Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 3. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860.fasanen, Pauxi und Alector nicht nach. Die Sitte, Papa- Beim kleinen Dorfe Maypures wächst ein prächtiger, Das Wetter war astronomischen Beobachtungen nicht faſanen, Pauxi und Alector nicht nach. Die Sitte, Papa- Beim kleinen Dorfe Maypures wächſt ein prächtiger, Das Wetter war aſtronomiſchen Beobachtungen nicht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0188" n="180"/> faſanen, Pauxi und Alector nicht nach. Die Sitte, Papa-<lb/> geien, Vögel aus einer dem Hühnergeſchlecht ſo ferne ſtehenden<lb/> Familie aufzuziehen, war ſchon Chriſtoph Kolumbus aufge-<lb/> fallen. Gleich bei der Entdeckung Amerikas hatte er beobachtet,<lb/> daß die Eingeborenen auf den Antillen ſtatt Hühner Ara<lb/> oder große Papageien aßen.</p><lb/> <p>Beim kleinen Dorfe Maypures wächſt ein prächtiger,<lb/> über 20 <hi rendition="#aq">m</hi> hoher Baum, den die Koloniſten Fruta de Burro<lb/> nennen. Es iſt eine neue Gattung <hi rendition="#aq">Unona,</hi> die den Habitus<lb/> von Aublets <hi rendition="#aq">Uvaria Zeylandica</hi> hat und die ich früher <hi rendition="#aq">Uvaria<lb/> febrifuga</hi> benannt hatte. Ihre Zweige ſind gerade und ſtehen<lb/> pyramidaliſch aufwärts, faſt wie bei der Pappel vom Miſ-<lb/> ſiſſippi, fälſchlich italieniſche Pappel genannt. Der Baum iſt<lb/> berühmt, weil ſeine aromatiſchen Früchte, als Aufguß ge-<lb/> braucht, ein wirkſames Fiebermittel ſind. Die armen Miſ-<lb/> ſionäre am Orinoko, die den größten Teil des Jahres am<lb/> dreitägigen Fieber leiden, reiſen nicht leicht, ohne ein Säck-<lb/> chen mit Frutas de Burro bei ſich zu führen. Unter den<lb/> Tropen braucht man meiſt lieber aromatiſche Mittel, z. B.<lb/> ſehr ſtarken Kaffee, Croton Cascarilla oder die Fruchthülle<lb/> unſerer Unona, als die adſtringierenden Rinden der Cin-<lb/> chona und der <hi rendition="#aq">Bonplandia trifoliata,</hi> welche letztere die China<lb/> von Angoſtura iſt. Das amerikaniſche Volk hat ein tief wur-<lb/> zelndes Vorurteil gegen den Gebrauch der verſchiedenen China-<lb/> arten, und in dem Lande, wo dieſes herrliche Heilmittel wächſt,<lb/> ſucht man die Fieber durch Aufgüſſe von <hi rendition="#aq">Scoparia dulcis</hi> <hi rendition="#g">ab-<lb/> zuſchneiden</hi>, oder auch durch warme Limonade aus Zucker<lb/> und der kleinen wilden Zitrone, deren Rinde öligt und aro-<lb/> matiſch zugleich iſt.</p><lb/> <p>Das Wetter war aſtronomiſchen Beobachtungen nicht<lb/> günſtig; indeſſen erhielt ich doch am 20. April eine gute<lb/> Reihe korreſpondierender Sonnenhöhen, nach denen der Chrono-<lb/> meter für die Miſſion Maypures 70° 37′ 33″ Länge ergab;<lb/> die Breite wurde durch Beobachtung eines Sternes gegen<lb/> Norden gleich 5° 13′ 57″ gefunden. Die neueſten Karten<lb/> ſind in der Länge um ½°, in der Breite um ¼° unrichtig.<lb/> Wie mühſam und qualvoll dieſe nächtlichen Beobachtungen<lb/> waren, vermöchte ich kaum zu beſchreiben. Nirgends war die<lb/> Moskitowolke ſo dick wie hier. Sie bildete ein paar Fuß<lb/> über dem Boden gleichſam eine eigene Schicht und wurde<lb/> immer dichter, je näher man gegen den künſtlichen Horizont<lb/> hinleuchtete. Die meiſten Einwohner von Maypures gehen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [180/0188]
faſanen, Pauxi und Alector nicht nach. Die Sitte, Papa-
geien, Vögel aus einer dem Hühnergeſchlecht ſo ferne ſtehenden
Familie aufzuziehen, war ſchon Chriſtoph Kolumbus aufge-
fallen. Gleich bei der Entdeckung Amerikas hatte er beobachtet,
daß die Eingeborenen auf den Antillen ſtatt Hühner Ara
oder große Papageien aßen.
Beim kleinen Dorfe Maypures wächſt ein prächtiger,
über 20 m hoher Baum, den die Koloniſten Fruta de Burro
nennen. Es iſt eine neue Gattung Unona, die den Habitus
von Aublets Uvaria Zeylandica hat und die ich früher Uvaria
febrifuga benannt hatte. Ihre Zweige ſind gerade und ſtehen
pyramidaliſch aufwärts, faſt wie bei der Pappel vom Miſ-
ſiſſippi, fälſchlich italieniſche Pappel genannt. Der Baum iſt
berühmt, weil ſeine aromatiſchen Früchte, als Aufguß ge-
braucht, ein wirkſames Fiebermittel ſind. Die armen Miſ-
ſionäre am Orinoko, die den größten Teil des Jahres am
dreitägigen Fieber leiden, reiſen nicht leicht, ohne ein Säck-
chen mit Frutas de Burro bei ſich zu führen. Unter den
Tropen braucht man meiſt lieber aromatiſche Mittel, z. B.
ſehr ſtarken Kaffee, Croton Cascarilla oder die Fruchthülle
unſerer Unona, als die adſtringierenden Rinden der Cin-
chona und der Bonplandia trifoliata, welche letztere die China
von Angoſtura iſt. Das amerikaniſche Volk hat ein tief wur-
zelndes Vorurteil gegen den Gebrauch der verſchiedenen China-
arten, und in dem Lande, wo dieſes herrliche Heilmittel wächſt,
ſucht man die Fieber durch Aufgüſſe von Scoparia dulcis ab-
zuſchneiden, oder auch durch warme Limonade aus Zucker
und der kleinen wilden Zitrone, deren Rinde öligt und aro-
matiſch zugleich iſt.
Das Wetter war aſtronomiſchen Beobachtungen nicht
günſtig; indeſſen erhielt ich doch am 20. April eine gute
Reihe korreſpondierender Sonnenhöhen, nach denen der Chrono-
meter für die Miſſion Maypures 70° 37′ 33″ Länge ergab;
die Breite wurde durch Beobachtung eines Sternes gegen
Norden gleich 5° 13′ 57″ gefunden. Die neueſten Karten
ſind in der Länge um ½°, in der Breite um ¼° unrichtig.
Wie mühſam und qualvoll dieſe nächtlichen Beobachtungen
waren, vermöchte ich kaum zu beſchreiben. Nirgends war die
Moskitowolke ſo dick wie hier. Sie bildete ein paar Fuß
über dem Boden gleichſam eine eigene Schicht und wurde
immer dichter, je näher man gegen den künſtlichen Horizont
hinleuchtete. Die meiſten Einwohner von Maypures gehen
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