langen Reihe von Jahren die Unterschiede im durchschnittlichen Betrage der Temperatur, der Feuchtigkeit und des Luftdruckes von Monat zu Monat ganz unbedeutend sind, und daß die Natur, trotz der häufigen partiellen Störungen, in der Reihen- folge der meteorologischen Erscheinungen einen festen Typus befolgt. Die großen Ströme sammeln die Wasser, die auf einer mehrere tausend Quadratmeilen großen Erdfläche nieder- fallen, in einen Behälter. So ungleich auch die Regenmenge sein mag, die im Laufe der Jahre in diesem oder jenem Thale fällt, auf den Wasserstand der Ströme von langem Lauf haben dergleichen lokale Wechsel so gut wie keinen Einfluß. Die Anschwellungen sind der Ausdruck des mittleren Feuch- tigkeitsstandes im ganzen Becken; sie treten Jahr für Jahr in denselben Verhältnissen auf, weil ihr Anfang und ihre Dauer eben auch vom Durchschnitt der scheinbar sehr ver- änderlichen Epochen des Eintrittes und des Endes der Regen- zeit unter den Breiten, durch welche der Hauptstrom und seine Nebenflüsse laufen, abhängig sind. Es folgt daraus, daß die periodischen Schwankungen im Wasserstande der Ströme, gerade wie die unveränderliche Temperatur der Höhlen und der Quellen, sichtbar darauf hinweisen, daß Feuchtigkeit und Wärme auf einem Striche von beträchtlichem Flächenraum von einem Jahre zum anderen regelmäßig verteilt sind. Die- selben machen starken Eindruck auf die Einbildungskraft des Volkes, wie ja Ordnung in allen Dingen überrascht, wo die ersten Ursachen schwer zu erfassen sind, wie ja die Durch- schnittstemperaturen aus einer langen Reihe von Monaten und Jahren den in Verwunderung setzen, der zum erstenmal eine Abhandlung über klimatische Verhältnisse zu Gesicht be- kommt. Ströme, die ganz in der heißen Zone liegen, zeigen in ihren periodischen Bewegungen die wundervolle Regel- mäßigkeit, die einem Erdstriche eigen ist, wo derselbe Wind fast immer Luftschichten von derselben Temperatur herführt, und wo die Deklinationsbewegung der Sonne jedes Jahr zur selben Zeit mit der elektrischen Spannung, mit dem Auf- hören der Seewinde und dem Eintritte der Regenzeit eine Störung des Gleichgewichtes verursacht. Der Orinoko, der Rio Magdalena und der Kongo oder Zaire sind die einzigen großen Ströme im Aequinoktialstriche des Erdballes, die in der Nähe des Aequators entspringen und deren Mündung in weit höherer Breite, aber noch innerhalb der Tropen liegt. Der Nil und der Rio de la Plata laufen in zwei ent-
langen Reihe von Jahren die Unterſchiede im durchſchnittlichen Betrage der Temperatur, der Feuchtigkeit und des Luftdruckes von Monat zu Monat ganz unbedeutend ſind, und daß die Natur, trotz der häufigen partiellen Störungen, in der Reihen- folge der meteorologiſchen Erſcheinungen einen feſten Typus befolgt. Die großen Ströme ſammeln die Waſſer, die auf einer mehrere tauſend Quadratmeilen großen Erdfläche nieder- fallen, in einen Behälter. So ungleich auch die Regenmenge ſein mag, die im Laufe der Jahre in dieſem oder jenem Thale fällt, auf den Waſſerſtand der Ströme von langem Lauf haben dergleichen lokale Wechſel ſo gut wie keinen Einfluß. Die Anſchwellungen ſind der Ausdruck des mittleren Feuch- tigkeitsſtandes im ganzen Becken; ſie treten Jahr für Jahr in denſelben Verhältniſſen auf, weil ihr Anfang und ihre Dauer eben auch vom Durchſchnitt der ſcheinbar ſehr ver- änderlichen Epochen des Eintrittes und des Endes der Regen- zeit unter den Breiten, durch welche der Hauptſtrom und ſeine Nebenflüſſe laufen, abhängig ſind. Es folgt daraus, daß die periodiſchen Schwankungen im Waſſerſtande der Ströme, gerade wie die unveränderliche Temperatur der Höhlen und der Quellen, ſichtbar darauf hinweiſen, daß Feuchtigkeit und Wärme auf einem Striche von beträchtlichem Flächenraum von einem Jahre zum anderen regelmäßig verteilt ſind. Die- ſelben