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Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 4. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860.

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platz von Caracas, und so mag eines Tages Veracruz der
Hafen von Xalapa werden. Die Fahrzeuge aus Europa und
aus den Vereinigten Staaten, die mehrere Monate in diesen
Strichen verweilen, könnten, wenn sie wollten, bis Angostura
hinauf gehen, die anderen nähmen ihre Ladung im Hafen
zunächst der Punta Barima ein, wo sich in Friedenszeit die
Magazine, die Seilerbahnen und die Werfte befänden. Zur
Deckung des Landes zwischen der Hauptstadt und dem Stapel-
platz oder dem Puerto de la Boca grande gegen einen feind-
lichen Einfall befestigte man die Ufer des Orinoko nach einem
dem Terrain angepaßten Verteidigungssystem, etwa bei Ima-
taca oder Zacupana, bei Barrancas oder San Rafael (an
der Stelle, wo der Canno Manama vom Hauptstrom abgeht),
bei Vieja Guyana, bei der Insel Faxardo (dem Einfluß des
Carony gegenüber) und beim Einfluß des Mamo. In diese
Werke, die ohne große Kosten zu beschaffen wären, flüchteten
sich auch die Kanonierschaluppen, die an den Punkten statio-
niert sind, welche die feindlichen Fahrzeuge, wenn sie gegen
die Strömung heraufsegeln, in Sicht haben müssen, um neue
Schläge zu machen. Diese Verteidigungsmittel scheinen mir
um so dringender geboten, da sie nur zu lange vernachlässigt
worden sind.1

Die Nordküsten von Südamerika sind größtenteils durch
eine Bergkette gedeckt, die von West nach Ost streichend zwi-
schen dem Uferstrich und den Llanos von Neuandalusien, Bar-
celona, Venezuela und Varinas liegt. Diese Küsten haben
die Aufmerksamkeit des Mutterlandes wohl zu ausschließlich
in Anspruch genommen: dort liegen sechs feste Plätze mit
schönem, zahlreichem Geschütz, nämlich Cartagena, San Carlos
de Maracaybo, Porto Cabello, La Guayra, der Moro de Nueva
Barcelona und Cumana. Die Ostküsten von Spanisch-Amerika,
die von Guyana und Buenos Ayres sind niedrig und ohne
Schutz; einem unternehmenden Feinde fällt es nicht schwer,
ins Innere des Landes bis zum Ostabhange der Kordilleren
von Neugranada und Chile vorzudringen. Die Richtung des

1 Man sollte es kaum glauben, daß während meines Auf-
enthaltes in Angostura die Gesamtverteidigungsmittel der Provinz
aus 7 Lanchas canoneras und 600 Mann aller Farben und Waffen-
gattungen bestanden, eingerechnet die sogenannten Garnisonen der
vier Grenzforts, der Destacamentos von Nueva Guyana, San
Carlos del Rio Negro, Guirior und Cuyuni.

platz von Caracas, und ſo mag eines Tages Veracruz der
Hafen von Xalapa werden. Die Fahrzeuge aus Europa und
aus den Vereinigten Staaten, die mehrere Monate in dieſen
Strichen verweilen, könnten, wenn ſie wollten, bis Angoſtura
hinauf gehen, die anderen nähmen ihre Ladung im Hafen
zunächſt der Punta Barima ein, wo ſich in Friedenszeit die
Magazine, die Seilerbahnen und die Werfte befänden. Zur
Deckung des Landes zwiſchen der Hauptſtadt und dem Stapel-
platz oder dem Puerto de la Boca grande gegen einen feind-
lichen Einfall befeſtigte man die Ufer des Orinoko nach einem
dem Terrain angepaßten Verteidigungsſyſtem, etwa bei Ima-
taca oder Zacupana, bei Barrancas oder San Rafael (an
der Stelle, wo der Caño Manama vom Hauptſtrom abgeht),
bei Vieja Guyana, bei der Inſel Faxardo (dem Einfluß des
Carony gegenüber) und beim Einfluß des Mamo. In dieſe
Werke, die ohne große Koſten zu beſchaffen wären, flüchteten
ſich auch die Kanonierſchaluppen, die an den Punkten ſtatio-
niert ſind, welche die feindlichen Fahrzeuge, wenn ſie gegen
die Strömung heraufſegeln, in Sicht haben müſſen, um neue
Schläge zu machen. Dieſe Verteidigungsmittel ſcheinen mir
um ſo dringender geboten, da ſie nur zu lange vernachläſſigt
worden ſind.1

Die Nordküſten von Südamerika ſind größtenteils durch
eine Bergkette gedeckt, die von Weſt nach Oſt ſtreichend zwi-
ſchen dem Uferſtrich und den Llanos von Neuandaluſien, Bar-
celona, Venezuela und Varinas liegt. Dieſe Küſten haben
die Aufmerkſamkeit des Mutterlandes wohl zu ausſchließlich
in Anſpruch genommen: dort liegen ſechs feſte Plätze mit
ſchönem, zahlreichem Geſchütz, nämlich Cartagena, San Carlos
de Maracaybo, Porto Cabello, La Guayra, der Moro de Nueva
Barcelona und Cumana. Die Oſtküſten von Spaniſch-Amerika,
die von Guyana und Buenos Ayres ſind niedrig und ohne
Schutz; einem unternehmenden Feinde fällt es nicht ſchwer,
ins Innere des Landes bis zum Oſtabhange der Kordilleren
von Neugranada und Chile vorzudringen. Die Richtung des

1 Man ſollte es kaum glauben, daß während meines Auf-
enthaltes in Angoſtura die Geſamtverteidigungsmittel der Provinz
aus 7 Lanchas canoneras und 600 Mann aller Farben und Waffen-
gattungen beſtanden, eingerechnet die ſogenannten Garniſonen der
vier Grenzforts, der Destacamentos von Nueva Guyana, San
Carlos del Rio Negro, Guirior und Cuyuni.
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[159/0167] platz von Caracas, und ſo mag eines Tages Veracruz der Hafen von Xalapa werden. Die Fahrzeuge aus Europa und aus den Vereinigten Staaten, die mehrere Monate in dieſen Strichen verweilen, könnten, wenn ſie wollten, bis Angoſtura hinauf gehen, die anderen nähmen ihre Ladung im Hafen zunächſt der Punta Barima ein, wo ſich in Friedenszeit die Magazine, die Seilerbahnen und die Werfte befänden. Zur Deckung des Landes zwiſchen der Hauptſtadt und dem Stapel- platz oder dem Puerto de la Boca grande gegen einen feind- lichen Einfall befeſtigte man die Ufer des Orinoko nach einem dem Terrain angepaßten Verteidigungsſyſtem, etwa bei Ima- taca oder Zacupana, bei Barrancas oder San Rafael (an der Stelle, wo der Caño Manama vom Hauptſtrom abgeht), bei Vieja Guyana, bei der Inſel Faxardo (dem Einfluß des Carony gegenüber) und beim Einfluß des Mamo. In dieſe Werke, die ohne große Koſten zu beſchaffen wären, flüchteten ſich auch die Kanonierſchaluppen, die an den Punkten ſtatio- niert ſind, welche die feindlichen Fahrzeuge, wenn ſie gegen die Strömung heraufſegeln, in Sicht haben müſſen, um neue Schläge zu machen. Dieſe Verteidigungsmittel ſcheinen mir um ſo dringender geboten, da ſie nur zu lange vernachläſſigt worden ſind. 1 Die Nordküſten von Südamerika ſind größtenteils durch eine Bergkette gedeckt, die von Weſt nach Oſt ſtreichend zwi- ſchen dem Uferſtrich und den Llanos von Neuandaluſien, Bar- celona, Venezuela und Varinas liegt. Dieſe Küſten haben die Aufmerkſamkeit des Mutterlandes wohl zu ausſchließlich in Anſpruch genommen: dort liegen ſechs feſte Plätze mit ſchönem, zahlreichem Geſchütz, nämlich Cartagena, San Carlos de Maracaybo, Porto Cabello, La Guayra, der Moro de Nueva Barcelona und Cumana. Die Oſtküſten von Spaniſch-Amerika, die von Guyana und Buenos Ayres ſind niedrig und ohne Schutz; einem unternehmenden Feinde fällt es nicht ſchwer, ins Innere des Landes bis zum Oſtabhange der Kordilleren von Neugranada und Chile vorzudringen. Die Richtung des 1 Man ſollte es kaum glauben, daß während meines Auf- enthaltes in Angoſtura die Geſamtverteidigungsmittel der Provinz aus 7 Lanchas canoneras und 600 Mann aller Farben und Waffen- gattungen beſtanden, eingerechnet die ſogenannten Garniſonen der vier Grenzforts, der Destacamentos von Nueva Guyana, San Carlos del Rio Negro, Guirior und Cuyuni.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 4. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_aequinoktial04_1859/167>, abgerufen am 09.11.2024.