Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 3. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860.Einundzwanzigstes Kapitel. Der Raudal von Garcita. -- Maypures. -- Die Katarakte von Unsere Piroge lag im Puerto de Arriba, oberhalb A. v. Humboldt, Reise. III. 11
Einundzwanzigſtes Kapitel. Der Raudal von Garcita. — Maypures. — Die Katarakte von Unſere Piroge lag im Puerto de Arriba, oberhalb A. v. Humboldt, Reiſe. III. 11
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0169" n="[161]"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Einundzwanzigſtes Kapitel.</hi> </head><lb/> <argument> <p> <hi rendition="#c">Der Raudal von Garcita. — Maypures. — Die Katarakte von<lb/> Quituna. — Der Einfluß des Vichada und Zama. — Der Fels<lb/> Aricagua. — Siquita.</hi> </p> </argument><lb/> <p>Unſere Piroge lag im <hi rendition="#g">Puerto de Arriba</hi>, oberhalb<lb/> des Katarakts von Atures, dem Einfluß des Rio Cataniapo<lb/> gegenüber; wir brachen dahin auf. Auf dem ſchmalen Wege,<lb/> der zum Landungsplatze führt, ſahen wir den Pik Uniana<lb/> zum letztenmal. Er erſchien wie eine über dem Horizont der<lb/> Ebenen aufſteigende Wolke. Die Guahibosindianer ziehen<lb/> am Fuße dieſer Gebirge umher und gehen bis zum Rio<lb/> Vichada. Man zeigte uns von weitem rechts vom Fluſſe die<lb/> Felſen bei der Höhle von Ataruipe; wir hatten aber nicht<lb/> Zeit, dieſe Grabſtätte des ausgeſtorbenen Stammes der Atures<lb/> zu beſuchen. Wir bedauerten dies um ſo mehr, da Pater<lb/> Zea nicht müde wurde, uns von den mit Onoto bemalten<lb/> Skeletten in der Höhle, von den großen Gefäßen aus ge-<lb/> brannter Erde, in welchen je die Gebeine einer Familie zu<lb/> liegen ſcheinen, und von vielen anderen merkwürdigen Dingen<lb/> zu erzählen, ſo daß wir uns vornahmen, dieſelben auf der<lb/> Rückreiſe vom Rio Negro in Augenſchein zu nehmen. „Sie<lb/> werden es kaum glauben,“ ſagte der Miſſionär, „daß dieſe<lb/> Gerippe, dieſe bemalten Töpfe, dieſe Dinge, von denen wir<lb/> meinten, kein Menſch in der Welt wiſſe davon, mir und meinem<lb/> Nachbar, dem Miſſionär von Carichana, Unglück gebracht<lb/> haben. Sie haben geſehen, wie elend ich in den Raudales<lb/> lebe, von den Moskiten gefreſſen, oft nicht einmal Bananen<lb/> und Maniok im Hauſe! Und dennoch habe ich Neider in<lb/> dieſem Lande gefunden. Ein Weißer, der auf den Weiden<lb/> zwiſchen dem Meta und dem Apure lebt, hat kürzlich der<lb/><hi rendition="#g">Audiencia</hi> in Caracas die Anzeige gemacht, ich habe einen<lb/> Schatz, den ich mit dem Miſſionär von Carichana gefunden,<lb/> <fw place="bottom" type="sig">A. v. <hi rendition="#g">Humboldt</hi>, Reiſe. <hi rendition="#aq">III.</hi> 11</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[161]/0169]
Einundzwanzigſtes Kapitel.
Der Raudal von Garcita. — Maypures. — Die Katarakte von
Quituna. — Der Einfluß des Vichada und Zama. — Der Fels
Aricagua. — Siquita.
Unſere Piroge lag im Puerto de Arriba, oberhalb
des Katarakts von Atures, dem Einfluß des Rio Cataniapo
gegenüber; wir brachen dahin auf. Auf dem ſchmalen Wege,
der zum Landungsplatze führt, ſahen wir den Pik Uniana
zum letztenmal. Er erſchien wie eine über dem Horizont der
Ebenen aufſteigende Wolke. Die Guahibosindianer ziehen
am Fuße dieſer Gebirge umher und gehen bis zum Rio
Vichada. Man zeigte uns von weitem rechts vom Fluſſe die
Felſen bei der Höhle von Ataruipe; wir hatten aber nicht
Zeit, dieſe Grabſtätte des ausgeſtorbenen Stammes der Atures
zu beſuchen. Wir bedauerten dies um ſo mehr, da Pater
Zea nicht müde wurde, uns von den mit Onoto bemalten
Skeletten in der Höhle, von den großen Gefäßen aus ge-
brannter Erde, in welchen je die Gebeine einer Familie zu
liegen ſcheinen, und von vielen anderen merkwürdigen Dingen
zu erzählen, ſo daß wir uns vornahmen, dieſelben auf der
Rückreiſe vom Rio Negro in Augenſchein zu nehmen. „Sie
werden es kaum glauben,“ ſagte der Miſſionär, „daß dieſe
Gerippe, dieſe bemalten Töpfe, dieſe Dinge, von denen wir
meinten, kein Menſch in der Welt wiſſe davon, mir und meinem
Nachbar, dem Miſſionär von Carichana, Unglück gebracht
haben. Sie haben geſehen, wie elend ich in den Raudales
lebe, von den Moskiten gefreſſen, oft nicht einmal Bananen
und Maniok im Hauſe! Und dennoch habe ich Neider in
dieſem Lande gefunden. Ein Weißer, der auf den Weiden
zwiſchen dem Meta und dem Apure lebt, hat kürzlich der
Audiencia in Caracas die Anzeige gemacht, ich habe einen
Schatz, den ich mit dem Miſſionär von Carichana gefunden,
A. v. Humboldt, Reiſe. III. 11
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |