Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 3. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860.denen, die sich von der Hochebene von Cundiamarca und den Heutzutage geht die schwache Kultur, wie die spanischen denen, die ſich von der Hochebene von Cundiamarca und den Heutzutage geht die ſchwache Kultur, wie die ſpaniſchen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0187" n="179"/> denen, die ſich von der Hochebene von Cundiamarca und den<lb/> Gebirgen von Cayenne gegen das Atlantiſche Meer ausbreiten,<lb/> und denen, die von den Anden von Neuſpanien gegen die<lb/> Alleghanies hinſtreichen. In der Kultur vorgeſchrittene Völker,<lb/> deren Spuren uns am Ufer des Sees Teguyo und in den<lb/> Caſas grandes am Rio Gila entgegentreten, mochten einzelne<lb/> Stämme gegen Oſt in die offenen Fluren am Miſſouri und<lb/> Ohio vorſchieben, wo das Klima nicht viel anders iſt als in<lb/> Neumexiko; aber in Südamerika, wo die große Völkerſtrö-<lb/> mung von Nord nach Süd ging, konnten Menſchen, die ſchon<lb/> ſo lange auf dem Rücken der tropiſchen Kordilleren einer<lb/> milden Temperatur genoſſen, keine Luſt haben, in die glühend<lb/> heißen, mit Urwald bedeckten, periodiſch von den Flüſſen über-<lb/> ſchwemmten Ebenen niederzuſteigen. Man ſieht leicht, wie in<lb/> der heißen Zone die Ueberfülle des Pflanzenwuchſes, die Be-<lb/> ſchaffenheit von Boden und Klima die Wanderungen der Ein-<lb/> geborenen in ſtarken Haufen beſchränkten, Niederlaſſungen, die<lb/> eines weiten, freien Raumes bedürfen, nicht aufkommen ließen,<lb/> das Elend und die Verſunkenheit der vereinzelten Horden<lb/> verewigten.</p><lb/> <p>Heutzutage geht die ſchwache Kultur, wie die ſpaniſchen<lb/> Mönche ſie eingeführt, wieder rückwärts. Pater Gili berichtet,<lb/> zur Zeit der Grenzexpedition habe der Ackerkau am Orinoko<lb/> angefangen Fortſchritte zu machen; das Vieh, beſonders die<lb/> Ziegen hatten ſich in Maypures bedeutend vermehrt. Wir<lb/> haben weder in dieſer Miſſion, noch ſonſt in einem Dorfe<lb/> am Orinoko mehr welche angetroffen; die Tiger haben die<lb/> Ziegen gefreſſen. Nur die ſchwarzen und weißen Schweine<lb/> (letztere heißen franzöſiſche Schweine, <hi rendition="#aq">puercos franceses,</hi> weil<lb/> man glaubt, ſie ſeien von den Antillen gekommen) haben<lb/> trotz der reißenden Tiere ausgedauert. Mit großem Intereſſe<lb/> ſahen wir um die Hütten der Indianer <hi rendition="#g">Guacamayas</hi> oder<lb/> zahme Ara, die auf den Feldern herumflogen wie bei uns<lb/> die Tauben. Es iſt dies die größte und prächtigſte Papa-<lb/> geienart mit nicht gefiederten Wangen, die wir auf unſeren<lb/> Reiſen angetroffen. Sie mißt mit dem Schwanz 72 <hi rendition="#aq">cm</hi>, und<lb/> wir haben ſie auch am Atabapo, Temi und Rio Negro gefun-<lb/> den. Das Fleiſch des <hi rendition="#g">Cahuei</hi> — ſo heißt hier der Vogel —<lb/> das häufig gegeſſen wird, iſt ſchwarz und etwas hart. Dieſe<lb/> Ara, deren Gefieder in den brennendſten Farben, purpurrot,<lb/> blau und gelb ſchimmert, ſind eine große Zierde der india-<lb/> niſchen Hühnerhöfe. Sie ſtehen an Pracht den Pfauen, Gold-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [179/0187]
denen, die ſich von der Hochebene von Cundiamarca und den
Gebirgen von Cayenne gegen das Atlantiſche Meer ausbreiten,
und denen, die von den Anden von Neuſpanien gegen die
Alleghanies hinſtreichen. In der Kultur vorgeſchrittene Völker,
deren Spuren uns am Ufer des Sees Teguyo und in den
Caſas grandes am Rio Gila entgegentreten, mochten einzelne
Stämme gegen Oſt in die offenen Fluren am Miſſouri und
Ohio vorſchieben, wo das Klima nicht viel anders iſt als in
Neumexiko; aber in Südamerika, wo die große Völkerſtrö-
mung von Nord nach Süd ging, konnten Menſchen, die ſchon
ſo lange auf dem Rücken der tropiſchen Kordilleren einer
milden Temperatur genoſſen, keine Luſt haben, in die glühend
heißen, mit Urwald bedeckten, periodiſch von den Flüſſen über-
ſchwemmten Ebenen niederzuſteigen. Man ſieht leicht, wie in
der heißen Zone die Ueberfülle des Pflanzenwuchſes, die Be-
ſchaffenheit von Boden und Klima die Wanderungen der Ein-
geborenen in ſtarken Haufen beſchränkten, Niederlaſſungen, die
eines weiten, freien Raumes bedürfen, nicht aufkommen ließen,
das Elend und die Verſunkenheit der vereinzelten Horden
verewigten.
Heutzutage geht die ſchwache Kultur, wie die ſpaniſchen
Mönche ſie eingeführt, wieder rückwärts. Pater Gili berichtet,
zur Zeit der Grenzexpedition habe der Ackerkau am Orinoko
angefangen Fortſchritte zu machen; das Vieh, beſonders die
Ziegen hatten ſich in Maypures bedeutend vermehrt. Wir
haben weder in dieſer Miſſion, noch ſonſt in einem Dorfe
am Orinoko mehr welche angetroffen; die Tiger haben die
Ziegen gefreſſen. Nur die ſchwarzen und weißen Schweine
(letztere heißen franzöſiſche Schweine, puercos franceses, weil
man glaubt, ſie ſeien von den Antillen gekommen) haben
trotz der reißenden Tiere ausgedauert. Mit großem Intereſſe
ſahen wir um die Hütten der Indianer Guacamayas oder
zahme Ara, die auf den Feldern herumflogen wie bei uns
die Tauben. Es iſt dies die größte und prächtigſte Papa-
geienart mit nicht gefiederten Wangen, die wir auf unſeren
Reiſen angetroffen. Sie mißt mit dem Schwanz 72 cm, und
wir haben ſie auch am Atabapo, Temi und Rio Negro gefun-
den. Das Fleiſch des Cahuei — ſo heißt hier der Vogel —
das häufig gegeſſen wird, iſt ſchwarz und etwas hart. Dieſe
Ara, deren Gefieder in den brennendſten Farben, purpurrot,
blau und gelb ſchimmert, ſind eine große Zierde der india-
niſchen Hühnerhöfe. Sie ſtehen an Pracht den Pfauen, Gold-
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