Humboldt, Alexander von: [Über die Hochebene von Bogota]. In: Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preuss. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Berlin, 1838, S. 38-43.Specielle Ansicht der Hochebene von Bogota, aus noch un- Die Vegetation der Hochebene contrastirt mit der des Ab- Specielle Ansicht der Hochebene von Bogota, aus noch un- Die Vegetation der Hochebene contrastirt mit der des Ab- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0004" n="40"/> <p>Specielle Ansicht der <placeName>Hochebene von Bogota</placeName>, aus noch un-<lb/> gedruckten Tagebüchern geschöpft. Bewohnbarkeit, Klima, Phy-<lb/> siognomik der Vegetation, geognostische Schichtungs-Verhältnisse.<lb/> Das Plateau, <hi rendition="#g"><placeName>Llanura de Bogota</placeName></hi>, nach den alten Mythen der<lb/> Ureinwohner vom Stamme der Muyscas der Boden des ausge-<lb/> trockneten Sees Funzha, hat die mittlere Höhe von 8130 Fuſs.<lb/> Die Stadt <placeName>Bogota</placeName>, vor dem Freiheitskriege <placeName>Santa Fe de Bogota</placeName><lb/> genannt, liegt 2556 Fuſs höher als das mildere <placeName>Popayan</placeName> und<lb/> 820 Fuſs tiefer als <placeName>Quito</placeName>. Es bietet in seiner 15-18 geogra-<lb/> phische Quadrat-Meilen groſsen, ganz söligen, fast baumlosen<lb/> Fläche vier merkwürdige Erscheinungen dar; den prachtvollen<lb/><hi rendition="#g"><placeName>Wasserfall des Tequendama</placeName></hi>, der von der Region immer-<lb/> grüner Eichen in eine Kluft stürzt, zu welcher Palmen und baum-<lb/> artige Farren bis an den Fuſs der Cataracte hinaufgestiegen sind;<lb/> das mit Mastodonten-Knochen überfüllte <hi rendition="#g">Riesenfeld</hi>, <hi rendition="#g">Campo<lb/> de Gigantes; Steinkohlenflöze</hi> und mächtige <hi rendition="#g">Steinsalz-<lb/> schichten</hi>. Das Vorkommen der beiden letztern Formationen<lb/> erregt um so mehr Befremdung, als sie eine Höhe erreichen,<lb/> ohngefähr der gleich, welche man erhält, wenn man sich unseren<lb/><placeName>Brocken</placeName> auf den Gipfel der <placeName>Schneekoppe</placeName> gethürmt denkt. Der<lb/> Charakter der ganzen Landschaft ist groſsartig, aber melancho-<lb/> lisch und öde. Die Stadt, von Alleen riesenmäſsiger Daturen<lb/> umgeben, liegt dicht an einer fast senkrecht abgestürzten Fels-<lb/> wand, deren östlicher Abfall über den <placeName>Paramo de Chiguachi</placeName> hin-<lb/> über in die <placeName>Ebenen des Meta</placeName> und <placeName>Orinoco</placeName> führt. An dieser<lb/> Felswand hängen, fast zwei tausend Fuſs über der Stadt, nester-<lb/> artig zwei Capellen, <placeName>Monserrate</placeName> und <placeName>Guadalupe</placeName>, besuchte Wall-<lb/> fahrts-Orte, in absoluter Höhe fast dem Gipfel des <placeName>Ätna</placeName> gleich.<lb/> Gegen Südwesten sieht man ununterbrochen eine Dampfsäule<lb/> aufsteigen. Sie bezeichnet den Punkt, wo der <placeName>Wasserfall von<lb/> Tequendama</placeName> liegt.</p><lb/> <p>Die Vegetation der Hochebene contrastirt mit der des Ab-<lb/> hanges der Felswand, an der die Capellen hängen, wo unter dem<lb/> Schatten von <hi rendition="#i">Escallonia tubar, Vallea stipularis</hi> und Weinman-<lb/> nien, purpurblüthige Thibaudien, Passifloren und Gaulterien von<lb/> ewigem Nebel getränkt werden. Die mittlere Jahrestemperatur<lb/> von <placeName>Bogota</placeName> (bei 8130 Fuſs Höhe und unter 4° 36′ Breite) ist<lb/> 14′ 5, nach hunderttheiliger Scala, also gleich der Temperatur<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [40/0004]
Specielle Ansicht der Hochebene von Bogota, aus noch un-
gedruckten Tagebüchern geschöpft. Bewohnbarkeit, Klima, Phy-
siognomik der Vegetation, geognostische Schichtungs-Verhältnisse.
Das Plateau, Llanura de Bogota, nach den alten Mythen der
Ureinwohner vom Stamme der Muyscas der Boden des ausge-
trockneten Sees Funzha, hat die mittlere Höhe von 8130 Fuſs.
Die Stadt Bogota, vor dem Freiheitskriege Santa Fe de Bogota
genannt, liegt 2556 Fuſs höher als das mildere Popayan und
820 Fuſs tiefer als Quito. Es bietet in seiner 15-18 geogra-
phische Quadrat-Meilen groſsen, ganz söligen, fast baumlosen
Fläche vier merkwürdige Erscheinungen dar; den prachtvollen
Wasserfall des Tequendama, der von der Region immer-
grüner Eichen in eine Kluft stürzt, zu welcher Palmen und baum-
artige Farren bis an den Fuſs der Cataracte hinaufgestiegen sind;
das mit Mastodonten-Knochen überfüllte Riesenfeld, Campo
de Gigantes; Steinkohlenflöze und mächtige Steinsalz-
schichten. Das Vorkommen der beiden letztern Formationen
erregt um so mehr Befremdung, als sie eine Höhe erreichen,
ohngefähr der gleich, welche man erhält, wenn man sich unseren
Brocken auf den Gipfel der Schneekoppe gethürmt denkt. Der
Charakter der ganzen Landschaft ist groſsartig, aber melancho-
lisch und öde. Die Stadt, von Alleen riesenmäſsiger Daturen
umgeben, liegt dicht an einer fast senkrecht abgestürzten Fels-
wand, deren östlicher Abfall über den Paramo de Chiguachi hin-
über in die Ebenen des Meta und Orinoco führt. An dieser
Felswand hängen, fast zwei tausend Fuſs über der Stadt, nester-
artig zwei Capellen, Monserrate und Guadalupe, besuchte Wall-
fahrts-Orte, in absoluter Höhe fast dem Gipfel des Ätna gleich.
Gegen Südwesten sieht man ununterbrochen eine Dampfsäule
aufsteigen. Sie bezeichnet den Punkt, wo der Wasserfall von
Tequendama liegt.
Die Vegetation der Hochebene contrastirt mit der des Ab-
hanges der Felswand, an der die Capellen hängen, wo unter dem
Schatten von Escallonia tubar, Vallea stipularis und Weinman-
nien, purpurblüthige Thibaudien, Passifloren und Gaulterien von
ewigem Nebel getränkt werden. Die mittlere Jahrestemperatur
von Bogota (bei 8130 Fuſs Höhe und unter 4° 36′ Breite) ist
14′ 5, nach hunderttheiliger Scala, also gleich der Temperatur
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