Humboldt, Alexander von: [Über ein von Freiesleben in einer im Basalt enthaltenen Masse gefundenes Petrefact]. In: Chemische Annalen für die Freunde der Naturlehre, Arzneygelahrtheit, Haushaltungskunde und Manufacturen, St. 1 (1792), S. 70-72.Vom Hrn. v. Humboldt in Freiberg. Auf einer Reise, die ich von hier aus durch das jeder
Vom Hrn. v. Humboldt in Freiberg. Auf einer Reiſe, die ich von hier aus durch das jeder
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Vom Hrn. v. Humboldt in Freiberg.
Auf einer Reiſe, die ich von hier aus durch das
Boͤhmiſche Mittelgebirge machte, beobachtete mein
ſcharfſinniger Freund, Herr Freiesleben, ein
Phaͤnomen, welches mir fuͤr das geognoſtiſche Ver-
halten des Baſalts uͤberaus merkwuͤrdig
und bis jetzt noch einzig zu ſeyn ſcheint. „Er
„entdeckte an der nord-oͤſtlichen Kuppe des Kau-
„ſaner Bergs (ohnweit Podſedlitz) in den
„unregelmaͤßigen Baſaltſaͤulen Olivin, Kalk-
„ſpathnieren, Hornblende und große Maſſen von
„gruͤnlich-weißem, gelblich-grauem und berggruͤ-
„nem Thonmergel, und in dieſem derben Thon-
„mergel einen vollkommen deutlichen
„Pflanzen-Abdruck, etwa von einem Cera-
„ſtium oder einer Alfine. Derſelbe iſt gegen drey
„viertel Zoll hoch, etwas erhaben und von dunkel-
„gruͤnlich-grauer Farbe.“ Unpartheiiſchen Mine-
ralogen, die ihr Syſtem der Natur, nicht die
Natur ihrem Syſteme anpaſſen wollen, muß dieſe
intereſſante Beobachtung des Hrn. Frei-
esleben, dies Vorkommen eines Petrefakts
in einer in Baſalt enthaltenen Maſſe
ſehr wichtig ſeyn. Unſere Geognoſie kann nur das
Reſultat vorher entdeckten Thatſachen ſeyn. Jede
neue Thatſache muß ihr zum Pruͤfſtein dienen, ſie
beſtaͤtigen, anders modificiren oder gar umſtuͤrzen.
— Von Hrn. D. Reußl haben wir bald eine
Fortſetzung ſeiner Orographie des Mittelgebirges
zu erwarten, deren aͤcht klaſſiſchen Werth
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