Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 4. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860.zwischen den Bergen bei Santa Maria, der Mission San zwiſchen den Bergen bei Santa Maria, der Miſſion San <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0190" n="182"/> zwiſchen den Bergen bei Santa Maria, der Miſſion San<lb/> Miguel und dem öſtlichen Ufer des Carony, von San Buena-<lb/> ventura bis Guri und dem Stapelplatz San Joaquin, auf<lb/> einem Landſtrich von nur 9300 <hi rendition="#aq">qkm</hi> beiſammen. Gegen<lb/> Oſt und Süd ſind die Savannen faſt gar nicht bewohnt;<lb/> dort liegen nur weit zerſtreut die Miſſionen Belem, Tumu-<lb/> remo, Tupuquen, Puedpa und Santa Clara. Es wäre zu<lb/> wünſchen, daß der Boden vorzugsweiſe abwärts von den<lb/> Flüſſen bebaut würde, wo das Terrain höher und die Luft<lb/> geſünder iſt. Der Rio Carony, ein herrlich klares, an Fiſchen<lb/> armes Waſſer, iſt von Villa de Barceloneta an, die etwas<lb/> über dem Einfluſſe des Paragua liegt, bis zum Dorfe Guri<lb/> frei von Klippen. Weiter nordwärts ſchlängelt er ſich zwi-<lb/> ſchen zahlloſen Eilanden und Felſen durch, und nur die kleinen<lb/> Kanoen der Kariben wagen ſich in dieſe Raudales oder Strom-<lb/> ſchnellen des Carony hinein. Zum Glück teilt ſich der Fluß<lb/> häufig in mehrere Arme, ſo daß man denjenigen wählen kann.<lb/> der nach Waſſerſtand am wenigſten Wirbel und Klippen über<lb/> dem Waſſer hat. Der große <hi rendition="#g">Salto</hi>, vielberufen wegen der<lb/> maleriſchen Reize der Landſchaft, liegt etwas oberhalb des<lb/> Dorfes Aguacagua oder Carony, das zu meiner Zeit eine<lb/> Bevölkerung von 700 Indianern hatte. Der Waſſerfall ſoll<lb/> 5 bis 6 <hi rendition="#aq">m</hi> hoch ſein, aber die Schwelle läuft nicht über das<lb/> ganze mehr als 100 <hi rendition="#aq">m</hi> breite Flußbett. Wenn ſich einmal<lb/> die Bevölkerung mehr gegen Oſt ausbreitet, ſo kann ſie die<lb/> kleinen Flüſſe Imataca und Aquire benutzen, die ziemlich ge-<lb/> fahrlos zu befahren ſind. Die Mönche, die gern einſam<lb/> hauſen, um ſich der Aufſicht der weltlichen Macht zu ent-<lb/> ziehen, wollten ſich bis jetzt nicht am Orinoko anſiedeln. In-<lb/> deſſen können die Miſſionen am Carony nur auf dieſem Fluſſe<lb/> oder auf dem Cuyuni und dem Eſſequibo ihre Produkte aus-<lb/> führen. Der letztere Weg iſt noch nicht verſucht worden, ob-<lb/> gleich an einem der bedeutendſten Nebenflüſſe des Cuyuni, am<lb/> Rio Juruario, bereits mehrere chriſtliche Niederlaſſungen liegen.<lb/> Dieſer Nebenfluß zeigt bei Hochgewäſſer die merkwürdige Er-<lb/> ſcheinung einer Gabelung; er ſteht dann über den Jurari-<lb/> cuima und den Aurapa mit dem Rio Carony in Verbindung,<lb/> ſo daß der Landſtrich zwiſchen dem Orinoko, der See, dem<lb/> Cuyuni und dem Carony zu einer wirklichen Inſel wird.<lb/> Furchtbare Stromſchnellen erſchweren die Schiffahrt auf dem<lb/> oberen Cuyuni; man hat daher in der neueſten Zeit verſucht,<lb/> einen Weg in die Kolonie Eſſequibo viel weiter gegen Südoſt<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [182/0190]
zwiſchen den Bergen bei Santa Maria, der Miſſion San
Miguel und dem öſtlichen Ufer des Carony, von San Buena-
ventura bis Guri und dem Stapelplatz San Joaquin, auf
einem Landſtrich von nur 9300 qkm beiſammen. Gegen
Oſt und Süd ſind die Savannen faſt gar nicht bewohnt;
dort liegen nur weit zerſtreut die Miſſionen Belem, Tumu-
remo, Tupuquen, Puedpa und Santa Clara. Es wäre zu
wünſchen, daß der Boden vorzugsweiſe abwärts von den
Flüſſen bebaut würde, wo das Terrain höher und die Luft
geſünder iſt. Der Rio Carony, ein herrlich klares, an Fiſchen
armes Waſſer, iſt von Villa de Barceloneta an, die etwas
über dem Einfluſſe des Paragua liegt, bis zum Dorfe Guri
frei von Klippen. Weiter nordwärts ſchlängelt er ſich zwi-
ſchen zahlloſen Eilanden und Felſen durch, und nur die kleinen
Kanoen der Kariben wagen ſich in dieſe Raudales oder Strom-
ſchnellen des Carony hinein. Zum Glück teilt ſich der Fluß
häufig in mehrere Arme, ſo daß man denjenigen wählen kann.
der nach Waſſerſtand am wenigſten Wirbel und Klippen über
dem Waſſer hat. Der große Salto, vielberufen wegen der
maleriſchen Reize der Landſchaft, liegt etwas oberhalb des
Dorfes Aguacagua oder Carony, das zu meiner Zeit eine
Bevölkerung von 700 Indianern hatte. Der Waſſerfall ſoll
5 bis 6 m hoch ſein, aber die Schwelle läuft nicht über das
ganze mehr als 100 m breite Flußbett. Wenn ſich einmal
die Bevölkerung mehr gegen Oſt ausbreitet, ſo kann ſie die
kleinen Flüſſe Imataca und Aquire benutzen, die ziemlich ge-
fahrlos zu befahren ſind. Die Mönche, die gern einſam
hauſen, um ſich der Aufſicht der weltlichen Macht zu ent-
ziehen, wollten ſich bis jetzt nicht am Orinoko anſiedeln. In-
deſſen können die Miſſionen am Carony nur auf dieſem Fluſſe
oder auf dem Cuyuni und dem Eſſequibo ihre Produkte aus-
führen. Der letztere Weg iſt noch nicht verſucht worden, ob-
gleich an einem der bedeutendſten Nebenflüſſe des Cuyuni, am
Rio Juruario, bereits mehrere chriſtliche Niederlaſſungen liegen.
Dieſer Nebenfluß zeigt bei Hochgewäſſer die merkwürdige Er-
ſcheinung einer Gabelung; er ſteht dann über den Jurari-
cuima und den Aurapa mit dem Rio Carony in Verbindung,
ſo daß der Landſtrich zwiſchen dem Orinoko, der See, dem
Cuyuni und dem Carony zu einer wirklichen Inſel wird.
Furchtbare Stromſchnellen erſchweren die Schiffahrt auf dem
oberen Cuyuni; man hat daher in der neueſten Zeit verſucht,
einen Weg in die Kolonie Eſſequibo viel weiter gegen Südoſt
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