Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 3. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860.man ihnen die Form der der Länge nach durchbohrten und Aus dem hier Angeführten erhellt, daß der Amazonen- 1 Punamustein, Jade axinien. Die Steinäxte, die man in Amerika, z. B. in Mexiko, findet, sind kein Beilstein, sondern dichter Feldspat. 2 Jade de Saussure nach Brongniarts System, Jade tenace
und Feldspat compacte tenace nach Haüy, einige Varietäten des Varioliths nach Werner. man ihnen die Form der der Länge nach durchbohrten und Aus dem hier Angeführten erhellt, daß der Amazonen- 1 Punamuſtein, Jade axinien. Die Steinäxte, die man in Amerika, z. B. in Mexiko, findet, ſind kein Beilſtein, ſondern dichter Feldſpat. 2 Jade de Saussure nach Brongniarts Syſtem, Jade tenace
und Feldspat compacte tenace nach Haüy, einige Varietäten des Varioliths nach Werner. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0295" n="287"/> man ihnen die Form der der Länge nach durchbohrten und<lb/> mit Inſchriften und Bildwerk bedeckten perſepolitaniſchen Cy-<lb/> linder. Aber nicht die heutigen Indianer, nicht dieſe ſo tief<lb/> verſunkenen Eingeborenen am Orinoko und Amazonenſtrom<lb/> haben ſo harte Körper burchbohrt und Figuren von Tieren<lb/> und Früchten daraus geſchnitten. Dergleichen Arbeiten, wie<lb/> auch die durchbohrten und geſchnittenen Smaragde, die in den<lb/> Kordilleren von Neugranada und Quito vorkommen, weiſen<lb/> auf eine frühere Kultur zurück. Die gegenwärtigen Bewohner<lb/> dieſer Länder, beſonders der heißen Zone, haben ſo wenig einen<lb/> Begriff davon, wie man harte Steine (Smaragd, Nephrit,<lb/> dichten Feldſpat und Bergkriſtall) ſchneiden kann, daß ſie<lb/> ſich vorſtellen, der „grüne Stein“ komme urſprünglich weich<lb/> aus dem Boden und werde erſt hart, nachdem er bearbeitet<lb/> worden.</p><lb/> <p>Aus dem hier Angeführten erhellt, daß der Amazonen-<lb/> ſtein nicht im Thale des Amazonenſtromes ſelbſt vorkommt<lb/> und daß er keineswegs von dieſem Fluſſe den Namen hat,<lb/> ſondern, wie dieſer ſelbſt, von einem Volke kriegeriſcher Weiber,<lb/> welche Pater Acuña und Oviedo in ſeinem Brief an den<lb/> Kardinal Bembo mit den Amazonen der Alten Welt vergleichen.<lb/> Was man in unſeren Sammlungen unter dem falſchen Namen<lb/> „Amazonenſtein“ ſieht, iſt weder Nephrit noch dichter Feld-<lb/> ſpat, ſondern gemeiner apfelgrüner Feldſpat, der vom Ural<lb/> am Onegaſee in Rußland kommt und den ich im Granitgebirge<lb/> von Guyana niemals geſehen habe. Zuweilen verwechſelt<lb/> man auch mit dem ſo ſeltenen und ſo harten Amazonenſtein<lb/> Werners <hi rendition="#g">Beilſtein</hi>,<note place="foot" n="1">Punamuſtein, <hi rendition="#aq">Jade axinien.</hi> Die Steinäxte, die man in<lb/> Amerika, z. B. in Mexiko, findet, ſind kein Beilſtein, ſondern dichter<lb/> Feldſpat.</note> der lange nicht ſo zäh iſt. Das<lb/> Mineral, das ich aus der Hand der Indianer habe, iſt zum<lb/><hi rendition="#g">Sauſſurit</hi><note place="foot" n="2"><hi rendition="#aq">Jade de Saussure</hi> nach Brongniarts Syſtem, <hi rendition="#aq">Jade tenace</hi><lb/> und <hi rendition="#aq">Feldspat compacte tenace</hi> nach Haüy, einige Varietäten des<lb/> Varioliths nach Werner.</note> zu ſtellen, zum eigentlichen Nephrit, der ſich<lb/> oryktognoſtiſch dem dichten Feldſpat nähert und ein Beſtand-<lb/> teil des <hi rendition="#g">Verde de Corſica</hi> oder des Gabbro iſt. Er<lb/> nimmt eine ſchöne Politur an und geht vom Apfelgrünen ins<lb/> Smaragdgrüne über; er iſt an den Rändern durchſcheinend,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [287/0295]
man ihnen die Form der der Länge nach durchbohrten und
mit Inſchriften und Bildwerk bedeckten perſepolitaniſchen Cy-
linder. Aber nicht die heutigen Indianer, nicht dieſe ſo tief
verſunkenen Eingeborenen am Orinoko und Amazonenſtrom
haben ſo harte Körper burchbohrt und Figuren von Tieren
und Früchten daraus geſchnitten. Dergleichen Arbeiten, wie
auch die durchbohrten und geſchnittenen Smaragde, die in den
Kordilleren von Neugranada und Quito vorkommen, weiſen
auf eine frühere Kultur zurück. Die gegenwärtigen Bewohner
dieſer Länder, beſonders der heißen Zone, haben ſo wenig einen
Begriff davon, wie man harte Steine (Smaragd, Nephrit,
dichten Feldſpat und Bergkriſtall) ſchneiden kann, daß ſie
ſich vorſtellen, der „grüne Stein“ komme urſprünglich weich
aus dem Boden und werde erſt hart, nachdem er bearbeitet
worden.
Aus dem hier Angeführten erhellt, daß der Amazonen-
ſtein nicht im Thale des Amazonenſtromes ſelbſt vorkommt
und daß er keineswegs von dieſem Fluſſe den Namen hat,
ſondern, wie dieſer ſelbſt, von einem Volke kriegeriſcher Weiber,
welche Pater Acuña und Oviedo in ſeinem Brief an den
Kardinal Bembo mit den Amazonen der Alten Welt vergleichen.
Was man in unſeren Sammlungen unter dem falſchen Namen
„Amazonenſtein“ ſieht, iſt weder Nephrit noch dichter Feld-
ſpat, ſondern gemeiner apfelgrüner Feldſpat, der vom Ural
am Onegaſee in Rußland kommt und den ich im Granitgebirge
von Guyana niemals geſehen habe. Zuweilen verwechſelt
man auch mit dem ſo ſeltenen und ſo harten Amazonenſtein
Werners Beilſtein, 1 der lange nicht ſo zäh iſt. Das
Mineral, das ich aus der Hand der Indianer habe, iſt zum
Sauſſurit 2 zu ſtellen, zum eigentlichen Nephrit, der ſich
oryktognoſtiſch dem dichten Feldſpat nähert und ein Beſtand-
teil des Verde de Corſica oder des Gabbro iſt. Er
nimmt eine ſchöne Politur an und geht vom Apfelgrünen ins
Smaragdgrüne über; er iſt an den Rändern durchſcheinend,
1 Punamuſtein, Jade axinien. Die Steinäxte, die man in
Amerika, z. B. in Mexiko, findet, ſind kein Beilſtein, ſondern dichter
Feldſpat.
2 Jade de Saussure nach Brongniarts Syſtem, Jade tenace
und Feldspat compacte tenace nach Haüy, einige Varietäten des
Varioliths nach Werner.
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