machen ſtarken Eindruck auf die Einbildungskraft des Volkes, wie ja Ordnung in allen Dingen überraſcht, wo die erſten Urſachen ſchwer zu erfaſſen ſind, wie ja die Durch- ſchnittstemperaturen aus einer langen Reihe von Monaten und Jahren den in Verwunderung ſetzen, der zum erſtenmal eine Abhandlung über klimatiſche Verhältniſſe zu Geſicht be- kommt. Ströme, die ganz in der heißen Zone liegen, zeigen in ihren periodiſchen Bewegungen die wundervolle Regel- mäßigkeit, die einem Erdſtriche eigen iſt, wo derſelbe Wind faſt immer Luftſchichten von derſelben Temperatur herführt, und wo die Deklinationsbewegung der Sonne jedes Jahr zur ſelben Zeit mit der elektriſchen Spannung, mit dem Auf- hören der Seewinde und dem Eintritte der Regenzeit eine Störung des Gleichgewichtes verurſacht. Der Orinoko, der Rio Magdalena und der Kongo oder Zaire ſind die einzigen großen Ströme im Aequinoktialſtriche des Erdballes, die in der Nähe des Aequators entſpringen und deren Mündung in weit höherer Breite, aber noch innerhalb der Tropen liegt. Der Nil und der Rio de la Plata laufen in zwei ent-
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langen Reihe von Jahren die Unterſchiede im durchſchnittlichen
Betrage der Temperatur, der Feuchtigkeit und des Luftdruckes
von Monat zu Monat ganz unbedeutend ſind, und daß die
Natur, trotz der häufigen partiellen Störungen, in der Reihen-
folge der meteorologiſchen Erſcheinungen einen feſten Typus
befolgt. Die großen Ströme ſammeln die Waſſer, die auf
einer mehrere tauſend Quadratmeilen großen Erdfläche nieder-
fallen, in einen Behälter. So ungleich auch die Regenmenge
ſein mag, die im Laufe der Jahre in dieſem oder jenem Thale
fällt, auf den Waſſerſtand der Ströme von langem Lauf
haben dergleichen lokale Wechſel ſo gut wie keinen Einfluß.
Die Anſchwellungen ſind der Ausdruck des mittleren Feuch-
tigkeitsſtandes im ganzen Becken; ſie treten Jahr für Jahr
in denſelben Verhältniſſen auf, weil ihr Anfang und ihre
Dauer eben auch vom Durchſchnitt der ſcheinbar ſehr ver-
änderlichen Epochen des Eintrittes und des Endes der Regen-
zeit unter den Breiten, durch welche der Hauptſtrom und
ſeine Nebenflüſſe laufen, abhängig ſind. Es folgt daraus,
daß die periodiſchen Schwankungen im Waſſerſtande der Ströme,
gerade wie die unveränderliche Temperatur der Höhlen und
der Quellen, ſichtbar darauf hinweiſen, daß Feuchtigkeit und
Wärme auf einem Striche von beträchtlichem Flächenraum
von einem Jahre zum anderen regelmäßig verteilt ſind. Die-
ſelben machen ſtarken Eindruck auf die Einbildungskraft des
Volkes, wie ja Ordnung in allen Dingen überraſcht, wo die
erſten Urſachen ſchwer zu erfaſſen ſind, wie ja die Durch-
ſchnittstemperaturen aus einer langen Reihe von Monaten
und Jahren den in Verwunderung ſetzen, der zum erſtenmal
eine Abhandlung über klimatiſche Verhältniſſe zu Geſicht be-
kommt. Ströme, die ganz in der heißen Zone liegen, zeigen
in ihren periodiſchen Bewegungen die wundervolle Regel-
mäßigkeit, die einem Erdſtriche eigen iſt, wo derſelbe Wind
faſt immer Luftſchichten von derſelben Temperatur herführt,
und wo die Deklinationsbewegung der Sonne jedes Jahr
zur ſelben Zeit mit der elektriſchen Spannung, mit dem Auf-
hören der Seewinde und dem Eintritte der Regenzeit eine
Störung des Gleichgewichtes verurſacht. Der Orinoko, der
Rio Magdalena und der Kongo oder Zaire ſind die einzigen
großen Ströme im Aequinoktialſtriche des Erdballes, die in der
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weit höherer Breite, aber noch innerhalb der Tropen liegt.
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Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 4. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_aequinoktial04_1859/179>, abgerufen am 09.11.2024.
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