Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 3. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860.ein geflecktes Aussehen gibt, auszustechen. Eines der bar- Die Mühe, die sich die Eingeborenen geben, um die ein geflecktes Ausſehen gibt, auszuſtechen. Eines der bar- Die Mühe, die ſich die Eingeborenen geben, um die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0160" n="152"/> ein geflecktes Ausſehen gibt, auszuſtechen. Eines der bar-<lb/> bariſchten Völker am Orinoko, die Otomaken, kennt den Ge-<lb/> brauch der <hi rendition="#aq">Mosquiteros</hi> (Fliegennetze), die aus den Faſern<lb/> der Murichipalme gewoben werden. Wir haben oben geſehen,<lb/> daß die Farbigen in Higuerote an der Küſte von Caracas<lb/> ſich zum Schlafen in den Sand graben. In den Dörfern<lb/> am Magdalenenfluß forderten uns die Indianer oft auf, uns<lb/> mit ihnen bei der Kirche auf der Plaza grande auf Ochſen-<lb/> häute zu legen. Man hatte daſelbſt alles Vieh aus der Um-<lb/> gegend zuſammengetrieben, denn in der Nähe desſelben findet<lb/> der Menſch ein wenig Ruhe. Wenn die Indianer am oberen<lb/> Orinoko oder am Caſſiquiare ſahen, daß Bonpland wegen<lb/> der unaufhörlichen Moskitoplage ſeine Pflanzen nicht einlegen<lb/> konnte, forderten ſie ihn auf, in ihre <hi rendition="#aq">Hornitos</hi> (Oefen)<lb/> zu gehen. So heißen kleine Gemächer ohne Thüre und<lb/> Fenſter, in die man durch eine ganz niedrige Oeffnung auf<lb/> dem Bauche kriecht. Mittels eines Feuers von feuchtem Strauch-<lb/> werk, das viel Rauch gibt, jagt man die Inſekten hinaus und<lb/> verſchließt dann die Oeffnung des Ofens. Daß man jetzt<lb/> die Moskiten los iſt, erkauft man ziemlich teuer; denn bei der<lb/> ſtockenden Luft und dem Rauch einer Kopalfackel, die den<lb/> Ofen beleuchtet, wird es entſetzlich heiß darin. Bonpland hat<lb/> mit einem Mut und einer Geduld, die das höchſte Lob ver-<lb/> dienen, viele hundert Pflanzen in dieſen Hornitos der In-<lb/> dianer getrocknet.</p><lb/> <p>Die Mühe, die ſich die Eingeborenen geben, um die<lb/> Inſektenplage zu lindern, beweiſt hinlänglich, daß der kupfer-<lb/> farbige Menſch trotz der verſchiedenen Organiſation ſeiner<lb/> Haut für die Mückenſtiche empfindlich iſt ſo gut wie der<lb/> Weiße; aber, wir wiederholen es, beim erſteren ſcheint der<lb/> Schmerz nicht ſo ſtark zu ſein und der Stich hat nicht die<lb/> Geſchwulſt zur Folge, die mehrere Wochen lang fort und fort<lb/> wiederkehrt, die Reizbarkeit der Haut ſteigert und empfindliche<lb/> Perſonen in den fieberhaften Zuſtand verſetzt, der allen Aus-<lb/> ſchlagskrankheiten eigen iſt. Die im tropiſchen Amerika ge-<lb/> borenen Weißen und die Europäer, die ſehr lange in den<lb/> Miſſionen in der Nähe der Wälder und an den großen Flüſſen<lb/> gelebt, haben weit mehr zu leiden als die Indianer, aber<lb/> unendlich weniger als friſch angekommene Europäer. Es kommt<lb/> alſo nicht, wie manche Reiſende behaupten, auf die Dicke der<lb/> Haut an, ob der Stich im Augenblick, wo man ihn erhält,<lb/> mehr oder weniger ſchmerzt, und bei den Indianern tritt<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [152/0160]
ein geflecktes Ausſehen gibt, auszuſtechen. Eines der bar-
bariſchten Völker am Orinoko, die Otomaken, kennt den Ge-
brauch der Mosquiteros (Fliegennetze), die aus den Faſern
der Murichipalme gewoben werden. Wir haben oben geſehen,
daß die Farbigen in Higuerote an der Küſte von Caracas
ſich zum Schlafen in den Sand graben. In den Dörfern
am Magdalenenfluß forderten uns die Indianer oft auf, uns
mit ihnen bei der Kirche auf der Plaza grande auf Ochſen-
häute zu legen. Man hatte daſelbſt alles Vieh aus der Um-
gegend zuſammengetrieben, denn in der Nähe desſelben findet
der Menſch ein wenig Ruhe. Wenn die Indianer am oberen
Orinoko oder am Caſſiquiare ſahen, daß Bonpland wegen
der unaufhörlichen Moskitoplage ſeine Pflanzen nicht einlegen
konnte, forderten ſie ihn auf, in ihre Hornitos (Oefen)
zu gehen. So heißen kleine Gemächer ohne Thüre und
Fenſter, in die man durch eine ganz niedrige Oeffnung auf
dem Bauche kriecht. Mittels eines Feuers von feuchtem Strauch-
werk, das viel Rauch gibt, jagt man die Inſekten hinaus und
verſchließt dann die Oeffnung des Ofens. Daß man jetzt
die Moskiten los iſt, erkauft man ziemlich teuer; denn bei der
ſtockenden Luft und dem Rauch einer Kopalfackel, die den
Ofen beleuchtet, wird es entſetzlich heiß darin. Bonpland hat
mit einem Mut und einer Geduld, die das höchſte Lob ver-
dienen, viele hundert Pflanzen in dieſen Hornitos der In-
dianer getrocknet.
Die Mühe, die ſich die Eingeborenen geben, um die
Inſektenplage zu lindern, beweiſt hinlänglich, daß der kupfer-
farbige Menſch trotz der verſchiedenen Organiſation ſeiner
Haut für die Mückenſtiche empfindlich iſt ſo gut wie der
Weiße; aber, wir wiederholen es, beim erſteren ſcheint der
Schmerz nicht ſo ſtark zu ſein und der Stich hat nicht die
Geſchwulſt zur Folge, die mehrere Wochen lang fort und fort
wiederkehrt, die Reizbarkeit der Haut ſteigert und empfindliche
Perſonen in den fieberhaften Zuſtand verſetzt, der allen Aus-
ſchlagskrankheiten eigen iſt. Die im tropiſchen Amerika ge-
borenen Weißen und die Europäer, die ſehr lange in den
Miſſionen in der Nähe der Wälder und an den großen Flüſſen
gelebt, haben weit mehr zu leiden als die Indianer, aber
unendlich weniger als friſch angekommene Europäer. Es kommt
alſo nicht, wie manche Reiſende behaupten, auf die Dicke der
Haut an, ob der Stich im Augenblick, wo man ihn erhält,
mehr oder weniger ſchmerzt, und bei den Indianern tritt
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