Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 4. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860.auseinandergesetzt, wie wichtig die vier Flüsse sind, die von Am 11. Juni landeten wir, um Sonnenhöhen aufzu- auseinandergeſetzt, wie wichtig die vier Flüſſe ſind, die von Am 11. Juni landeten wir, um Sonnenhöhen aufzu- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0154" n="146"/> auseinandergeſetzt, wie wichtig die vier Flüſſe ſind, die von<lb/> den Gebirgen der Parime in den Orinoko gehen. In der<lb/> Nähe der Mündung des Caura, zwiſchen den Dörfern San<lb/> Pedro de Alcantara und San Francisco de Aripao, bildete<lb/> ſich im Jahre 1792 durch einen Erdfall und infolge eines<lb/> Erdbebens ein kleiner See von 580 <hi rendition="#aq">m</hi> Durchmeſſer. Ein<lb/> Stück Wald bei Aripao ſenkte ſich 26 bis 32 <hi rendition="#aq">m</hi> unter das<lb/> Niveau des anſtoßenden Bodens. Die Bäume blieben mehrere<lb/> Monate grün; man glaubte ſogar, manche haben unter Waſſer<lb/> Blätter getrieben. Dieſe Erſcheinung verdient um ſo mehr<lb/> Beachtung, da der Boden dort wahrſcheinlich Granit iſt. Ich<lb/> bezweifle, daß die ſekundären Formationen der Llanos ſich<lb/> ſüdwärts bis zum Thale des Caura erſtrecken.</p><lb/> <p>Am 11. Juni landeten wir, um Sonnenhöhen aufzu-<lb/> nehmen, am rechten Orinokoufer beim <hi rendition="#g">Puerto de los<lb/> Frailes</hi>, 13,5 <hi rendition="#aq">km</hi> oberhalb <hi rendition="#g">Ciudad de la Piedra</hi>. Der<lb/> Punkt liegt unter 67° 26′ 20″ der Länge oder 1° 41′ oſt-<lb/> wärts vom Einfluß des Apure. Weiterhin zwiſchen den<lb/> Villas de la Piedra und Muitaco oder Real Corona kommt<lb/> der <hi rendition="#g">Torno</hi> und der <hi rendition="#g">Höllenſchlund</hi>, zwei Punkte, die früher<lb/> von den Schiffern gefürchtet wurden. Der Orinoko ändert<lb/> auf einmal ſeine Richtung; er fließt anfangs nach Oſt, dann<lb/> nach Nord-Nord-Weſt und endlich wieder nach Oſt. Etwas<lb/> oberhalb des Caño Marapiche, der am nördlichen Ufer her-<lb/> einkommt, teilt eine ſehr lange Inſel den Fluß in zwei Arme.<lb/> Wir fuhren ohne Schwierigkeit ſüdwärts an derſelben vorbei;<lb/> gegen Norden bildet eine Reihe kleiner, bei hohem Waſſer<lb/> halb bedeckter Felſen Wirbel und Stromſchnellen. Dies heißt<lb/> nun <hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">Boca del Infierno</hi></hi> und der <hi rendition="#g">Raudal von Camiſeta</hi>.<lb/> Durch Diego de Ordaz’ (1531) und Alonzo de Herreras (1535)<lb/> erſte Expeditionen wurde dieſe Stromſperre vielberufen. Die<lb/> großen Katarakte von Atures und Maypures kannte man<lb/> nicht und mit den plumpen Fahrzeugen <hi rendition="#aq">(Vergantines)</hi>, mit<lb/> denen man eigenſinnig den Strom hinauf wollte, war ſehr<lb/> ſchwer über die Stromſchnellen zu kommen. Gegenwärtig<lb/> fährt man den Orinoko zu jeder Jahreszeit von der Mün-<lb/> dung bis zum Einfluſſe des Apure und des Meta ohne Be-<lb/> ſorgnis auf und ab. Die einzigen Fälle auf dieſer Strecke<lb/> ſind die beim Torno oder Camiſeta, bei Marimara und bei<lb/> Cariven oder Carichana Vieja. Keines dieſer drei Hinder-<lb/> niſſe iſt zu fürchten, wenn man erfahrene indianiſche Steuer-<lb/> leute hat. Ich gehe auf dieſe hydrographiſchen Angaben darum<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [146/0154]
auseinandergeſetzt, wie wichtig die vier Flüſſe ſind, die von
den Gebirgen der Parime in den Orinoko gehen. In der
Nähe der Mündung des Caura, zwiſchen den Dörfern San
Pedro de Alcantara und San Francisco de Aripao, bildete
ſich im Jahre 1792 durch einen Erdfall und infolge eines
Erdbebens ein kleiner See von 580 m Durchmeſſer. Ein
Stück Wald bei Aripao ſenkte ſich 26 bis 32 m unter das
Niveau des anſtoßenden Bodens. Die Bäume blieben mehrere
Monate grün; man glaubte ſogar, manche haben unter Waſſer
Blätter getrieben. Dieſe Erſcheinung verdient um ſo mehr
Beachtung, da der Boden dort wahrſcheinlich Granit iſt. Ich
bezweifle, daß die ſekundären Formationen der Llanos ſich
ſüdwärts bis zum Thale des Caura erſtrecken.
Am 11. Juni landeten wir, um Sonnenhöhen aufzu-
nehmen, am rechten Orinokoufer beim Puerto de los
Frailes, 13,5 km oberhalb Ciudad de la Piedra. Der
Punkt liegt unter 67° 26′ 20″ der Länge oder 1° 41′ oſt-
wärts vom Einfluß des Apure. Weiterhin zwiſchen den
Villas de la Piedra und Muitaco oder Real Corona kommt
der Torno und der Höllenſchlund, zwei Punkte, die früher
von den Schiffern gefürchtet wurden. Der Orinoko ändert
auf einmal ſeine Richtung; er fließt anfangs nach Oſt, dann
nach Nord-Nord-Weſt und endlich wieder nach Oſt. Etwas
oberhalb des Caño Marapiche, der am nördlichen Ufer her-
einkommt, teilt eine ſehr lange Inſel den Fluß in zwei Arme.
Wir fuhren ohne Schwierigkeit ſüdwärts an derſelben vorbei;
gegen Norden bildet eine Reihe kleiner, bei hohem Waſſer
halb bedeckter Felſen Wirbel und Stromſchnellen. Dies heißt
nun Boca del Infierno und der Raudal von Camiſeta.
Durch Diego de Ordaz’ (1531) und Alonzo de Herreras (1535)
erſte Expeditionen wurde dieſe Stromſperre vielberufen. Die
großen Katarakte von Atures und Maypures kannte man
nicht und mit den plumpen Fahrzeugen (Vergantines), mit
denen man eigenſinnig den Strom hinauf wollte, war ſehr
ſchwer über die Stromſchnellen zu kommen. Gegenwärtig
fährt man den Orinoko zu jeder Jahreszeit von der Mün-
dung bis zum Einfluſſe des Apure und des Meta ohne Be-
ſorgnis auf und ab. Die einzigen Fälle auf dieſer Strecke
ſind die beim Torno oder Camiſeta, bei Marimara und bei
Cariven oder Carichana Vieja. Keines dieſer drei Hinder-
niſſe iſt zu fürchten, wenn man erfahrene indianiſche Steuer-
leute hat. Ich gehe auf dieſe hydrographiſchen Angaben darum
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