen, nicht ſelten in Epidemieen<lb/> in der Havana oder in den Vereinigten Staaten Opfer des-<lb/> ſelben werden. Wie das ſchwarze Erbrechen am Abhange<lb/> der mexikaniſchen Gebirge auf dem Wege nach Xalapa beim<lb/> Encero (in 928 <hi rendition="#aq">m</hi> Meereshöhe), wo mit den Eichen ein kühles,<lb/> köſtliches Klima beginnt, eine unüberſteigliche Grenze findet,<lb/> ſo geht das gelbe Fieber nicht leicht über den Bergkamm<lb/> zwiſchen Guayra und dem Thale von Caracas hinüber. Dieſes<lb/> Thal iſt lange Zeit davon verſchont geblieben, denn man darf<lb/> den Vomito, das gelbe Fieber, nicht mit den ataktiſchen und<lb/> den Gallenfiebern verwechſeln. Der Cumbre und der Cerro<lb/> de Avila ſind eine treffliche Schutzwehr für die Stadt Caracas,<lb/> die etwas höher liegt als der Encero, die aber eine höhere<lb/> mittlere Temperatur hat als Xalapa.</p><lb/> <p>Bonplands und meine Beobachtungen über die phyſiſchen<lb/> Verhältniſſe der Städte, welche periodiſch von der Geißel des<lb/> gelben Fiebers heimgeſucht werden, ſind anderswo niedergelegt,<lb/> und es iſt hier nicht der Ort, neue Vermutungen über die<lb/> Veränderungen in der pathogoniſchen Konſtitution mancher<lb/> Städte zu äußern. Je mehr ich über dieſen Gegenſtand nach-<lb/> denke, deſto rätſelhafter erſcheint mir alles, was auf die gas-<lb/> förmigen Effluvien Bezug hat, die man mit einem ſo viel-<lb/> ſagenden Wort „Keime der Anſteckung“ nennt, und die ſich<lb/> in verdorbener Luft entwickeln, die durch die Kälte zerſtört<lb/> werden, ſich durch Kleider verſchleppen und an den Wänden<lb/> der Häuſer haften ſollen. Wie will man erklären, daß in<lb/> den achtzehn Jahren vor 1794 in Veracruz nicht ein einziger<lb/> Fall von „Vomito“ vorkam, obgleich der Verkehr mit nicht<lb/> akklimatiſierten Europäern und Mexikanern aus dem Inneren<lb/> ſehr ſtark war, die Matroſen ſich denſelben Ausſchweifungen<lb/> überließen, über die man noch jetzt klagt, und die Stadt<lb/> weniger reinlich war, als ſie ſeit dem Jahre 1800 iſt.</p><lb/> <p>Die Reihenfolge pathologiſcher Thatſachen, auf ihren<lb/> einfachſten Ausdruck gebracht, iſt folgende. Wenn in einem<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [83/0091]
lichkeit ſo ungemein groß war) hat das gelbe Fieber ſeine
Verheerungen in Guayra fortgeſetzt; es wütete nicht allein
unter den friſch aus Spanien angekommenen Truppen, ſondern
auch unter denen, die fern von der Küſte in den Llanos
zwiſchen Calabozo und Uritucu ausgehoben worden, alſo in
einem Lande, das faſt ſo heiß als Guayra, aber geſund iſt.
Letzterer Umſtand würde uns noch mehr auffallen, wenn wir
nicht wüßten, daß ſogar Eingeborene von Veracruz, die zu
Hauſe den Typhus nicht bekommen, nicht ſelten in Epidemieen
in der Havana oder in den Vereinigten Staaten Opfer des-
ſelben werden. Wie das ſchwarze Erbrechen am Abhange
der mexikaniſchen Gebirge auf dem Wege nach Xalapa beim
Encero (in 928 m Meereshöhe), wo mit den Eichen ein kühles,
köſtliches Klima beginnt, eine unüberſteigliche Grenze findet,
ſo geht das gelbe Fieber nicht leicht über den Bergkamm
zwiſchen Guayra und dem Thale von Caracas hinüber. Dieſes
Thal iſt lange Zeit davon verſchont geblieben, denn man darf
den Vomito, das gelbe Fieber, nicht mit den ataktiſchen und
den Gallenfiebern verwechſeln. Der Cumbre und der Cerro
de Avila ſind eine treffliche Schutzwehr für die Stadt Caracas,
die etwas höher liegt als der Encero, die aber eine höhere
mittlere Temperatur hat als Xalapa.
Bonplands und meine Beobachtungen über die phyſiſchen
Verhältniſſe der Städte, welche periodiſch von der Geißel des
gelben Fiebers heimgeſucht werden, ſind anderswo niedergelegt,
und es iſt hier nicht der Ort, neue Vermutungen über die
Veränderungen in der pathogoniſchen Konſtitution mancher
Städte zu äußern. Je mehr ich über dieſen Gegenſtand nach-
denke, deſto rätſelhafter erſcheint mir alles, was auf die gas-
förmigen Effluvien Bezug hat, die man mit einem ſo viel-
ſagenden Wort „Keime der Anſteckung“ nennt, und die ſich
in verdorbener Luft entwickeln, die durch die Kälte zerſtört
werden, ſich durch Kleider verſchleppen und an den Wänden
der Häuſer haften ſollen. Wie will man erklären, daß in
den achtzehn Jahren vor 1794 in Veracruz nicht ein einziger
Fall von „Vomito“ vorkam, obgleich der Verkehr mit nicht
akklimatiſierten Europäern und Mexikanern aus dem Inneren
ſehr ſtark war, die Matroſen ſich denſelben Ausſchweifungen
überließen, über die man noch jetzt klagt, und die Stadt
weniger reinlich war, als ſie ſeit dem Jahre 1800 iſt.
Die Reihenfolge pathologiſcher Thatſachen, auf ihren
einfachſten Ausdruck gebracht, iſt folgende. Wenn in einem
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