Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 3. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860.amerikanischen Völkern vorkommt) brachten dem Pater Fritz Diese meine Untersuchungen führen zum allgemeinen amerikaniſchen Völkern vorkommt) brachten dem Pater Fritz Dieſe meine Unterſuchungen führen zum allgemeinen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0263" n="255"/> amerikaniſchen Völkern vorkommt) brachten dem Pater Fritz<lb/> im Jahre 1687 viele Blätter geſchlagenen Goldes. Dieſe<lb/> Nation, deren Namen noch heute am Urarira zwiſchen Lama-<lb/> longa und Moreira bekannt iſt, ſaß am Jurubeſh (Yurubech,<lb/> Yurubets). La Condamine ſagt mit Recht, dieſes Meſopo-<lb/> tamien zwiſchen dem Caqueta, dem Rio Negro, dem Juru-<lb/> beſh und dem Iquiare ſei der erſte Schauplatz des Dorado.<lb/> Wo ſoll man aber die Namen Jurubeſh und Iquiare der<lb/> Patres Acuña und Fritz ſuchen? Ich glaube ſie in den<lb/> Flüſſen Urubaxi und Iguari der handſchriftlichen portugieſi-<lb/> ſchen Karten wieder zu finden, die ich beſitze und die im hydro-<lb/> graphiſchen Depot zu Rio Janeiro gezeichnet wurden. Seit<lb/> vielen Jahren habe ich nach den älteſten Karten und einem<lb/> anſehnlichen, von mir geſammelten, nicht veröffentlichten Ma-<lb/> terial mit anhaltendem Eifer Unterſuchungen über die Geo-<lb/> graphie Südamerikas nördlich vom Amazonenſtrom angeſtellt.<lb/> Da ich meinem Werke den Charakter eines wiſſenſchaftlichen<lb/> Werkes bewahren möchte, darf ich mich nicht ſcheuen, von<lb/> Gegenſtänden zu handeln, über die ich hoffen kann einiges<lb/> Licht zu verbreiten, nämlich von den Quellen des Rio Negro<lb/> und des Orinoko, von der Verbindung dieſer Flüſſe mit dem<lb/> Amazonenſtrom, und vom Problem vom Goldlande, das den<lb/> Bewohnern der Neuen Welt ſo viel Blut und ſo viel Thränen<lb/> gekoſtet hat. Ich werde dieſe Fragen nacheinander behandeln,<lb/> wie ich in meinem Reiſetagebuche an die Orte komme, wo ſie<lb/> von den Einwohnern ſelbſt am lebhafteſten beſprochen werden.<lb/> Da ich aber ſehr ins Einzelne gehen müßte, wenn ich alle<lb/> Beweiſe für meine Aufſtellungen beibringen wollte, ſo be-<lb/> ſchränke ich mich hier darauf, die hauptſächlichſten Ergebniſſe<lb/> mitzuteilen, und verſchiebe die weitere Ausführung auf die<lb/><hi rendition="#aq">„Analyse des Cartes“</hi> und den <hi rendition="#aq">„Essai sur la géographie<lb/> astronomique du Nouveau-Continent“,</hi> welche den geogra-<lb/> phiſchen Atlas eröffnen ſollen.</p><lb/> <p>Dieſe meine Unterſuchungen führen zum allgemeinen<lb/> Schluß, daß die Natur bei der Verteilung fließender Gewäſſer<lb/> auf der Erdoberfläche, wie beim Bau der organiſchen Körper,<lb/> lange nicht nach einem ſo verwickelten Plane verfahren iſt,<lb/> als man unter dem Einfluß unbeſtimmter Anſchauungen und<lb/> des Hangs zum Wunderbaren geglaubt hat. Es geht auch<lb/> daraus hervor, daß alle jene Anomalieen, alle jene Ausnahmen<lb/> von den Geſetzen der Hydrographie, die im Inneren Amerikas<lb/> vorkommen, nur ſcheinbar ſind; daß in der Alten Welt beim<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [255/0263]
amerikaniſchen Völkern vorkommt) brachten dem Pater Fritz
im Jahre 1687 viele Blätter geſchlagenen Goldes. Dieſe
Nation, deren Namen noch heute am Urarira zwiſchen Lama-
longa und Moreira bekannt iſt, ſaß am Jurubeſh (Yurubech,
Yurubets). La Condamine ſagt mit Recht, dieſes Meſopo-
tamien zwiſchen dem Caqueta, dem Rio Negro, dem Juru-
beſh und dem Iquiare ſei der erſte Schauplatz des Dorado.
Wo ſoll man aber die Namen Jurubeſh und Iquiare der
Patres Acuña und Fritz ſuchen? Ich glaube ſie in den
Flüſſen Urubaxi und Iguari der handſchriftlichen portugieſi-
ſchen Karten wieder zu finden, die ich beſitze und die im hydro-
graphiſchen Depot zu Rio Janeiro gezeichnet wurden. Seit
vielen Jahren habe ich nach den älteſten Karten und einem
anſehnlichen, von mir geſammelten, nicht veröffentlichten Ma-
terial mit anhaltendem Eifer Unterſuchungen über die Geo-
graphie Südamerikas nördlich vom Amazonenſtrom angeſtellt.
Da ich meinem Werke den Charakter eines wiſſenſchaftlichen
Werkes bewahren möchte, darf ich mich nicht ſcheuen, von
Gegenſtänden zu handeln, über die ich hoffen kann einiges
Licht zu verbreiten, nämlich von den Quellen des Rio Negro
und des Orinoko, von der Verbindung dieſer Flüſſe mit dem
Amazonenſtrom, und vom Problem vom Goldlande, das den
Bewohnern der Neuen Welt ſo viel Blut und ſo viel Thränen
gekoſtet hat. Ich werde dieſe Fragen nacheinander behandeln,
wie ich in meinem Reiſetagebuche an die Orte komme, wo ſie
von den Einwohnern ſelbſt am lebhafteſten beſprochen werden.
Da ich aber ſehr ins Einzelne gehen müßte, wenn ich alle
Beweiſe für meine Aufſtellungen beibringen wollte, ſo be-
ſchränke ich mich hier darauf, die hauptſächlichſten Ergebniſſe
mitzuteilen, und verſchiebe die weitere Ausführung auf die
„Analyse des Cartes“ und den „Essai sur la géographie
astronomique du Nouveau-Continent“, welche den geogra-
phiſchen Atlas eröffnen ſollen.
Dieſe meine Unterſuchungen führen zum allgemeinen
Schluß, daß die Natur bei der Verteilung fließender Gewäſſer
auf der Erdoberfläche, wie beim Bau der organiſchen Körper,
lange nicht nach einem ſo verwickelten Plane verfahren iſt,
als man unter dem Einfluß unbeſtimmter Anſchauungen und
des Hangs zum Wunderbaren geglaubt hat. Es geht auch
daraus hervor, daß alle jene Anomalieen, alle jene Ausnahmen
von den Geſetzen der Hydrographie, die im Inneren Amerikas
vorkommen, nur ſcheinbar ſind; daß in der Alten Welt beim
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