Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 4. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860.die bereits genannten, der Macanao und die Vega de San Nach langem vergeblichem Suchen fanden wir endlich, die bereits genannten, der Macanao und die Vega de San Nach langem vergeblichem Suchen fanden wir endlich, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0289" n="281"/> die bereits genannten, der Macanao und die Vega de San<lb/> Juan, ſteigen gerade aus dem Waſſer auf. In der letzteren,<lb/> der öſtlichſten, liegt der Hauptort der Inſel, La Aſuncion, der<lb/> Hafen Pampatar und die Dörfer Pueblo de la Mar, Pueblo<lb/> del Norte und San Juan. Die weſtliche Gruppe, der Ma-<lb/> canao, iſt faſt ganz unbewohnt. Die Landenge, welche dieſe<lb/> gewaltigen Glimmerſchiefermaſſen verbindet, war kaum ſicht-<lb/> bar; ſie erſchien durch die Luftſpiegelung verzogen und man<lb/> erkannte dieſes Zwiſchenglied des Landes, durch das die<lb/> Laguna grande läuft, nur an zwei kleinen zuckerhutförmigen<lb/> Bergen, die unter dem Meridian der Punta de Piedras lie-<lb/> gen. Weiter herwärts ſahen wir auf den kleinen öden Archipel<lb/> der vier Morros del Tunal, der Karibes und Lobos hinab.</p><lb/> <p>Nach langem vergeblichem Suchen fanden wir endlich,<lb/> ehe wir zur Nordküſte der Halbinſel Araya hinabgingen, in<lb/> einer ungemein ſchwer zugänglichen Schlucht (<hi rendition="#aq">Aroyo del<lb/> Robalo</hi>) das Mineral, das man uns in Cumana gezeigt hatte.<lb/> Der Glimmerſchiefer ging raſch in kohlenhaltigen, glänzenden<lb/> Thonſchiefer über. Es war Ampelit; das Waſſer (denn es<lb/> gibt hier kleine Quellen, und kürzlich hat man ſelbſt beim<lb/> Dorfe Maniquarez eine gefunden) war mit gelbem Eiſen-<lb/> oxyd geſchwängert und hatte einen zuſammenziehenden Ge-<lb/> ſchmack. Die anſtehenden Felswände waren mit ausgewit-<lb/> terter haarförmiger ſchwefelſaurer Thonerde bedeckt, und wirk-<lb/> liche 5 bis 8 <hi rendition="#aq">cm</hi> dicke Schichten natürlichen Alauns ſtrichen im<lb/> Thonſchiefer fort, ſo weit das Auge reichte. Der Alaun iſt<lb/> weißgrau, an der Oberfläche etwas matt, im Inneren hat er<lb/> faſt Glasglanz; der Bruch iſt nicht faſerig, ſondern unvoll-<lb/> kommen muſchelig. An nicht ſtarken Bruchſtücken iſt er halb<lb/> durchſichtig. Der Geſchmack iſt ſüßlich, adſtringierend, ohne<lb/> Bitterkeit. Ich fragte mich noch an Ort und Stelle, ob dieſer<lb/> ſo reine Alaun, der ohne die geringſte Lücke eine Schicht im<lb/> Thonſchiefer bildet, gleichzeitig mit der Gebirgsart gebildet,<lb/> oder ob ihm ein neuerer, ſozuſagen ſekundärer Urſprung<lb/> zuzuſchreiben iſt, wie dem ſalzſauren Natron, das man zu-<lb/> weilen in kleinen Gängen an Stellen findet, wo hochſohlige<lb/> Salzquellen durch Gips- oder Thonſchichten hindurchgehen?<lb/> Nichts weiſt aber hier auf eine Bildungsweiſe hin, die auch<lb/> noch gegenwärtig vorkommen könnte. Das Schiefergeſtein<lb/> hat lediglich keine offene Spalte, zumal keine, die dem Strei-<lb/> chen der Blätter parallel liefe. Man fragt ſich ferner, ob<lb/> dieſer Alaunſchiefer eine dem Urglimmerſchiefer von Araya<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [281/0289]
die bereits genannten, der Macanao und die Vega de San
Juan, ſteigen gerade aus dem Waſſer auf. In der letzteren,
der öſtlichſten, liegt der Hauptort der Inſel, La Aſuncion, der
Hafen Pampatar und die Dörfer Pueblo de la Mar, Pueblo
del Norte und San Juan. Die weſtliche Gruppe, der Ma-
canao, iſt faſt ganz unbewohnt. Die Landenge, welche dieſe
gewaltigen Glimmerſchiefermaſſen verbindet, war kaum ſicht-
bar; ſie erſchien durch die Luftſpiegelung verzogen und man
erkannte dieſes Zwiſchenglied des Landes, durch das die
Laguna grande läuft, nur an zwei kleinen zuckerhutförmigen
Bergen, die unter dem Meridian der Punta de Piedras lie-
gen. Weiter herwärts ſahen wir auf den kleinen öden Archipel
der vier Morros del Tunal, der Karibes und Lobos hinab.
Nach langem vergeblichem Suchen fanden wir endlich,
ehe wir zur Nordküſte der Halbinſel Araya hinabgingen, in
einer ungemein ſchwer zugänglichen Schlucht (Aroyo del
Robalo) das Mineral, das man uns in Cumana gezeigt hatte.
Der Glimmerſchiefer ging raſch in kohlenhaltigen, glänzenden
Thonſchiefer über. Es war Ampelit; das Waſſer (denn es
gibt hier kleine Quellen, und kürzlich hat man ſelbſt beim
Dorfe Maniquarez eine gefunden) war mit gelbem Eiſen-
oxyd geſchwängert und hatte einen zuſammenziehenden Ge-
ſchmack. Die anſtehenden Felswände waren mit ausgewit-
terter haarförmiger ſchwefelſaurer Thonerde bedeckt, und wirk-
liche 5 bis 8 cm dicke Schichten natürlichen Alauns ſtrichen im
Thonſchiefer fort, ſo weit das Auge reichte. Der Alaun iſt
weißgrau, an der Oberfläche etwas matt, im Inneren hat er
faſt Glasglanz; der Bruch iſt nicht faſerig, ſondern unvoll-
kommen muſchelig. An nicht ſtarken Bruchſtücken iſt er halb
durchſichtig. Der Geſchmack iſt ſüßlich, adſtringierend, ohne
Bitterkeit. Ich fragte mich noch an Ort und Stelle, ob dieſer
ſo reine Alaun, der ohne die geringſte Lücke eine Schicht im
Thonſchiefer bildet, gleichzeitig mit der Gebirgsart gebildet,
oder ob ihm ein neuerer, ſozuſagen ſekundärer Urſprung
zuzuſchreiben iſt, wie dem ſalzſauren Natron, das man zu-
weilen in kleinen Gängen an Stellen findet, wo hochſohlige
Salzquellen durch Gips- oder Thonſchichten hindurchgehen?
Nichts weiſt aber hier auf eine Bildungsweiſe hin, die auch
noch gegenwärtig vorkommen könnte. Das Schiefergeſtein
hat lediglich keine offene Spalte, zumal keine, die dem Strei-
chen der Blätter parallel liefe. Man fragt ſich ferner, ob
dieſer Alaunſchiefer eine dem Urglimmerſchiefer von Araya
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