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Humboldt, Alexander von: Über die Chinawälder in Südamerika. In: Magazin für die neusten Entdeckungen in der gesammten Naturkunde, 1. Jg. (1807), S. 57-68, 104-120.

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in Südamerika.
1738. Späterhin, 1739, besuchte Joseph de Jussieu die Gegend um Loxa.
Er ärndtete daselbst und um Zaruma viele Pflanzen ein, welche sich
noch im Jussieuschen Herbarium in Paris befinden, und welche wir mit
den unsrigen, eben dort, sechzig Jahr später eingesammelten verglichen
haben. Unter diesen befand sich die Cinchona pubescens, welche Vahl
als neu beschrieben hat, welche aber, wie wir weiter unten erweisen
werden, die erste Cinchona officinalis des Linneischen Systema Natu-
rae
nach der zwölften Ausgabe ist. Im Jahr 1743 war La Condamine
zum zweiten Male in Loxa, von wo aus er, wie wir im Jahr 1802 nach
Tomependa und dem Amazonenstrohme reiste. Damals wurde der erste,
und sonderbar genug, der letzte Versuch gemacht, junge Stämme des
Fieberrindenbaums lebendig nach Europa zu bringen. Nachdem der
Astronom sie 8 Monathe lang auf einer Schiffahrt von 1200 Lieues sorg-
sam gepflegt hatte, verschlang sie ein hoher Wellenschlag, der beim Cap
d'Orange
nördlich von Para das Canot überströmte.

Lange kannten die Botaniker in ihren Systemen nur eine einzige
Species von Cinchona, welche Linne officinalis nannte, und in deren
Beschreibung er unsere C. condaminea und C.cordifolia Mutis ohne
es zu wissen verband; denn das ihm von Santa Fe aus gesandte Exem-
plar war gelbe China, und von der, von La Condamine freilich unvoll-
kommen gezeichneten, ganz verschieden. Jacquin's Reise lehrte endlich
eine zweite Species, die C. caribaea kennen. Die Westindischen Inseln,
die Südsee, selbst Ostindien boten den Reisenden nach und nach mehr
Arten der Cinchona dar; aber gerade die heilsamsten und merkwürdig-
sten des Continents von Südamerika blieben am längsten unbeachtet.

Von 1638 bis 1776 kam keine andere Fieberrinde in den Handel
als die des Corregimiento de Loxa und der zunächst gelegenen Gegen-
den. La Condamine erwähnt, der China von Riobamba und Cuenca in
der Provinz Quito wie der von Ayavaca und Jaen de Bracamorros. Aber
die China von den innern Theilen von Peru (um Huanuco und in der
Provinz La Paz) oder gar die China des Königreichs Neu-Grenada wa-
ren ihm völlig unbekannt.

Man ahndete nicht, dass es nördlich vom Aequator, also in unserer
Hemisphäre Fieberrindenbäume geben könne, bis ein glücklicher Zufall
einen Mann, der lange Zeit wegen der ökonomischen Verhältnisse des
Chinaschälens in Loxa gelebt hatte, auf seinem Rückwege nach Spanien
über Popayan nach Santa Fe de Bogota führte. Dieser aufmerksame
Reisende war der Obermünz-Direktor, (Superintendente general de Moneda
de S. Fe) Don Miguel de Santistevan, der ohne alle botanische Kennt-
nisse physiognomisch, das heisst nach den blossen Habitus, die China-
bäume von Loxa an bis zum 21/2° nördlicher Breite entdeckte. In einem


in Südamerika.
1738. Späterhin, 1739, besuchte Joseph de Jussieu die Gegend um Loxa.
Er ärndtete daselbst und um Zaruma viele Pflanzen ein, welche sich
noch im Jussieuschen Herbarium in Paris befinden, und welche wir mit
den unsrigen, eben dort, sechzig Jahr später eingesammelten verglichen
haben. Unter diesen befand sich die Cinchona pubescens, welche Vahl
als neu beschrieben hat, welche aber, wie wir weiter unten erweisen
werden, die erste Cinchona officinalis des Linneischen Systema Natu-
rae
nach der zwölften Ausgabe ist. Im Jahr 1743 war La Condamine
zum zweiten Male in Loxa, von wo aus er, wie wir im Jahr 1802 nach
Tomependa und dem Amazonenstrohme reiste. Damals wurde der erste,
und sonderbar genug, der letzte Versuch gemacht, junge Stämme des
Fieberrindenbaums lebendig nach Europa zu bringen. Nachdem der
Astronom sie 8 Monathe lang auf einer Schiffahrt von 1200 Lieues sorg-
sam gepflegt hatte, verschlang sie ein hoher Wellenschlag, der beim Cap
d'Orange
nördlich von Parà das Canot überströmte.

Lange kannten die Botaniker in ihren Systemen nur eine einzige
Species von Cinchona, welche Linné officinalis nannte, und in deren
Beschreibung er unsere C. condaminea und C.cordifolia Mutis ohne
es zu wissen verband; denn das ihm von Santa Fe aus gesandte Exem-
plar war gelbe China, und von der, von La Condamine freilich unvoll-
kommen gezeichneten, ganz verschieden. Jacquin's Reise lehrte endlich
eine zweite Species, die C. caribaea kennen. Die Westindischen Inseln,
die Südsee, selbst Ostindien boten den Reisenden nach und nach mehr
Arten der Cinchona dar; aber gerade die heilsamsten und merkwürdig-
sten des Continents von Südamerika blieben am längsten unbeachtet.

Von 1638 bis 1776 kam keine andere Fieberrinde in den Handel
als die des Corregimiento de Loxa und der zunächst gelegenen Gegen-
den. La Condamine erwähnt, der China von Riobamba und Cuenca in
der Provinz Quito wie der von Ayavaca und Jaen de Bracamorros. Aber
die China von den innern Theilen von Peru (um Huanuco und in der
Provinz La Paz) oder gar die China des Königreichs Neu-Grenada wa-
ren ihm völlig unbekannt.

Man ahndete nicht, daſs es nördlich vom Aequator, also in unserer
Hemisphäre Fieberrindenbäume geben könne, bis ein glücklicher Zufall
einen Mann, der lange Zeit wegen der ökonomischen Verhältnisse des
Chinaschälens in Loxa gelebt hatte, auf seinem Rückwege nach Spanien
über Popayan nach Santa Fe de Bogota führte. Dieser aufmerksame
Reisende war der Obermünz-Direktor, (Superintendente general de Moneda
de S. Fe) Don Miguel de Santistevan, der ohne alle botanische Kennt-
nisse physiognomisch, das heiſst nach den bloſsen Habitus, die China-
bäume von Loxa an bis zum 2½° nördlicher Breite entdeckte. In einem

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Über die Chinawälder in Südamerika. In: Magazin für die neusten Entdeckungen in der gesammten Naturkunde, 1. Jg. (1807), S. 57-68, 104-120, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_chinawaelder_1807/6>, abgerufen am 21.11.2024.